Corona-Zeiten, verrückte Zeiten. Is this the End of the World, as we know it? Solche und ähnliche Fragen können wir uns jetzt stellen. Wenn wir zuhause im Home-Office sitzen und so tun als ob. Während uns die Kinder zwischen den Beinen rumturnen und die achte Folge von irgendeinem Cartoon-Bockmist auf Netflix erbetteln. Und wir kraftlos einwilligen, nur um wenigstens die Mails beantworten zu können. Oder wenn uns im Getränkemarkt zwei Menschen mit Endzeit-Atemmasken begegnen, in langen Mänteln und mit Handschuhen. Während andere im Stadtteil trotzdem noch eine Engtanz-Fete planen und das auch durchziehen. Bei wachem Verstand und ohne Not. Zwischen diesen Polen bewegen wir uns im Frühjahr 2020 und ich frage mich ernsthaft: Wer soll da noch durchblicken und kühlen Kopf bewahren? Und was ist noch wichtig und relevant? Überhaupt: Welche Jobs sind denn wirklich notwendig, damit der Laden hier halbwegs weiter brummt. Meiner nicht unbedingt. Da mach’ ich mir nichts vor. Und hau’ mir für diese Selbsterkenntnis gleich mal selbst kräftig auf die Schulter. Hör’ aber stante pede auf damit und spar’ besser meine Kraft. Mir fallen nämlich noch ein paar ganz andere ein. Dummerweise sehen das nur nicht alle so. Und das bringt mich erst wirklich zum Nachdenken.
Vor Kurzem sagte nämlich jemand eine Party ab, mit der Begründung, da kämen ganz viele Juristen und Investmentbanker. Die dürften sich jetzt auf keinen Fall anstecken. Liebe Leute, mal ganz unter uns, rattert es noch richtig im Hirnkasten? Fernab der Tatsache, dass sich am besten niemand ansteckt, kommt mir auf Anhieb ein ganzer Sack an anderen Berufsbildern in den Sinn, die jetzt nicht wegbrechen dürfen. Der Investmentbanker gehört nicht in die erste Reihe. Ich will euch nicht ans Schienbein treten, aber gegenwärtig wäre es weitaus dramatischer, die Krankenschwester, der Altenpfleger oder sogar die Frau in der Käserei würde sich krankheitsbedingt vom Dienst abmelden. So aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive betrachtet. Oder jemand von der Müllabfuhr oder Polizei.
Denn wenn der gemeine Banker in die Quarantäne muss, dann stirbt oder verhungert erst einmal niemand. Oder übersehe ich da etwas? Ich behaupte sogar, es wäre so einschneidend für uns, wie der Sack Reis in China. Sorry fürs gekränkte Ego! Das Problem und der eigentliche Skandal liegen aber ganz woanders. Und jetzt dürfen alle mal messerscharf mitdenken. Na dämmert es? Die Jobs, die jetzt nicht wegbrechen dürfen, sind nämlich in nicht unerheblichem Maß vor allem auch Arbeitsstellen, die am unteren Ende der Einkommensskala liegen. Jaja. Gesellschaftlich enorm relevant und doch scheiße vergütet. Und es kommt noch doller. Na, kommt jemand hier auch noch auf das schmale Brett? Richtig! Diese Arbeiten wiederum werden zum Großteil von Frauen erledigt. So, jetzt soll mir mal wieder einer von den neunmalklugen Ewiggestrigen was von Gerechtigkeit erklären und mich wegen mir auch beschimpfen. Vielleicht ist Corona wenigstens für eine Sache gut: Nämlich diese Tatsache offensichtlich zu machen. Ich befürchte, aber auch das hilft nicht wirklich. Also doch nicht das Ende der Welt, wie wir sie kennen? Verflixt. Was muss denn noch alles passieren?