In „Die Vorteile des Lasters – ungenierte Sonderausgabe“, eine überarbeitet Version ihres aktuellen Bühnenprogramms, öffnet Lisa nicht nur ihre Nähkästchen, sondern zeitgleich die Büchse der Pandora, aus der neben jeder Menge Lasterhaftem auch ein wenig Hoffnung sickert.
Inhaltlich geht es neben Gott und Christentum auch den aktuellen Zeitgeschehnissen an den Kragen. So sinniert Lisa über die Prophezeiungen der Rechten, die ja schon seit Jahren predigen, dass es bald kein Weihnachten, Ostern und Gottesdienst mehr gäbe und bald alle verschleiert herumlaufen würden. Nur mit der Ursache für den Untergang des Abendlandes haben sie nicht ganz richtig gelegen. Überhaupt dachte Lisa Ende 2020 über die Pandemie: In China fällt ein alter Sack um und die Medien machen Panik. Früher hätte es das nicht gegeben, denn von der Pest hat man im Mittelalter doch auch erst erfahren, wenn man sie eben gekriegt hat. Oder von Kreuzen auf Türen. Das war das Zeichen, das die Seuche umhergeht. Oder die Sternsinger. So oder so blieb man besser zuhause.
Durch Corona hat Lisa nicht ihr Leben, sondern gleich ihr Doppelleben verloren.
Durch Corona hat Lisa nicht ihr Leben, sondern gleich ihr Doppelleben verloren. Denn sie betrügt ihren Mann nicht – in einem Radius von 15 Kilometern. Abstandsregeln eben. Es einfach hinter seinem Rücken zu tun, kommt für sie nicht infrage, denn ihr Mann dreht sich viel zu gern um. Treue, was ist das schon? Für Lisa heißt das öfter nein als ja zu sagen. Deshalb schlägt sie von 100 Angeboten 51 aus. Treue heißt Verzicht und nicht mangelnde Möglichkeiten. Wenn man keine Gelegenheit bekommt, ist man nicht treu, es einen bloß niemand.
Was Lisa wirklich sexistisch findet: Gott soll ein Mann gewesen sein. Sie ist sich sicher, das Gegenteil ist der Fall. Nach Schilderungen des Alten Testaments war Gott eifersüchtig, eitel und absolut humorlos – ganz zu schweigen von der üblen Laune vor der Sintflut. Welcher Mann würde sich so aufführen? So irre und unzurechnungsfähig. Abgesehen von Klaus Kinski vielleicht.
Auch mit einer der ältesten Fragen der Zeit setzt sich die Kabarettistin auseinander. Sind Männer lustiger als Frauen? Lisa meint: ja! Schuld daran ist die Evolution, denn Frauen mussten nie lustig sein. Bloß schön, charmant und mysteriös. Aber der Feminismus sagte Frauen, dass sie nicht schön sein müssen. Der Chauvinismus sagte sie müssen nicht klug sein. Da man nun beides verinnerlicht hat, bleibt nun doch nur noch lustig sein.
Wie wurde aus Lisa die lustige Künstlerin und eloquente Provokateurin, die sie heute ist? Aufgewachsen ist sie auf dem österreichischen Land bei den Großeltern, bis sie im Alter von sechs Jahren zu ihren Eltern nach Graz zog. Sehr idyllisch also. Nach der Matura begann sie ein Studium der Germanistik und Slawistik, studierte in Paris, London und schließlich in Berlin. Dort wurde laut eigener Aussage ihre erste Masterarbeit mit dem Thema Weiblichkeit und Nationalsozialismus, ausgehend von Joseph Goebbels Tagebüchern, abgelehnt. Stattdessen schrieb sie über die literarische Auseinandersetzung mit dem Teufel in der deutschsprachigen Literatur.
Auf die Bühne führte sie ihr Weg erstmals 2014, mit Poetry-Slam, wobei sie schon kurz darauf als zweite Frau die österreichische Meisterschaft gewann. Nur ein Jahr später folgte ihr Kabarettdebüt mit „Als ob Sie Besseres zu tun hätten“. Schon zu Beginn ihrer Karriere entwickelte sie ihren ganz eignen Stil, der sich durch scharfsinnige und zugleich bissige Worte, pechschwarzem Humor und brisante Gedankenspiele auszeichnet. Wenn der Inhalt das Pulverfass ist, so ist ihre typisch österreichische Schmäh das Benzin. Eine hochexplosive Mischung, mit der die Künstlerin aneckt und provoziert. Dabei fordert sie das Publikum und hinterlässt nicht nur verbrannte Erde – sondern auch rauchende Köpfe!
Mit ihrer nicht immer politisch korrekten Kunst ist Eckhart schon so manchem auf den Schlips getreten. Trotzdem oder gerade deshalb gehört die Exzentrikerin zu den Besten Kabarettistinnen des deutschsprachigen Raums und hat längst Publikum und Kritiker auf ihrer Seite. Ansehen kann man sich das in Aschaffenburg stilecht im Schlosshof. Ein Rahmen, der passender nicht sein könnte.
Auf der Bühne bricht sie manchmal selbstironisch, aber immer gnadenlos entlarvend und genüsslich Tabus. Sympathisch sein überlässt sie dabei bereitwillig den anderen!