
©Till Benzin
Max Löffler
Deerstalkerhut, Havelockmantel, Pfeifenrauch: Sherlock Holmes ist es zu verdanken, dass Licht ins Dunkel mysteriöser Diebstähle oder unerklärlicher Todesfälle im London des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gebracht wurde. Zwar hat der Protagonist der Romane des britischen Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle schon ein paar Jahre auf dem Ermittlerbuckel, die Begeisterung für jene Kriminalliteratur hält jedoch weltweit ungebrochen an. Dafür sorgt nun auch ein 28-jähriger Aschaffenburger …
Ein vermutlicher Mord verbirgt ein noch größeres Geheimnis: Im Fall „Der Mann mit der entstellten Lippe“ ist kriminalistisches Gespür gefragt. Holmes’ Gespür. Britischer Ausnahmedetektiv, gesegnet mit exakter Beobachtungsgabe, fähig, wie kein anderer logische Schlüsse zu ziehen. So auch beim 1891 veröffentlichten „Skandal in Böhmen“. Beide Erzählungen erscheinen im Oktober erneut in „Die auserwählten Abenteuer und Memoiren von Sherlock Holmes“ (Originaltitel: „The Selected Adventures and Memoirs of Sherlock Holmes“), den die renommierte Londoner The Folio Society editiert. Und da ein Bild manchmal tatsächlich mehr als tausend Worte zu sagen vermag, kommt Illustrationen in hochwertigen Bildbänden eine enorme Rolle zu.
The Folio Society entscheidet sich diesbezüglich gerne für die Qual der Wahl und lobt mit dem House of Illustration jährlich einen Wettbewerb aus: Jeder darf zum jeweilig vorgegebenen Projekt seine Ideen einreichen. Über 450 Beiträge aus 48 Ländern erreichten die Jury – eine davon mitten aus Aschaffenburg. Max Löffler hatte sich hinter sein Grafiktablett geklemmt und seiner Kreativität freien Lauf gelassen. Das Ergebnis? Ein souveräner Sieg.
Die Preisverleihung am 20.2.2018 in London verpasste Max dann hingegen gepflegt. „Ich wurde eingeladen, habe aber nicht damit gerechnet, dass ich das Ding gewinnen würde“, erklärt er lachend und verzichtete deshalb auf eine persönliche Erscheinung in der britischen Hauptstadt. Das Preisgeld in Höhe von £5.000 (knapp 6.000 Euro) wanderte trotzdem auf sein Konto – begleitet vom Wissen, andere durch zeitlose, anspruchsvolle und durchdachte Illustrationen auf die hinteren Plätze verwiesen zu haben. Zusätzlich zu den drei eingereichten Werken samt Umschlagsgestaltung hat der gebürtige Haibacher nun noch fünf weitere Darstellungen abzuliefern. Stereotypen von Sherlock Holmes möchte er vermeiden, Betrachtern vielmehr den „Raum für eigene Interpretationen geben“ und durchaus auch „andere Sichtweisen liefern“. Eine Herangehensweise, die er bei all seinen Arbeiten an den Tag legt. Wenn er nicht seinem Teilzeitjob als Grafikdesigner nachgeht, ist er freiberuflich tätig und hat unter anderem schon Bands wie Milky Chance, Together oder Vvlva Plakate oder Merchandiseprodukte entworfen. Sein Anteil in der weiten Welt des Musikbusiness’: „Ich habe nie ein Instrument gelernt – mit meinen Arbeiten bin ich für einen kleinen Moment Teil der Band“, lacht Max, der seiner Ausbildung zum Mediengestalter ein Kommunikationsdesign-Studium folgen ließ, das er im Sommer 2017 abgeschlossen hat.
Wenige Wochen später konnte ganz Deutschland eine seiner Arbeiten sehen: Anlässlich des 214. Geburtstags des österreichischen Physikers Christian Doppler („Doppler-Effekt“) am 29.11.2017 flatterte ihm von Google (!) der Auftrag ins Haus, ein passendes Doodle, die grafische Veränderung des Firmenlogos auf der Startseite der Unternehmens, zu entwerfen. Zeit für Höhenflüge? Nicht für Max. Während Kreative nur allzu gern den Ruf in vermeintlich viel inspirierendere Weltmetropolen zu hören meinen, weiß der Aschaffenburger seine Heimat zu schätzen. „Die bayrische Gemütlichkeit ist doch schäi“, erklärt er und korrigiert sich gerne selbst noch einmal: „Aschaffenburg ist schon spitze!“