
Boppin’B
Wahrscheinlich war es für Michi Bock nie wirklich eine Frage. Er ist 41 Jahre alt und hat sein ganzes Leben der Musik gewidmet. Geprägt vom Vater und in unzähligen Bands am Start. Der Broterwerb? Immer die Musik oder zumindest das ganze Drumrum. Coverband, Bigband, Rockabillyband. Treu wie Haftgel an der Rampe. So eine Passion muss man erst einmal leben. Die meisten knicken ein, fahren Taxi, verkaufen Versicherungen oder beenden mit Ach und Krach das Studium und werden doch Lehrer oder Sozialpädagoge. Michi hatte nie einen ernsthaften Plan B. Musik und Rock ’n’ Roll. Point of no Return.
Aber gab es jemals eine Alternative oder einen Plan B für Boppin’B? Eben. Wahrscheinlich auch nie wirklich. Immer rauf auf die Bretter und eins-zwei-drei-vier. Eine Nummer, die manche ein Leben lang trägt, andere merken, dass da auch was verloren gehen kann. Sebastian Bogensperger verändert nach fünf intensiven Bandjahren sein Lebenskonstrukt und verlässt die nimmermüde Truppe von Höllenhunden zum Februar. Ein Abschied in feinster Freundschaft, voller Hugs und Dankbarkeit. So kann das auch gehen und es öffnet die Türen für Veränderung mit einem entspannten Übergang. Jetzt also Sänger Nummer sechs. In Anbetracht von 32 Jahren Bandgeschichte ist das gar kein so schlechter Schnitt. Im Gegenteil. Und überhaupt: Andere Scheißkapellen wechseln einfach häufiger den Bassisten oder Gitarristen, Boppin’B letztlich immer nur den Sänger. Es ist einfach nur die vermeintlich prominentere Position. Denn der Rest der Bande hat eine Konstanz, wie sie in der jüngeren Vergangenheit in West-Europa allenfalls bei Sir Alec Ferguson und Manchester United zu nden war. 2017 ist das alles andere als selbstverständlich.
Michi Bock passt schlussendlich wie der berühmte Topf auf den Deckel. Und für Bock mit eben Anfang 40 nochmal eine Chance, die in dieser Lebensphase nicht täglich um die Ecke brummt. Das hat auch seine aktuelle Band, die Silverballs, erkannt und ihren Frontmann eben nicht mit dem moralischen Zeige- oder Mittelfinger vom Rockabilly-Hof gejagt: „Ich hatte Schiss vor dem Gespräch“, gibt Bock zu, „aber letztlich hat auch die Pro- und Contra-Liste mehr Pro als Contra hergegeben.“ Er hat die Silverballs aufgebaut und der Entschluss hat weh getan. Doch die Jungs haben ihm gesagt: „Michi, du bist der einzige, der mit Musik seinen kompletten Lebensunterhalt verdient, du musst dahin!“ Kennengelernt haben sich Boppin’B und Bock bereits auf etlichen Festivals, bei denen auch die Silverballs am Start waren. Bock wusste also gut genug, dass es funzt. Seine Kriterien für Rock ’n’ Roll sind damit allemal erfüllt und dass man sich versteht, war auch allen miteinander klar. Deshalb auch kein böses Blut. Besser kann es kaum laufen. All Killers – no Fillers! Also Hauptsache Rambazamba in der Hose und auf der Bühne, alte Plastiktüte. Aber was zur Hölle ist denn eigentlich die beste Pomade fürs Rockabilly-Haar? Jetzt, wo die Karriere nochmal richtig Fahrt aufnimmt? So von Mann zu Mann: „Ich verwende keine Pomade. Sondern so eine Wachs-Gel-Mischung. Pomade funktioniert bei meinen Haaren nicht. Das musste auch meine Friseurin einsehen und die hat mir dann diese Variante empfohlen.“ Wäre auch dieses Geheimnis gelüftet. Scheitern wird es daran sicher nicht. Roll on. It’s a dirty Job, but someone’s got to do it!