Kunst muss nichts. Weder muss sie in Museen mit polierten Marmorböden noch in etablierten Kunsthallen oder in Galerien hängen. Denn es ist nicht der Ausstellungsort, der Kunst legitimiert, sondern es sind die Akteure, Künstler und Betrachter.
Dass es eben auch anders geht, beweist Menschwerk nach pandemiebedingter Pause zum nunmehr 15. Mal. Dafür werden einstige Industriehallen oder leer stehende Räume des herstellenden Gewerbes wieder mit Leben gefüllt. Durch die Kunstausstellung erfahren diese Gebäude eine Renaissance, ihnen wird eine Art zweite Blüte geschenkt – in Form von vielfältigen Arbeiten und Besuchern. Denn die Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Objekte, Installationen und Performance-Art ausgesuchter Kunstschaffender locken jedes Jahr scharenweise Besucher zu dieser außergewöhnlichen Werkschau. Die großflächige, raumgreifende Darbietung der Kunst schafft dabei ein einzigartiges Spannungsfeld, das der Besonderheit und Größe der zumeist jährlich wechselnden Ausstellungsorte gerecht wird.
In der Vergangenheit wurden die unterschiedlichsten Räumlichkeiten zum Schauplatz für Menschwerk. So fand die Ausstellung unter anderem in den jeweils ehemaligen Räumen der Goldbach GmbH, der Kleiderfabrik Dressler, dem Automuseum Rosso Bianco, dem BayWa-Baumarkt, der Gärtnerei Löwer und den Hallen der Wailandtschen Druckerei statt. Für die Künstler bieten diese ungewöhnlichen Orte einerseits viel Raum zum kreativen Entfalten, stellen aber andererseits eine große Herausforderung dar, denn die Kunst hier adäquat zu inszenieren, ist oft ein mühsames Unterfangen. Diesmal wird das Ganze zum zweiten Mal in den Hallen vom impress stattfinden, einer Location, die schon 2019 mehr als 7.000 Besucher begeistert hat. Die Dachfenster, der abgenutzte Boden, auf dem Flecken daran erinnern, dass hier früher Dekopapier und Ähnliches produziert wurde. Am vierten Aprilwochenende trifft hier Industrieromantik wieder auf Kunst!
Da Menschwerk aufgrund der Pandemie pausieren musste, werden alle Künstler, die 2020 für die Ausstellung ausgewählt waren, nun knapp zwei Jahre später endlich die Gelegenheit dazu haben, ihre Werke zu zeigen. Unter den 26 Künstlern sind sowohl bekannte als auch neue Gesichter: Ulrike Balkau, Ann Besier, Harald Böhm, Jörg Engelhardt, Anita Magdalena Franz, Siegbert Geis, Harald Hertel, Tina Imgrund, Peter Imgrund, Susana Infurna Buscarino, Christoph Jakob, Katrin Jakobsen, Stefan Kempf, Klaus Kirchner, Andrea Kraus, Olga Malkovskaja, Reinhold Mehling, Hannes Metz, Antonia Nork, Ute Ringwald, Arnd Schallenkammer, Katharina Tebbenhoff, Bianca Thater, Frida Wionzek, Markus Zeller und Jan Zwolicki.
Diese Auswahl bildet wie gewohnt nahezu vollständig das ganze Spektrum, das Kunst bietet, ab, von Installationen, Objekte und Skulpturen über Gemälde, Graffiti und Fotografie bis hin zu Performance. Kollektiv werden die Künstler einmal mehr beweisen, dass Kunst nicht dadurch berechtigt wird, indem man sie in ein enges architektonisches Korsett zwängt.
Vielmehr ist es dieser originäre Charakter der Ausstellung, der durch den Kontrast von Kunstwerken, die in industrieller Umgebung rezipiert werden, entsteht, der diese dreitägige Ausstellung so reizvoll macht. Das erlaubt es, Werk, Künstler und Besucher in zwanglosem Rahmen aufeinander treffen zu lassen. Sowohl Rahmenprogramm inklusive kulinarischem Angebot als auch die gesamte Atmo betonen zusätzlich die Lässigkeit des Formats.
Wer jetzt also Lust bekommen hat, Kunst ganz „ungekünstelt“ zu erleben und mit Freunden bei einem Bier oder einem Gläschen Wein zu entdecken, was diese Schau bei kostenlosem Eintritt bietet, dem sei gesagt: nichts wie hin!
ÖZ: Fr., 22.4., 19–22 Uhr; Sa., 23.4., 16–21 Uhr; So., 24.4., 11–18 Uhr