An wen wendet man sich in einer psychischen Belastungssituation? Wo findet man Hilfe, Beratung und Unterstützung? Zusätzlich zu ärztlicher und psychotherapeutischer Behandlung bieten die zahlreichen Selbsthilfegruppen in Deutschland ein wichtiges Unterstützungsangebot bei Problemen jeder Art.
Auch in Aschaffenburg und der Region gibt es bereits eine Vielzahl von Gruppen zu unterschiedlichsten Belangen. Um ebendiese besuchen zu können, muss man sie zunächst einmal finden. Genau hier setzt die Aschaffenburger Selbsthilfekontaktstelle an, die seit April letztes Jahres besteht. Wenige Monate zuvor ist die Stadt Aschaffenburg Fördermitglied der Selbsthilfekoordination SeKo Bayern geworden.
Die Stelle fungiert nun als Mittler zwischen institutionalisierter und selbst organisierter Hilfe. Allgemein agieren Selbsthilfekontaktstellen auf regionaler Ebene als eigenständige professionelle Beratungseinrichtungen. Zu den Aufgaben zählen umfassende Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Dabei werden themenübergreifend verschiedenen Probleme und Erkrankungen abgedeckt. Diese konkrete Hilfestellung gab es für Betroffene in dieser Form in Aschaffenburg vorher nicht, denn bisher gab es Selbsthilfe-Beratung nur für Menschen mit Behinderung.
Bedarf dafür gab es zwar auch schon vor Corona, doch die Pandemie hat die Problematik noch einmal verdeutlicht. Depression und Angststörungen, aber auch Suchterkrankung haben in den letzten Jahren kontinuierlich und nachweislich zugenommen.
Psychische Krankheiten und Krisen, die eine mentale Belastung darstellen, können jeden treffen und die Auslöser dafür sind vielfältig. Manchmal ist es ein körperliches Leiden, der Job oder der Verlust eines Familienmitgliedes. Oftmals sind es unvorhergesehene Ereignisse, die abrupt zu einer großen Beeinträchtigung führen. Gerade wenn man zuvor noch keine Berührungspunkte mit der Thematik der psychischen Gesundheit hatte, ist es schwierig, adäquate Unterstützung zu finden und zu bekommen.
Bin ich krank genug, um Hilfe in Anspruch zu nehmen?
Vielen Betroffenen fällt es daher schwer, sich Hilfe zu suchen. Scham, der Gedanke „bin ich krank genug, um Hilfe in Anspruch zu nehmen?“ und Bürokratie sind Hindernisse. Doch auch wenn man sich durchringt, sind die Hürden auf dem Weg zur geeigneten Therapie zahlreich. Psychotherapeutische Plätze sind spärlich gesät und die Suche ist gerade in einer solch belasteten Situation ein enormer Kraftakt. Deshalb fühlen sich viele vom Gesundheitssystem im Stich gelassen. Was in solchen Situationen Kraft und Mut schenken kann, sind Selbsthilfegruppen. Sie bieten Informations- und Erfahrungsaustausch, gegenseitige emotionale Unterstützung und Motivation. Durch den Kontakt mit anderen Betroffenen oder Angehörigen helfen diese Gruppen Menschen, sich weniger alleine mit den eigenen Problemen zu fühlen und bieten einen Weg aus der sozialen Isolation. Dadurch entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, wodurch trotz der bestehenden Situation wieder mehr Lebensqualität gewonnen werden kann. Deshalb ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe begleitend zu einer medizinischen und oder therapeutischen Behandlung eine sinnvolle Ergänzung.
Die Aschaffenburger Selbsthilfekontaktstelle hilft Betroffenen dabei, eine passende Gruppe zu finden und kooperiert hierfür mit Experten aus dem Sozial- und Gesundheitswesen. Dafür trägt maßgeblich Koordinatorin und Beraterin Yasmeen Christ Sorge. Damit Beratung und Vermittlung effizient ablaufen können, wird eine Datenbank mit allen Selbsthilfegruppen um und in Aschaffenburg geführt. Bestehende Gruppen können sich hier registrieren lassen und erscheinen dann in Zukunft nicht nur auf der Website der Selbsthilfekontaktstelle, sondern auch in einer Online-Broschüre und in „hallo Aschaffenburg“, der offiziellen App der Stadt. Künftig ist auch die Digitalisierung der Selbsthilfe geplant, virtuelle Gruppen sollen gefördert werden, aber auch Leihgeräte und IT-Kurse für die Umsetzung sind bereits in Planung. Hierdurch sollen Selbsthilfegruppen für alle zugänglich gemacht werden, zum Beispiel auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Menschen in Palliativpflege.
Um eine Selbsthilfegruppe in der Datenbank registrieren zu lassen, kann man sich sehr per E-Mail an untenstehende Adresse wenden. Auch für psychosoziale Beratung in geschütztem Rahmen und Vermittlung kann man jederzeit selbstverständlich gerne diesen Weg nutzen.
Selbsthilfekontaktstelle Stadt Aschaffenburg
Amt für soziale Leistungen
• Leitung: Simone Grecki-Runde
• Koordination, Beratung und Clearing: Yasmeen Christ
• Verwaltung: Vivienne Englert
E-Mail: selbsthilfe@aschaffenburg.de
Im Netz: www.aschaffenburg.de