
Michael Jäger
Michael Jäger: Ich finde es ja extrem sportlich, ein Interview führen zu wollen und dann alle Themen auszuschließen, bei denen ich mich auskenne. (lacht)
FRIZZ Das Magazin: Ist für uns doch auch das erste Mal. Warum treffen wir uns eigentlich genau hier?
Ich mag die Atmosphäre an dieser Pyramide vor der Stadtbibliothek. Außerdem wertet sie diese Ecke des Marktes auf.
Treffen sich hier die cooleren Leute?
Ich finde ja! (lacht) Viele sehen das wahrscheinlich anders. Wobei ich eher der Kneipengänger bin und daher eher selten auf den Weihnachtsmarkt gehe. Letztens habe ich einen netten Spruch gehört: „Weihnachtsmärkte sind das Wacken für Bankangestellte!“ (lacht)
In welche Kneipen gehst du gerne?
Im Sommer ist der Hofgarten mein zweites Wohnzimmer. Gerne bin ich auch im Biersepp beim Theo. Und jeden Donnerstag zum Stammtisch im Krokodil. Da läuft gute Musik und die haben alle Biere, die ich mag. Irische Biere und natürlich Schlappeseppel.
Fehlt dir eine spezielle Gastro in Aschaffenburg?
Ich finde, dass wir für eine Stadt unserer Größe ein sehr gutes Angebot diesbezüglich haben.
Ich frage gerade den Einwohner, nicht den Citymanager ...
... naja, schon klar. Trotzdem hab ich hier eine breite Auswahl. Und wenn ich in ein skandinavisches Restaurant will, fahr ich halt nach Frankfurt.
Skandinavisch?
Absolut! Ich liebe Skandinavien. Wenn ich hier mal weg müsste, was hoffentlich nie passiert, dann würde ich dorthin ziehen. Stockholm oder noch viel besser Halmstad.
Die haben doch da keinen Sommer, oder?
Die haben einen wunderschönen Sommer! Nicht so heiß und trotzdem schönes Wetter!
... und der Alkohol ist teuer.
Das stimmt wiederum. Ein Bier elf Euro! Interessanterweise wird da, wo’s am strengsten reglementiert ist, am meisten getrunken. Die finden halt auch ihre Mittel und Wege. Bestes Beispiel ist die Fähre von Helsingør nach Helsingborg. Die Fahrt dauert 25 Minuten und einige Schweden an Bord sind stockbesoffen.
Wenn man sonntagsabends um 22 Uhr das ZDF anschaltet ...
... laufen da die Schweden-Krimis. Sehr gut! Viel besser als die deutschen Krimis.
Aber auch hier: Alles dunkel und grausam!
Okay, jetzt mal im Ernst! Ich sag dir mal, was ich an Skandinavien wirklich toll finde: Die Landschaften, da ich total auf Weite und Ruhe stehe. Dann die Entspanntheit der Leute und vor allem die Kreativität. Du musst mal sehen, was die Länder da oben in Relation zu ihren insgesamt circa 20 Millionen Einwohnern auf die Beine stellen. Die haben haufenweise Spitzensportler und ganz viele erfolgreiche Bands kamen und kommen von dort. Darüber hinaus ist Skandinavien schon immer beim Thema Design weltweit mitführend gewesen. Von den ganzen erfolgreichen Firmen und Konzernen mal ganz zu schweigen.
Okay, ich gebe mich geschlagen. Themenwechsel: Was war die letzte Begegnung, die dich nachhaltig beeindruckt hat?
Also wenn du jetzt Begegnungen mit Promis meinst, dann kann ich dir die Frage nicht beantworten, da Personenkult noch nie wirklich mein Ding war. Ich finde Begegnungen mit „normalen“ Menschen spannender. Aber auch hier fällt mir spontan nichts wirklich total Außergewöhnliches ein. (überlegt)
Kommt das vielleicht auch durch deinen Job? Ich denke mal, du wirst ständig sehr viele neue Leute kennenlernen, oder?
Das stimmt. Und da sind auch wirklich interessante Persönlichkeiten dabei gewesen, zu denen sich dann über die Zeit richtige Freundschaften entwickelt haben. Christoph Reermann vom Coolinarium ist da ein Beispiel.
Dass wir deine Lieblingsbands ausgeschlossen haben, heißt ja nicht, dass wir uns nicht über Musik unterhalten dürfen. Auf der Liste sind ja „nur“ deine Favourites gestrichen ...
Ehrlich gesagt hab ich viel mehr Favourites. Ich habe ja sechs Jahre lang über Musik geschrieben, unter anderem für die FAZ und ich hatte einen eigenen Blog. Das wurde aber irgendwann zu stressig, weil die Plattenfirmen Veröffentlichungstermine erwartet haben und das sogar von mir als kleinem Privatblogger. Das konnte ich neben dem Hauptjob einfach nicht mehr machen.
Wir haben erfahren, dass du selbst auch mal als Bassist in einer Band gespielt hast und es sogar ein Album von euch gibt. Die Band hieß ...
The Reconsidered! Das war ein reines Spaßprojekt. Ich habe in drei Wochen Bass gelernt und dann ein bisschen mitgenudelt. Das Sensationelle an dem Album sind ehrlich gesagt die Bilder.
Habt ihr eigene Stücke gespielt?
Ach was! Das waren einfach zwölf Covers, wobei die Familie vom Freund meiner Schwester aus England ständig CDs angefordert hat. Wir haben 2007 insgesamt 200 Stück machen lassen und die sind jetzt alle weg. Vielleicht gibt’s noch Exemplare im Ebay-Underground.
Die Erstauflage ausverkauft. Klingt doch schick!
Stimmt, eigentlich müssten wir jetzt eine Anniversary-Edition rausbringen! (lacht) Aber wie gesagt, der Spaches (Jürgen Spachmann Photography, Anm. d. Red.) hat das Shooting damals gemacht und die Bilder sind der eigentliche Hit!
Über deinen Job dürfen wir nicht sprechen, aber wir wür den gerne wissen, was du geworden wärst, wenn du deinen jetzigen Beruf nicht ausüben würdest.
Ich hatte mal eine Zeit lang mit dem Gedanken gespielt, auch hauptberuflich was Journalistisches zu machen, das kam halt über meine Bloggerei und die freie Tätigkeit für diverse Medien. Wenn man sich die heutige Verlagslandschaft aber so anschaut, hat sich ja auch hier einiges verschoben und getan. Zudem muss ich sagen, dass mein heutiger Job für mich ein absoluter Glücksfall ist und ich mich sehr wohl fühle. Ich arbeite an vielfältigen Aufgaben und lerne ständig neue Leute kennen. Das ist top!
Zur.Person
Michael Jäger (auf dem Foto rechts) ist Citymanager beim Förderverein Stadtmarketing Aschaffenburg und betreut in dieser Funktion unter anderem den städtischen Veranstaltungskalender sowie die Social-Media-Aktivitäten bei Events wie Weihnachtsmarkt, Fischmarkt oder dem Sommer in Aschaffenburg. Nach seinem Abi 1995 und einer Banklehre hat er Betriebswirtschaft & Rechtan der hiesigen Hochschule studiert. Während seines Studiums verkaufte er auch für vier Monate Schallplatten am Piccadilly Circus in London. Nach Praktika im Büro des OBs sowie bei den Stadtwerken besetzt er seit 2004 die oben genannte Stelle und ist damit eine der vielen treibenden Kräfte im Hintergrund, wenn es um das kulturelle Leben in Aschaffenburg geht.