© Wolfram Eder
Sylvia Scholtka
FRIZZ Das Magazin: Wann und wo bist du erstmalig mit Kunst in Berührung gekommen?
Sylvia Scholtka: Circa 1968 – ich war in meiner Ausbildung zur Fotografin. In dieser Zeit lernte ich Elisabeth Dering kennen und schätzen. Ich habe sie öfter besucht, die ganze Atmosphäre dort faszinierte mich. Ich habe sie viel fotografiert und sie hat auch meinen Sohn und mich gemalt. Es war auch angedacht, dass wir etwas gemeinsam machen. Doch es kam nie zur Ausführung. Ich übernahm einen Laden in Wertheim und wohnte auch einige Jahre dort. Später hatte ich ein Studio und einen Laden in Marktheidenfeld. Der Kontakt ist nie ganz abgerissen und als ich wieder in Aschaffenburg wohnte, hat er sich erneut intensiviert. Die Verbindung hielt bis zu ihrem Tod. Wichtigster Lehrer und Inspirator war Helmut Kunkel, den ich 1998 kennenlernte.
Welche Zutaten brauchst du für kreativ-produktives Arbeiten?
Am liebsten einen oder mehrere Menschen. Meinen Kopf, mein Herz, meine Erfahrung, eine Kamera und inzwischen meinen Computer. Früher hätte dort „mein Fotolabor“ gestanden.
Welcher Ort in Aschaffenburg ist ein Garant für Inspiration und weshalb?
Mein Arbeitszimmer. Wegen der vielen angedachten Projekte, Kästen mit Ideensammlungen und Notizen. Und der Möglichkeit, mit meinen Bildern am Computer zu experimentieren.
Welches Künstlerklischee lebst du?
Von Klischees halte ich nichts. Sie engen das Denken und damit das Handeln ein. Ich habe schon immer versucht, mich selbst zu leben und das „gelebt werden“, sei es über Werbefallen, so genannte Trends, In-Zwänge usw. zu erkennen und zu vermeiden. Darunter verstehe ich die tägliche, spielerische Achtsamkeit, Bilder, Dinge oder Sätze auf „Zwang-Gefahr“ hin zu überprüfen und bei Nichtgefallen zu verwerfen. In der Auseinandersetzung damit ist schon die eine oder andere Projektidee entstanden. Zum Beispiel bei „Spiegelungen“ die zwei Seelen, die in jedermanns Brust schlagen und die auch in der Unterschiedlichkeit unserer Gesichtshälften sichtbar werden. Oder bei „Entschleunigungen“ die Auseinandersetzung mit dem ungesunden, immer schneller werdenden Lebenstempo, das aufgezwungen wird. Die Seele braucht Zeit zum Ver- und Bearbeiten von Erlebnissen, um heil zu bleiben – und zur Weiterentwicklung. Was meiner Meinung nach die Aufgabe des Menschseins ist, zu lernen und zu wachsen. Und ich meine nicht die Anhäufung von Wissen. Leider werden Fähigkeiten, die ein Mensch hat, oft durch Konsum erstickt. Kreativität braucht LANGEweile. Muse. Und Kreativität braucht jeder täglich – zum Probleme lösen, bei der Kindererziehung, in der Partnerschaft, im Beruf, in der Freizeitgestaltung. Wenn die Seele den Ereignissen hinterher-
hechelt, schafft sie oft psychsomatische Beschwerden, um zu sagen: Stop! Jetzt muss ich erstmal verdauen, was du mir angeboten hast.
Die Aschaffenburger Kunstszene …
… ist ungeheuer vielfältig und aktiv.
Zur Person:
Geburtsort: Mömlingen
Geburtsjahr: 1952
Wohnort: Aschaffenburg
Kunstart: Fotografie
Künstlerischer Werdegang: Lehre, Gesellenzeit, Meisterprüfung, Porträtstudios, Atelier mit Handlung, Galerie, Fotoprojekte