Vor einigen Tagen geriet ich zufällig in eine ältere TV-Dokumentation über den Sänger der Rostocker Punkband Feine Sahne Fischfilet. Obwohl ich Punkrock gerne mag und vor allem deutsche Bands des Genres ohne Rast und Ruh feiere, habe ich mich nie ausreichend mit Feine Sahne Fischfilet beschäftigt. Ich glaube, das liegt daran, dass sie gar nicht so gut sind wie gerne manche Feuilletons behaupten. Und nur, weil die Süddeutsche Punkrock entdeckt, muss ich noch lange kein Hosianna auf deren Expertise singen. Gelle?
Darum soll es jetzt aber überhaupt nicht gehen. Die Dokumentation dagegen drehte sich vor allem um Monchi. Das ist der Sänger der Band, der wegen der Ähnlichkeit zu einem Monchichi so gerufen wird. Das ist aber auch nicht weiter wichtig. Ja, Herrgott, was ist denn nun eigentlich wichtig? Also gut Freunde, hört aufmerksam zu, wichtig ist, dass dieser Monchi richtig Mumm in den Knochen hat und seit Jahren ordentlich Alarm gegen Nazis und anderes rechtes Gesocks macht. Da dachte ich, verflixt, mit Monchi würde ich sofort ein Bier trinken. Und einen Schnaps gleich hinterher. Die Zeche übernehme ich. Selbstverständlich.
Weil: Jungs mit Mut braucht das Land in diesen Tagen einmal mehr. Denn wenn Nazis mancherorts im Land ganze Dörfer besetzen und Bürger drangsalieren, benötigen die Menschen vor Ort ganz schön Mut und Tapferkeit. Ich will mal klarstellen: Es gibt wenig, dem ich so geringes Verständnis entgegenbringe wie rechtem Gedankengut. Es ruft mir das blanke Kotzen in die Kehle. Das kann ich im wohlstandssatten Rhein-Main-Gebiet allerdings an jeder Ecke laut rufen, ohne dass dafür meine Familie bedroht oder mein Haus angezündet wird. Im Gegenteil. In strukturschwachen vernachlässigten Regionen sieht das gleich ganz anders aus. Deshalb braucht es hier eine Menge Mut. Die maximale Menge an Mut, Mut XXL sozusagen. Diesen Menschen will ich hier einmal Respekt entgegenbringen. Respekt XXL. Dass sie ihre Gemeinden nicht aufgeben, für ein vernünftiges Miteinander kämpfen, Flüchtlinge willkommen heißen und dafür blaue Augen und mancherorts sogar ihr Leben riskieren.
Und weil ich gerade so meinen Hut ziehe, schwillt mir einmal mehr der Kamm, wenn ich auf Demos pumphosentragende Impfgegner Seite an Seite mit rechtem Pack marschieren sehe und gealterte Fußballer aus Hessen dazu auf der Bühne Schwachsinn verzapfen. Leute, ganz im Ernst, habt ihr noch alle Tassen in der Kommode? Hier ist doch eine ganze Ladung Kuhmist vom Himmel direkt in eure Hirne gefallen. Anders ist das nicht zu erklären. Demonstriert wegen mir für euer Recht euch nicht impfen lassen zu müssen, aber sammelt vor allem all euren Mumm und prügelt die reichsflaggetragenden Vollidioten aus eurer Mitte. Ja? Oder fehlt euch dafür, vor lauter Angst, die Freiheit zu verlieren, der Mut? Das befürchte ich nämlich. Vor lauter hanebüchenen Thesen sind nämlich eure Koordinaten mehr als schief gesetzt.
Die Sache mit der Freiheit ist aber auch so herrlich relativ. Für die einen ist es der Mallorca-Urlaub, für andere Schutz vor Bomben und schlichtweg am Leben zu bleiben. Dass aber dieser gefährlich-gemischte Mob ohne Beschränkungen auf Stuttgarter Großdemos schalten und walten kann, das bereitet mir jetzt wiederum Sorgen. Und dass dagegen einst Monchi und seine Band vom Verfassungsschutz beobachtet wurden oder Unionspolitiker, statt sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, schamlos an der Maskenbeschaffung mitverdienen, das bringt jetzt wiederum mich um den wohlverdienten Schlaf. Dann denk’ ich mir hier läuft gehörig was schief in diesem Land und es wurde wenig gelernt aus der Vergangenheit. I
ch glaube, ich muss nachts mehr TV-Dokumentationen schauen. Und zumindest mal Feine Sahne Fischfilet essen.