Musikantengeplänkel XXIV
Leute, heute geht’s ans Eingemachte. Wir müssen euch was sagen, denn mit dem liebgewonnenen Geplänkel biegen wir jetzt so langsam auf die Zielgerade ein. Und dann noch das: Die völlig übernächtigte Losfee zieht doch tatsächlich noch den goldenen Joker Manuel Stein, nebenberuflicher Schlagzeuger der Los Borrachos und hauptberuflicher Soundmann, unter anderem für die Boppins und die Music Monks. Und das Kaugummipapier, das jemand da mal heimlich reingeschmuggelt hat: Jens Trierweiler, nebenberuflicher Frontmann bei den Music Monks und hauptberuflicher Bühnen- und Künstlermanager. Na das kann ja was werden.
Jens: Tadaa! Überraschung!
Manu: Du? Echt jetzt?
J: Jo.
M: Ich mag dich. Echt. Aber ich hatte mich irgendwie auf jemanden gefreut, den ich nicht sowieso schon andauernd sehe.
J: Das hat seine Gründe …
M: Aha.
J: Als die Losfee deinen Namen gezogen hat, war klar, dass wir das keinem Fremden zumuten können. Ist eh doof gelaufen. Eigentlich hatten wir das Los mit deinem Namen am Boden des Sektkühlers festgeklebt … (lacht)
M: Ist immer schön, wenn man sich willkommen fühlt. Und dann auch noch um diese Uhrzeit …
J: Ham wir dich geweckt?
M: Freitagmorgens um die Uhrzeit bin ich eher selten wach, weil ich donnerstags ja gerne mal im Colos-Saal Ton mache oder mit den Boppins unterwegs bin. Was beides nicht gerade Feierabend um 22 Uhr bedeutet. Ist aber krass, was um diese Zeit in der Stadt schon los ist. Voll viele Menschen unterwegs! (alle lachen) Außerdem habe ich heute erst gemerkt, dass mein Wecker auch einstellige Zahlen kann …
J: Du schläfst aus, wenn du mit den Boppins unterwegs bist?
M: Ja, aber nur, wenn ich nachts wieder heimkomme. Wenn wir im Hotel sind, dann wollen die immer schon um acht Uhr los. Man hätte dann noch was vom Tag, sagen die immer. Ich bekomm sie aber oft auf 9 Uhr diskutiert. Wobei ich das teilweise auch verstehen kann, wenn die nächste Stadt was hermacht und man dann dort etwas mehr Zeit verbringen kann.
J: Bei uns entscheidet oftmals der Zustand, in dem man ins Bett gegangen ist, ob die nächste Stadt interessiert oder nicht!
M: Stimmt auch wieder. Wobei das ja vor allem für den jeweiligen Fahrer vom Bandbus relevant ist.
J: Betrifft dich also nicht?
M: Naja, ich hab den mal rückwärts eingeparkt. Seitdem bin ich aus versicherungstechnischen Gründen vom Fahren befreit.
J: Verstehe. Teuer gewesen?
M: Hat schon gut gerummst, ja! (alles lacht) Aber zurück zum Thema: Eigentlich habe ich den Job ja ergriffen, weil ich nicht mehr so früh aufstehen wollte.
J: Deshalb bist du Soundmann geworden? Oder hat’s als Drummer einfach nicht gereicht?
M: Ich hatte immer schon das Gefühl, dass es in Aschaffenburg und dem Rhein-Main-Gebiet viele gute Mucker, aber nur wenige gute Tonleute gibt. Und wie das immer so ist, in jeder Band gibt es den Einen, der sich um die Anlage, die Mikros und so kümmern muss. Das war ich – aber ich hatte auch ein Faible dafür. Also habe ich Bücher gewälzt und bin irgendwann über Franz Ullrich zu Black & White gekommen. Das waren meine ersten FOH-Jobs. Da ging mir am Anfang ganz schön der Stift. Der Rest in Richtung Hauptberuf hat sich dann ergeben.
J: Also bist du auf ähnliche Weise zu deinem Job gekommen wie ich. Bei dir war’s das Thema Anlage in der Band, ich war in allen Bands immer derjenige, der mit Veranstaltern telefonieren und alles organisieren durfte und am Ende noch nächtelang Plakatieren gegangen ist. Bis auf das Thema Steuern, da hat mal jemand zu mir gesagt: „Lass mich das mal besser machen …“ (alles lacht) Aber im Grunde so klassisch wie bei dir: Über die Band in den Hauptjob hinter den Kulissen.
M: Inwieweit geht dein Job eigentlich ins Thema Technik?
J: Naja, du musst schon die technischen Anforderungen im Rider lesen und verarbeiten können, da ich ja oft die Schnittstelle zwischen den Künstlern und deren Technikern und dem Veranstalter bin. Also ist es nicht selten die Aufgabe, innerhalb des Budgets das bestmögliche Set-up zu realisieren.
M: Wie siehst du das: Ich habe da so eine Unart ausgemacht, dass von Künstlerseite immer wahnsinnig viel an Technik gefordert wird, obwohl sie mit der Hälfte locker auskommen würden. Mein Ding ist das nicht, ich schreibe in einen Rider eigentlich immer nur das rein, was ich auch wirklich brauche.
J: Da bist du tatsächlich eine rühmliche Ausnahme, denn mich nervt diese ewige Feilscherei auch. Ich kenne das Phänomen aber eher aus dem Bereich hinter der Bühne, also Catering-, Garderoben- und Hotelanforderungen. Wobei es hier vielleicht einen anderen Grund gibt, denn manche Veranstalter knausern. Und dann kommt es zu der Situation, dass der Künstler viel mehr fordert als nötig, weil er weiß: Wenn ich nur die Hälfte bekomme, lebe ich wie ein normaler Mensch. Gerade Acts, die lange auf Tour sind, können sich ja nicht jeden Tag von Pizza und Fast Food ernähren, das sieht man ja ein. Komisch wird’s, wenn Bands, die einmal im Quartal spielen, eine Bühnenanweisung im Ausmaß der Rolling Stones haben …
M: Fang mir nicht von diesem Thema an, da könnte ich jetzt was erzählen … Stichwort Tribute Bands … ! (alle lachen) Aber mal im Ernst: Bist du lieber auf oder hinter der Bühne?
J: Hm, ich finde beides gleich schön, weil es von der Gewichtung her passt. Mit den Monks und ein paar anderen Geschichten spiele ich insgesamt circa 20 Termine im Jahr und das ist super so. Die Schlagzahl, die wir früher gefahren haben, würde ich nicht mehr machen wollen. Das merke ich, wenn ich mit anderen Künstlern unterwegs bin. Da ist mit Showbeginn mein größter Stress vorbei und ich freue mich oft, dass ich in dem Moment nicht derjenige bin, der jetzt auf die Bühne muss. Bei dir ist das schlimmer – du musst bis Showende durchziehen.
M: Das stimmt allerdings. Schaust du dir immer alle Konzerte komplett an, wenn du mit anderen Künstlern unterwegs bist?
J: Bist du wahnsinnig? In bestimmten Genres kann das ziemlich anstrengend sein. Außerdem hat man währenddessen ja auch andere Aufgaben …
M: Das ist tatsächlich ein großer Unterschied zwischen uns! (alle lachen) Aber im Ernst, ich habe da schon einige Praktikanten scheitern sehen, als die sich dem zeitlichen Umfang eines Jobs hinter den Kulissen bewusst wurden. Sprich die Tatsache, dass zu dem Zeitpunkt, an dem die Band zu spielen anfängt, viele Leute im Hintergrund schon acht Stunden Arbeit auf der Uhr haben und noch vier bis sechs Stunden vor ihnen liegen. Ganz abgesehen davon, dass es halt anstrengend ist. Egal, ob du Soundmann oder Tourmanager bist. Ganz nebenbei musst du ja auch fähig sein, ad hoc Probleme zu lösen.
J: Naja, manchmal ist es aber auch besser zu wissen, wen du im Fall der Fälle anrufen kannst. Oft ist das Telefonbuch fast wichtiger als die eigene Problemlösungskompetenz.
M: Ein umfangreiches Netzwerk ist mit Geld nicht zu bezahlen.
J: Teamwork halt.
M: Teamwork halt!