Der Verein ONE DAY machte bereits in der Vergangenheit durch zahlreiche tolle Aktionen auf sich aufmerksam – und lässt sich auch durch Corona nicht bremsen. FRIZZ Das Magazin sprach mit Vereinsgründerin Saskia Schmidt über eine verrückte Zeit und angepasste Projektpläne mit einem wunderschönen Ergebnis auf Papier!
FRIZZ Das Magazin: Vielen Dank, Saskia, dass du dir die Zeit für ein kurzes Gespräch nimmst. Verrückte Zeiten gerade, die uns alle mit neuen Begebenheiten beschäftigen. Mit welchen Herausforderungen hat euer ONE DAY e. V. seit Beginn der Pandemie zu kämpfen?
Saskia: Klar, natürlich waren wir zu Beginn des Jahres sehr besorgt. Unsere Unterstützer kommen hauptsächlich hier aus der Region und man trifft sich beispielsweise auf Events wie dem One Race Human Festival oder dem Fest Brüderschaft der Völker, auf denen wir regelmäßig vertreten sind oder waren. Zudem wollten in diesem Jahr erstmals mit einem Stand auf das Kommz. All diese Möglichkeiten, sowohl unsere One Day-Freundinnen und Freunde zu treffen als natürlich auch Gelder durch Verkäufe einzunehmen, waren auf einmal gestrichen. Darüber hinaus fallen auch unsere eigenen Events wie das alljährliche Golfturnier und die Vernissage vermutlich aus. Somit fehlt uns dieses Jahr in harten Fakten gesprochen sicher ein mittlerer fünfstelliger Betrag, das macht sich massiv bemerkbar. Darüber hinaus lässt sich noch gar nicht absehen, wie viele Unterstützer wir verlieren werden. Denn vielleicht stecken sie – ob Privatperson oder Unternehmen – coronabedingt selbst in finanziellen Schwierigkeiten und können uns nicht mehr unterstützen. Vielleicht geraten wir auch bei manchen in Vergessenheit, weil wir nicht mehr persönlich präsent sein können, das ist alles noch gar nicht absehbar …
Corona beeinträchtigt aber nicht nur eure Basisarbeit hier in der Region, sondern auch die Umsetzung eurer Projekte in Afrika. Die meisten von uns können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie es an den Brennpunkten dort gerade aussieht. Kannst du uns einen Einblick geben?
Das stimmt, die Sorgen durch COVID-19 begleiten uns natürlich auch in unseren Projektländern. Neben dem Virus selbst, an dem Menschen erkranken und in dessen Folge nicht wenige sterben, bringt die Pandemie dort noch ganz andere Folgen mit sich: Hunger durch Ausgangssperren, erhöhte Lebensmittelpreise, wirtschaftliche Schwierigkeiten vor allem für Tagelöhner und leider auch ein steigendes Potenzial an häuslicher Gewalt. Durch die notwendigen Lockdowns und Einschränkungen können viele Mütter in unserem Projekt ihre Kinder nicht mehr mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgen und sind der Situation in großer Hilflosigkeit schlichtweg ausgeliefert. Viele von ihnen arbeiten als Verkäuferinnen auf Märkten und müssen mit einer schlichten Gleichung klarkommen: Keine Tageseinnahmen, keine Versorgung. Unsere Sozialarbeiter versorgen während dieser schwierigen Zeit nicht nur sie, sondern auch die vielen schwangeren Mädchen. Unsere Shelter sind geöffnet und jederzeit - natürlich unter strengen Hygienemaßnahmen – Anlaufstelle für alle Hilfesuchenden. Denn gerade in Zeiten des Lockdowns kommt es leider – wie auch in Deutschland – zu vermehrten Übergriffen gegen Frauen und Mädchen. Unser Team vor Ort leistet darüber hinaus auch Aufklärungsarbeit und hält Workshops ab. Die Teammitglieder gehören dem staatlichen Notfallteam an, dürfen sich im Land frei bewegen und klären die Menschen in den Communities über Covid-19, Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege auf.
Doch all diese lebensnotwendigen Maßnahmen bringen Kosten mit sich, die gedeckt werden müssen. Und im Prinzip steigen unsere Projektkosten durch die aktuelle Situation, während wir nicht wissen, ob wir entsprechende Einnahmen überhaupt generieren können.
Doch ihr wärt nicht der ONE DAY e. V., wenn ihr den Kopf in den Sand stecken würdet …
Es ist schon etwas dran, wenn man sagt: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere, oder zumindest ein Fenster (lacht). Aber im Ernst, meiner Meinung nach liegt inmitten von Schwierigkeiten auch immer eine Möglichkeit. Wir haben die Zeit genutzt und unser allererstes ONE-DAY-Magazin herausgegeben. Sowohl zeitlich als auch im Sinne der Fokussierung – auf einmal war dieses Fenster da, in dem das möglich war. Die sonst zu dieser Zeit übliche Vereinsarbeit, die zu großen Teilen aus Eventplanung besteht, lag auf Eis und so konnten wir uns richtig in unser neues Projekt stürzen.
Das Magazin ist wirklich wunderschön geworden, Kompliment! Wie verlief die Entstehungsphase von der Idee zum fertigen Produkt und welches Ziel verfolgt ihr damit?
Anfang des Jahres habe ich zu meinem Freund schon mal gesagt, dass ich irgendwann einmal ein Magazin rausgeben will. Das war eher so als Wunsch für die Zukunft gedacht. Im Februar hatten wir dann unser Team-Meeting im Schlappeseppel, zwei von uns wohnen in Wien und waren per Skype zugeschaltet, und da haben wir das Thema „Magazin“ kurzerhand auf unsere Agenda gepackt – neben weiteren wichtigen Punkten. Als ich dann im Team herumgefragt habe, wer Lust hätte, sich an diesem Projekt zu beteiligen haben sich Steffi, Jan und Benny sofort bereiterklärt.
Steffi arbeitet für einen gemeinnützigen Verein in der Organisationsentwicklung, Jan ist Dozent an einer privaten Medienhochschule und Benny ist Produktmanager. Somit hatten wir ein schlagkräftiges Team zusammen, mit dem die Arbeit direkt beginnen konnte: Von Brainstormings, Themenlisten und Projektplänen über die Suche nach (Gast-)Autoren und Lektoren bis hin zum Layout, zudem haben einige Leute aus dem Verein noch einzelne Artikel übernommen. Insgesamt war das alles ein spannender Weg und ein großartiges Gefühl, was auch dadurch zustande kam, dass es einen Riesenspaß gemacht hat und alle richtig gebrannt haben für unser erstes Magazin. Und nun hoffen wir alle, unser Ziel durch das Magazin erreichen zu können: Die Menschen auch trotz COVID-19 und dementsprechend ohne persönlichen Kontakt auf einer ganz neuen Ebene erreichen zu können. Ob wir damit all das abfangen können, was durch Corona nicht zustande gekommen ist, kann ich noch nicht absehen. Aber wir haben zumindest alles getan, was uns möglich war. Und hey, unser aller „Baby“ kam noch aus dem Druck, bevor mein richtiges Baby zur Welt kam. Ich bin nämlich gerade Mama geworden und unser Team wird jetzt durch ein waschechtes ONE DAY-Baby ergänzt, sozusagen (lacht)!
Was habt ihr in diesem Jahr noch geplant, worauf liegt euer Hauptaugenmerk in den kommenden Wochen?
Im Moment liegt das Hauptaugenmerk darauf, dass wir das Magazin an Menschen bringen, die es zu schätzen wissen und an Plätze wo es wirken kann. Was sich während Corona ebenfalls bewährt und vergrößert hat, sind die Kooperationen mit unseren ONE-DAY-Partnern, Geschäfte in Aschaffenburg und auch außerhalb verkaufen unsere Artikel. Das hilft uns enorm, Einnahmen für die Projekte zu generieren. Darüber hinaus suchen wir – wie im letzten Jahr mindestens für Dezember, aber gerne auch ganzjährig – eine Fläche für einen Pop-up-Store in der Innenstadt. Letzten Dezember wurde das supertoll angenommen, falls also jemand was hört, wir würden uns riesig darüber freuen!
Vielen Dank für das Gespräch, Saskia!
HELP WANTED!
ONE DAY needs you! Aktuell ist der Verein auf der Suche nach einer Fläche für seinen Pop-up-Store in der Innenstadt (Mindestens für Dezember, gerne auch länger). Ihr habt dazu eine Idee? Immer her damit! Darüber hinaus sucht der Verein stets Paten für seine vielfältigen Projekte und bietet zudem tolle Geschenkboxen für Firmen zur Weihnachtszeit an. Am besten einfach mal auf der Homepage vorbeischauen!