Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, seit sich die Hochschule Aschaffenburg umbenannt hat und mit einem zusätzlichen T zur Technischen Hochschule wurde. Sie will damit auch eine gewisse Änderung ihres Profils zum Ausdruck bringen. Immerhin sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Studierenden an der Fakultät Ingenieurwissenschaften beheimatet. Nach Medical Engineering and Data Science kommt nun zum Wintersemester ein weiterer Studiengang dazu: Software Design. FRIZZ Das Magazin hat mit dem für den Aufbau des Studiengangs verantwortlichen Professor, Dr.-Ing. Konrad Doll, gesprochen.
FRIZZ Das Magazin: Sie leiten die Arbeitsgruppe, die den Studiengang Software Design an der TH Aschaffenburg plant und aufbaut. Wie kam es zu diesem neuen Angebot?
Konrad Doll: Es gibt schon seit längerer Zeit in der Region die IFI – die Initiative für Informatik. Dabei handelt es sich um etwa 60 Unternehmen, die sich gemeinsam mit der Hochschule für diesen Studiengang in Aschaffenburg stark gemacht haben. Es gab Workshops, Abstimmungsgespräche und vielfache Vorschläge und Wünsche aus den Unternehmen, die direkt in die Planung mit eingeflossen sind. Diese Zusammenarbeit beim Aufbau eines Studiengangs ist schon etwas Besonderes und wird auch im Laufe des Studiums weitergeführt.
Gibt es Praktika? Projektarbeiten? Jobangebote?
Ja. Zunächst einmal müssen alle Studierenden im fünften Semester ein Praxissemester absolvieren, das bei einem der Unternehmen der IFI stattfinden kann. Darüber hinaus gibt es in jedem Semester ein konkretes Projekt, bei dem auch Fragestellungen aus diesen Partnerunternehmen behandelt werden können. Nicht zuletzt bieten wir den Studiengang auch als duales Studium an, bei dem die Studierenden in der vorlesungsfreien Zeit schon im Unternehmen arbeiten.
Wie sind die vier Semester vor dem Praxissemester aufgebaut?
Es gibt mehrere große Themenbereiche: Zum einen bilden wir die Studierenden in den Grundlagenfächern Mathematik und theoretische Informatik aus. Zum anderen geht es um das Software Engineering, also um das ingenieursmäßige Herangehen an die Entwicklung von Software: Da geht es um Programmiertechnik, um die Frage, mit welchen Methoden man Software entwickelt und auch um diesbezügliches Projektmanagement. Dabei erlernen die Studierenden auch eine Programmiersprache wie Java oder C++. Der dritte Bereich befasst sich dann vor allem mit Fragen der IT-Anwendungen, Multi-Media- und Web-Technologien und IT-Sicherheit. BWL und Englisch machen den Stundenplan in den ersten vier Semestern komplett.
Besteht die Möglichkeit, sich nach dem Praxissemester für das sechste und siebte Semester zu spezialisieren?
Ja. Wir werden zwei Schwerpunkte anbieten: Zum einen Data Science. Dabei geht es um die systematische Analyse und Verarbeitung großer Datenmengen, was vor allem auch die Anwendung von Verfahren der künstlichen Intelligenz beinhaltet. Der zweite Schwerpunkt ist „Digitale Wirtschaft“. Da geht es um die Auswirkung der Digitalisierung auf Wirtschaftsprozesse, also vor allem auch darum, für bestimmte Abläufe erst einmal digitale Prozesse einzuführen. Darüber hinaus gibt es noch ein konkretes umfangreicheres Anwendungsprojekt, das auch wieder auf der Grundlage einer unternehmerischen Fragestellung beruhen kann.
Und wie geht es dann weiter? Wie nennen sich denn die frischgebackenen Software Designer?
Der Studiengang schließt ab mit dem Bachelor of Science in Software Design. Wer das vertiefen möchte, kann dann noch einen Master of Engineering in Elektro- und Informationstechnik oder einen Master in Informatik draufsatteln – letzteres ist allerdings für die TH Aschaffenburg erst noch in Planung.
Apropos Software Design und Informatik. Sind das zwei Namen für das gleiche Fach oder unterscheiden sich diese auch in den Inhalten?
Wir wollten bei der Benennung des neuen Studiengangs deutlich machen, dass es hier nicht nur um Programmierung, sondern insbesondere um den Entwurf von Software geht. Und das gilt natürlich geräte- und anwendungsunabhängig, also unabhängig davon, ob es sich um Apps, Roboter, Verwaltungssoftware oder künstliche Intelligenz handelt.
Wie sieht es mit den Job-Chancen aus? Als was arbeiten die Absolventen?
In der Regel werden unsere Absolventen als Informatiker oder Software-Ingenieure eingestellt. Entweder arbeiten sie direkt für Unternehmen, die hier eigenen Bedarf haben, oder für Unternehmen, die Software für Kunden entwickeln. Auch ein Einsatz im Beratungsbereich ist denkbar. Und natürlich erhalten die Studierenden auch das Rüstzeug für die Umsetzung eigener Ideen in einem Start-up. Was die Job-Chancen betrifft, so kann ich nur sagen, dass der Markt immer noch absolut leergefegt ist und unsere Absolventen somit sehr gute Zukunftsperspektiven haben. Gerade im Hinblick auf Data Science und Künstliche Intelligenz entdecken viele Unternehmen erst jetzt, wie viel hier noch getan werden kann und muss. Das wird auch noch eine ganze Weile andauern.
Informatik-Studiengänge gibt es viele in Deutschland. Warum sollten junge Schulabgänger gerade Software Design in Aschaffenburg studieren?
Da ist zum einen das Studienumfeld und die Rahmenbedingungen: Wir haben hier einen sehr familiären Campus, es gibt eine hervorragende persönliche Betreuung durch die Professoren und die Hochschule kann mit Stolz immer wieder auf sehr gute Platzierungen in den Hochschulrankings verweisen. Zum anderen steht hier mit Software Design ein Studiengang zur Wahl, der sich eben mit dem Programmieren UND dem Entwurf von Software beschäftigt und während des gesamten Studiums viel Wert auf praxisnahe Projekte legt.
Jetzt haben sicher einige Lust bekommen, Software Design an der TH Aschaffenburg zu studieren. Was muss jemand mitbringen? Wie kann man sich bewerben?
Ideal wäre ein gewisses mathematisches-naturwissenschaftliches Faible und auch eine Affinität zum Programmieren. Beides ist aber kein Muss. Es wird keinen NC geben – Voraussetzung ist eine Hochschulzugangsberechtigung. Die Bewerbung ist ausschließlich online vom 2.5. bis zum 15.7. möglich.
Herzlichen Dank für das informative und angenehme Gespräch. FRIZZ wünscht viel Erfolg beim Start des neuen Studiengangs im Herbst.