Wie der Volksmund schon sagt: Verschobene Freude ist doppelte Freude! Zugegeben: Das Sprichwort ist nicht ganz korrekt wiedergegeben, aber passt so gut auf das neue Album von Reckless Kelly, auf das man immerhin vier Jahre warten musste. Album ist dabei auch eine infame Untertreibung, denn eigentlich ist es ein Doppelalbum. Nachdem „Jackpot“ fertig war, kam den Jungs aus Idaho die Idee gleich noch eines hinterherzuschieben. Also wieder rein ins Studio und noch „Girls“ rausgehauen. Deutlich hörbar war dabei eine Menge Liebe im Spiel. Liebe zu Amerika nämlich. Und zwar nicht im politisch-trumpschen „America First“-Sinne, sondern – um gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen – einer von Mitgründer Willy Braun noch einmal deutlich betonten, gänzlich unpolitischen Liebe zu Land und Leuten. Diese Liebe überträgt sich eins zu eins auf die Musik. Reckless Kelly erschaffen Americana in definitiver Großartigkeit. Knarzig, knorrig und dabei von einer Süffigkeit wie edler Shiraz. Das bekommen nur ganz wenige Bands des Genres hin. Da schimmern die Großen wie Tom Petty oder John Mellencamp durch, aber auch die weniger Bekannten wie American Aquarium oder Jason Isbell. In jedem Falle ein Roots-Rock-Werk aus der Feinkostabteilung!
Reckless Kelly: American Jackpot/American Girls
No Big Deal Records/Thirty Tigers-Membran
