Dr. Marianne Hock-Döpgen
Nach dem Studium in Tübingen und akademischen Stationen in Corvallis (Oregon), Seattle (Washington State), Berkeley (Kalifornien), Cambridge (Großbritannien) und Marburg führte der Job die Pflaumheimerin zurück in die Heimat.
FRIZZ Das Magazin: Marianne, seit einem Jahr bist du die Chefin des im Sommer offiziell eröffneten Digitalen Gründerzentrums Alte Schlosserei in Aschaffenburg. Wie bist du zu der Stelle gekommen?
Marianne Hock: Während meines Studiums und meiner wissenschaftlichen Forschung habe ich mein Faible sowohl für die Themen Start-ups/Gründung als auch Digitalisierung entdeckt – nicht zuletzt durch meine Forschungsaufenthalte in Cambridge und Berkeley. Die Start-up-Mentalität und der Fokus auf die Digitalisierung speziell in Berkeley, in der Nähe des Silicon Valley, sowie die dort gelebte enge Verknüpfung von wissenschaftlicher Forschung und unternehmerischem Denken haben mich begeistert.
Du warst in der ganzen Welt unterwegs – was hat Dich zurück in die Heimat geführt?
Trotz meiner zahlreichen internationalen Stationen bin ich stark in der Region Aschaffenburg verwurzelt. Als das Gründerzentrum Alte Schlosserei eine Leiterin suchte, ergab sich die einmalige Möglichkeit, diese Start-up-Mentalität in Verbindung mit dem Thema Digitalisierung in meiner Heimatregion zu entwickeln. Dies nun hierher zu tragen, war für mich nicht nur eine äußerst spannende und interessante, sondern in meinen Augen auch extrem wichtige Aufgabe für die Zukunftsfähigkeit der Region. Nur wenn wir die Digitalisierung aktiv mitgestalten, können wir auch in Zukunft eine wirtschaftlich starke Region bleiben. Ich freue mich, ein Teil hiervon zu sein.
Was ist das Besondere an der Alten Schlosserei?
Wir zeichnen uns durch eine enge Verzahnung zwischen Start-ups, bestehenden Unternehmen und wichtigen Netzwerkpartnern aus. Durch diese Kooperation bieten wir ein einzigartiges Umfeld, in dem sich Start-ups untereinander, aber auch mit Unternehmen vernetzen können. Unsere zwanzig Partnerbetriebe aus der Region spielen dabei eine große Rolle. Sie bringen ihre Expertise und ihr Netzwerk in das Digitale Gründerzentrum ein und bieten damit eine optimale Plattform, um aus einer innovativen Idee ein erfolgreiches Start-up zu entwickeln.
Zudem stehen dem Digitalen Gründerzentrum mit der Technischen Hochschule Aschaffenburg, der IHK Aschaffenburg, der Handwerkskammer für Unterfranken und dem Zentec (Zentrum für Technologie, Existenzgründung und Cooperation) in Großwallstadt Netzwerkpartner zur Verfügung, die den Transfer zwischen Wissenschaft, potenziellen Innovationen und Gründertum unterstützen.
Was bekommen Gründer in der Alten Schlosserei?
Wir bieten Beratungsangebote, Coaching und Workshops zu Themen wie Lean-Start-up, Design Thinking und Business Model Canvas an. Zudem führen wir regelmäßig Informationsveranstaltungen zu Themen wie Finanzierung, „Wie pitche ich vor einem Investor?“ oder „Wie verfasse ich einen guten Businessplan?“ durch. Neben dem Know-how bieten wir Co-Working Spaces, Büro- und Konferenzräume, eine Lounge sowie einen Raum für Events an.
Die Alte Schlosserei soll das Zuhause der Aschaffenburger Start-up-Community werden, in dem sich Gründer austauschen, gegenseitig unterstützen und natürlich Spaß bei der Gründung haben. Durch den Verbund mit anderen Digitalen Gründungszentren bieten wir neben dem regionalen Netzwerk auch die Möglichkeit, sich mit zahlreichen interessanten Start-ups zu vernetzen.
Nein. Jeder, der eine gute Idee hat, kann einfach bei uns vorbeischauen. Wir begleiten Start-ups von der ersten Idee über die Ausarbeitung des Businessplans bis hin zum Pitch vor Investoren. Schließlich ist das Ziel, klugen und kreativen Köpfen Starthilfe zu geben, um sie zu erfolgreichen Unternehmern zu machen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Unternehmensgründung?
Ganz einfach: Immer! Das Alter erfolgreicher Entrepreneure ist ganz unterschiedlich: Mark Zuckerberg hat das Social-Media-Portal Facebook mit 19 gegründet, Jeff Bezos Amazon mit 30 und Henri Nestlé sein Unternehmen mit 52.
Mit einer guten Idee kann man immer ein Gründer werden!
Was zeichnet einen Gründer aus?
Natürlich Ehrgeiz und Neugier sowie der ständige Drang, neue Ziele zu erreichen. Einen bestimmten Gründertyp gibt es aber nicht. Allerdings ist ganz klar zu betonen, dass erfolgreiche Gründungen sehr stark von der Teamkonstellation abhängen. Erfolgreiche Teams sind meist sehr heterogen und bringen ganz unterschiedliche Personen zusammen – wie beispielsweise IT-Cracks, Ingenieuren, BWLern, usw.
Am Ende ist der Erfolg geprägt von einer guten Idee, dem richtigen Zeitpunkt, harter Arbeit und dem Netzwerk. Es gehört aber auch immer ein bisschen Glück dazu. Bei Netzwerk, Ausarbeitung und Umsetzung der Idee können wir helfen.
Was leistet die Alte Schlosserei für die Region?
Die Entwicklung und Förderung der Region ist das zweite große Ziel des Digitalen Gründerzentrums. Hierzu bieten wir in regelmäßigen Abständen Vorträge zu digitalen Themen an. Durch die Vernetzung der Start-ups mit regionalen Unternehmen wollen wir eine lebhafte Community aufbauen, in der sich neue Start-ups entfalten können und in der Wissens- und Ideentransfer zwischen klugen Köpfen und etablierten Unternehmen gefördert wird. Aus dem Gründerzentrum sollen innovative Impulse kommen, die den digitalen Wandel in der Region unterstützen und beschleunigen. Das wird unsere Wirtschaftsregion stärken und auf die Zukunft vorbereiten.
Dein Rat an potenzielle Gründer?
Es klappt nur in den seltensten Fällen sofort mit der ersten Idee. Scheitern gehört dazu! Davon nicht entmutigen lassen, denn genau dafür sind wir da: eine Idee weiterzuentwickeln und ein tragfähiges und erfolgreiches Geschäftsmodell zu verwirklichen. Entrepreneurship ist ein Prozess von Trial and Error.