Corona hat vieles verändert. Auch vor FRIZZ hat das Virus nicht Halt gemacht. Inhalte mussten (bis heute) geändert oder auf Eis gelegt werden. So auch die traditionsschwangere Seite 4 mit den Illustrationen zum Stadtgeschehen von Robbi Fietzek. Die monatlichen Ausgaben wurden vielmehr genutzt, um gelockdownten Künstlern, Gastronomen und Veranstaltern unter die Arme zu greifen. „SoliFRIZZ“ lautete das Motto.
Weil sich aber „uns’ Robbi“ das so nicht „gefallen lassen“ wollte, nahm er dies alles zum Anlass, seine schon lange im Kopf geborene Idee eines gedruckten und in Buchform gefassten Best-ofs seiner FRIZZschen Seite-4-Karriere zu realisieren.
Das 188 Seiten umfassende Goldstück ist nun bereit, unter die dürstende Fanschar gebracht zu werden. FRIZZ hat vor dem geplanten Release am 6.12. mit dem Chef der Freak-Agentur über 20 Jahre Zusammenarbeit und Freundschaft geredet.
FRIZZ Das Magazin: Du bist Kult in Aschaffenburg. Die meisten kennen dich. Magst du dich trotzdem in drei Sätzen kurz selbst vorstellen?
Robbi Fietzek: Also das mit dem Kult (falls das überhaupt stimmt) kommt nur daher, dass ich seit Jahrzehnten in einem Kultmagazin erschienen bin, das muss man hier mal deutlich sagen! Ansonsten zähle ich mich gerne zu den „freistreunenden Zeichnern“, die Robert Gernhardt mal beschrieben hat. Ich hab’ ihn in meinem Vorwort von SEITE 4 zitiert.
Wie kamst du zum Illustrieren? Hast du nichts „Ordentliches“ gelernt?
Erst mal zu meinem ordentlichen Job, den übte ich 34 Jahre lang als Telefonmann bei der T-Com aus, bis diese mir eine unverschämt hohe Abfindung anbot, damit ich endlich gehe, was ich dann auch machte. Zeichnen fand ich immer schon faszinierend. Ich war so um die sechs Jahre alt, als ich anfing, Micky-Maus-Hefte mit Butterbrotpapier abzupausen.
Warum bist du nicht Modedesigner geworden? Mit deiner Frisur hättest du ja glatt bei Chanel anfangen können!
Mit Karl verbindet mich eigentlich nur diese überaus praktische Frisur, aber einmal im Jahr, an Faschingsdienstag bei YEAH!, da nimmt er Besitz von mir und muss mal unter die Leut’. Beim nächsten Konzert darf er sogar mal auf die Bühne und „Do you think I’m sexy“ performen, wie ich gehört habe.
Wie entstand die Idee zur monatlichen Illu in FRIZZ und wie kamst du zu den FRIZZen?
Nachdem ich unregelmäßig die eine oder andere Illustration beigesteuert hatte, meinte der damalige FRIZZ-Chefredakteur, Thomas Williams, eines Tages: „Robbi, du machst jetzt jeden Monat die Seite 4, Fred & Günther sind mir zu teuer“ (Sorry, Bernd Rodenhausen, da waren du und dein Kumpel leider raus).
Zu euch, damals noch 8750, kam ich, als ich euren ausgeschriebenen Wettbewerb „Wir suchen Aschaffenburgs besten Comiczeichner“ gewonnen habe. An dieser Stelle noch mal DANKE an die Jury für ihren hervorragenden Geschmack! (Diese Geschichte habe ich im Nachwort von SEITE 4 erwähnt).
20 Jahre Seite 4 in FRIZZ. Hast du diese zeitliche Hausnummer zum Anlass genommen, endlich mal einen Einband um deine vielen Werke zu machen?
Ja, da musste unbedingt mal ein schöner Einband außenrum. Die Lockdowns boten sich an, endlich mal damit anzufangen.
Wer begegnet uns denn so alles im Seite-4-Buch wieder?
Das Buch kommt manchmal wie ein buntes Geschichtsbuch daher. Ich war selbst erstaunt, was da so alles in der Welt und unserem Städtchen von sich reden machte. Wer kann sich schon noch dran erinnern, dass 2001 ein Aschaffenburger Konzertveranstalter in den Knast musste? Ich habe viele Zusatzinfos im Buch untergebracht, weil sonst einiges unverständlich bleiben würde.
Hast du in FRIZZ-Seite 4-Lieblingsmonate bzw. Lieblingspersonen, die du karikiert hast?
Ja, es gibt ein paar Figuren, die ich sehr mag: Arschibald, Urban Priol oder die Wasagerin (Anm. d. Red.: die schreibt man so). Ich kann dir jetzt aber nicht sagen wo du diese im Buch findest, weil ich alle Seiten mit 4 durchnummeriert habe.
Haben die FRIZZen dir auch schon mal eine Illu bzw. eine Illu-Idee abgelehnt?
Das war ja das Tolle an euch, dass ich völlig frei war! Es gab nur einmal ein Problem, als ich mich über eine Veranstaltung unten am Main lustig machte. Dort hatte der Stadtrat nach langem Hin- und Her die „AB popt Bühne“ am Mainufer genehmigt. Ich machte eine „AB poppt Bühne“ daraus, auf der Prostituierte für ihre Dienste warben. Leider war der Bühnensponsor ein guter Anzeigenkunde, weswegen es etwas Bedenken gab. Ich hatte dann recht schnell für Ersatz gesorgt (Die Wahrheit über Bruno den Bären).
Bald ist Weihnachten. Treffen wir den von dir erfundenen Sadolaus im Buch wieder?
Sadolaus war eine Illustration zu einem Artikel von Rainer Glaab, er hatte noch keine eigene Seite 4 und ist deshalb auch nicht im Buch.
Wer ist eigentlich Arschibald?
Arschibald ist die gezeichnete Version von unserem Aschaffenburger Arsch aus der Schlossmauer. Als die Stadt im Jahr 2003 ein Logo suchte, rief sie alle Agenturen dazu auf, ein neues zu finden. Der Stadtrat konnte sich aber für keine der vielen Einsendungen entscheiden. Das war die Geburtsstunde von Arschibald, denn ER ist das Logo, das Wahrzeichen der Herzen, und FRIZZ druckte seine Abenteuer.

Arschibald
Wen oder was aus Aschaffenburg & Umgebung würdest du gerne mal zeichnen, den du noch nie auf Papier gebannt hast? Im Umkehrschluss: An wen traust du dich so gar nicht ran?
Was ich wirklich nur sehr, sehr ungern zeichne, sind Frauen! Sorry, aber die allermeisten sind sehr kritisch und es gab immer wieder Diskussionen und Nachbesserungen, weil hier und da etwas „unvorteilhaft“ gezeichnet wurde. Bei Männern ist das völlig anders! Bei denen kann ich nach Herzenslust übertreiben, was bei einer Karikatur ja auch wichtig ist. Die lachen immer, auch wenn die Nasen zu groß oder Bäuche und Hintern etwas fett geraten sind.
Auf welche kreativen „Streiche“ von dir darf man sich als nächstes freuen?
Ich hoffe, ich finde mal die Zeit, mit Michael Seiterle „Geheimakte Josef“ fertig zu illustrieren (siehe FRIZZ 12|2017). Vorher muss aber noch der Fotoband über Aschaffenburg fertig werden. Darin kommen wunderbare Aufnahmen ans Licht, die mein Vater ab den 1950er-Jahren gemacht hat.
Wir FRIZZen träumen ja immer noch von den Boppins als Krippenszenen-Illu mit Golo als Jesuskind, Didi und Thommy als Maria und Josef, Michi als Hirte, die mittlerweile drei Saxer als heilige Könige und Manu als Komet. Wirst du uns diesen Wunsch irgendwann doch noch erfüllen?
Oh, das ist ja eine wunderschöne Idee! Die muss ich bisher völlig überhört haben bei euch. Das mache ich gerne, bloß wird es dieses Jahr nichts mehr, die Deadline fürs Dezember-Heft ist ja schon rum.
Lieber Robbi, wir FRIZZen freuen uns alle sehr auf dein Buch und danken dir auch an dieser Stelle mal ganz hochoffiziell für deine 20-jährige, (nicht nur) kreative Bereicherung unseres „Local Lieblingsmagazins“.
www.1212eins.de, www.freak-agentur.de
Infos zum Buch:
188 Seiten, Hardcover, 26,50 Euro
Ab 6.12. erhältlich bei …
- FRIZZ Das Magazin, Treibgasse 19, AB
- Buchhandlung Diekmann, Steingasse 2, AB
- LUVGREEN (hier auch online erhältlich!), Sandgasse 54, AB; www.luvgreen.de
SEITE-4-Book-Release & Signierstunde(n)
Sa., 4.12, 12–16 Uhr; Sidekick, AB
2 Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart gibt’s das Buch zum Subskriptionspreis von 22 Euro statt 26,50 Euro samt Autogramm, Widmung, Glühwein & heißem Äppler.