
© Till Benzin
Andi Köhler und Thorsten Keil
Eigentlich wollten wir im Rahmen des Stadtfestes ein Geplänkel im Backstagebereich der Schlappeseppel-Bühne in der Goldbacher Straße durchziehen und dementsprechend die Rock ’n’ Roll-Couch gegen Liegestühle am Feierkreisel eintauschen. Aber der straffe Zeitplan auf der Bühne, die wahnsinnige Hitze und zu viel Weizenbier machten uns einen Strich durch die Rechnung. Also doch die Couch! Immerhin haben wir unsere zwei Mucker auf dem Stadtfest für die Plauschrunde akquiriert. Auf der einen Seite Thorsten Keil, unter anderem Sänger bei den Jackaroos und dem Erlenbacher Jazzorchester, auf der anderen Andi Köhler, Drummer der Black Hearts.
Die beiden treffen sich an einem Mittwochnachmittag bei den FRIZZen. Thorsten, der neben seinem Job in einer Brauerei mit „F.“ auch Biersommelier ist, hat Lab mitgebracht.
FRIZZ Das Magazin: Ob ihr euch kennt, brauchen wir ja nicht fragen, immerhin habt ihr …
Thorsten (zu Andi): Äh, also ich kenn dich nur vom Sehen …
Andi: Geht mir auch so.
Was? Ihr habt auf dem Stadtfest mit euren Bands direkt hintereinander auf der gleichen Bühne gespielt! Gibt’s doch nicht! (Beim „Abklopfen“ kommt raus: Jeder der beiden kennt aus der jeweils anderen Band tatsächlich alle Leute, bis auf den, dem er nun gegenübersitzt. Haha, Volltreffer!)
A: Was trinken wir da?
T: Ein Bier mit drei verschiedenen Hopfensorten, hopfengestopft. Ist für den Einstieg in Sachen Craft-Biere gut geeignet. Ganz harten Stoff wollte ich jetzt nicht mitbringen … (lacht).
A: Da hab ich mal ein Craft-Beer-Tasting mitgemacht, war sehr interessant. Craft-Biere bekommen langsam einen ähnlichen Status wie Whiskys.
T: Apropos – Lust, nachher noch ein Bierchen trinken zu gehen?
A: Wir haben heute Abend Probe, aber Bock hat eigentlich keiner wirklich. Ich check das mal eben … (Zwei Minuten später ist die Probe zugunsten eines Besuchs im Schlappeseppel gecancelt.)
T: Das, was ihr da mit den Black Hearts macht, hat mir sehr gut gefallen. Cool gespielt und zudem zeitlos. Eure Musik wird in 30 Jahren noch genauso viele Fans haben wie heute.
A: Der Rock’ n’ Roll ist zwar eine spezielle Richtung, aber bei unseren Gigs sind Leute zwischen 16 und 70 Jahren im Publikum und haben Spaß. Das ist echt strange, aber auch saucool.
Sagt mal kurz was zu eurem Werdegang. Andi fängt an.
A: Angefangen hat alles mit der kleinen Trommel im Alter von sechs Jahren beim Musikverein Sailauf. In der Folge habe ich dann bei diversen Konzertorchestern gespielt. Mit circa 14 bis 15 Jahren habe ich dann eine Punkband gegründet. Vom Punk gings dann über Southern Rock schließlich zum Rock ’n’ Roll.
Wer hat dich zum Schlagzeugspielen gebracht?
A: Das war mein Taufpate, der ist selbst Schlagzeuger. Und ich fand’s von Anfang an total geil!
T: Ich habe auch als Schlagzeuger angefangen. Ich hab als Kind Kochtöpfe in mein Zimmer geschleppt und die zu Abba und Elvis malträtiert. Mit sieben Jahren habe ich im Musikverein die kleine Trommel gespielt. Mein erstes Drumset habe ich mit elf bekommen und danach mit Kumpels die ersten Coversachen geprobt. Die erste richtige Band war mit eigenen Songs, so Richtung Crossover und New-Metal. Zeitgleich habe ich aber gemerkt, dass man mit einem Schlagzeug am Lagerfeuer keine Mädels beeindrucken kann, also habe ich angefangen zu singen. Anscheinend hatte ich ein bisschen Talent dazu, denn schnell wurde das mein Hauptinstrument. Als ich 15 war, hat die erste größere Coverband bei mir angefragt und so ging’s dann richtig los … Singst du auch?
A: Bei den Black Hearts singe ich im Background mit, außerdem gab es da mal eine Band, die hieß Andy K. & The Loveguns (großes Gelächter). Da hab ich gesungen, sogar KISS-Nummern! Aber zum Thema Livemusik: Früher gab’s ja eine sehr große Coverbandszene. Gegen Ende der 2000er ist das alles eingebrochen und auch die restliche Liveszene hat gelitten. So nach und nach habe ich aber das Gefühl, dass sich das bessert und die Leute wieder mehr Bock auf Livebands haben.
T: Stimmt, da ging eine ganze Zeit lang gar nichts mehr. Mit meiner ersten Coverband Double You C haben wir uns wieder reformiert und spielen so drei bis vier Revivalgigs im Jahr. Da kamen sogar mal über 1.000 Leute nach Kleinwallstadt. Aber grundsätzlich habe ich inzwischen andere Prioritäten beim Musikmachen. Wie mit der Bigband zum Beispiel …
A: So was stell’ ich mir ja echt super vor!
T: Wenn dir als Frontmann über 20 Mann in den Rücken blasen, ist das schon geil. Aber auch die Jackaroos sind einfach ’ne spitzen Truppe, da passt alles. Je älter ich werde, desto wichtiger ist mir das Zwischenmenschliche in einer Band.
A: Das ist halt auch genau mein Ding bei den Black Hearts. Man weiß bei uns nie, was genau passiert, weil viel improvisiert und interagiert wird. Das macht Riesenspaß, funktioniert aber auch nur, wenn man sich gut versteht. Musikalisch und privat. Mir gefallen im Übrigen auch Gigs in kleineren Locations besser, wo einem das Publikum fast auf dem Schoß sitzt.
T: Die kleinen Gigs genieße ich auch sehr, wenngleich Auftritte vor großem Publikum natürlich auch super sind, keine Frage. Ich finde die Situation im Moment wunderbar, dass ich mit meinen Bands alle möglichen Arten von Terminen spielen kann.
Würdet ihr – mit dem Know-how von heute – irgendetwas anders machen, wenn ihr nochmal anfangen müsstet?
A: Mehr üben.
Wieso? Gab’s Ziele, die sich aufgrund dessen nicht erreichen ließen?
A: Nee, es gibt einfach 1.000 Drummer, die besser sind als ich. Geiler spielen geht immer.
T: Ich würde vielleicht von Anfang an disziplinierter an verschiedene Sachen rangehen. Da hab ich in der Bigband nochmal viel gelernt. Wenn du da nicht hundertprozentig vorbereitet auf die Probe kommst, gibt’s vor versammelter Mannschaft auf die Ohren.
A: Zu Recht (lacht)!
T: Ja klar zu Recht (alle lachen)!
Quickies …
Leute, die für euch Mentoren waren oder sind?
T: Mein ehemaliger Musiklehrer Gerry Laun und der Bigband-Chef Stephan Schlett.
A: Harald Krebs, Dirigent beim Jugendverbandsorchester Vorspessart. Der hat mir damals in den Arsch getreten!
Ritual vor dem Gig?
T: Ich sollte mich warmsingen, mache das aber nicht. Letztens habe ich mal einen gesehen, der hat mit dem Schlauch in eine Flasche mit Wasser gesungen zum Warmmachen.
A: Hab ich auch schon mal gesehen!
Was soll das bringen?
T: Das soll anscheinend die Atemwege befeuchten.
A: Ach so, ich dachte, das ist eine Art des Warmsingens, ohne alle anderen tierisch zu nerven … (großes Gelächter)
Wie angekündigt wurde die Runde dann ins Schlappeseppel verlegt. Der Ausgang ist unbekannt, obwohl der FRIZZ dabei war.
Andi Köhler hat auf dem Weg zum Schlagzeuger die klassische Schule des örtlichen Musikvereins hinter sich gebracht und schaffte es bis in diverse Auswahlorchester. Über die mehr als logische Kette Musikverein – Punkband – Southern-Rock-Combo ist er seit Bandgründung Drummer der Black Hearts, bei SixTenStrings und Miss Maple. Zudem war er mit Kathrin Kempf bei Blind Shots aktiv und sorgt bei Bandgigs von Famarama für den richtigen Beat.
Thorsten Keil ist gelernter Schlagzeuger, inzwischen ist die Stimme jedoch sein Hauptinstrument. Mit Bands wie Prodomo oder BiBiKing machte er als Drummer und Sänger eigene Musik. Als Frontmann und Gründer war er mit X-Fade unterwegs und zudem das Gesicht von Gruppen wie Double You C, Chefetage und Sexual Chocolate. Zudem ist er gefragter Gastsänger diverser Formationen. Aktuell ist Thorsten Sänger der Jackaroos sowie des Jazzorchesters Erlenbach.