Sabina Friedrich
FRIZZ Das Magazin: Wann und wo bist du erstmalig mit Kunst in Berührung gekommen?
Sabina Friedrich: Das weiß ich nicht mehr. Aber durch Ella Raayoni hatte ich in den 80ern das Glück, „mein“ Medium, die Grundlagen der Textilcollage, zu erlernen – und ich lerne immer noch. Zu dieser speziellen Arbeitsweise hätte ich vermutlich nie gefunden. Würde ich sonst heute anstatt der Schere den Aquarellpinsel schwingen?
Welche Zutaten brauchst du für kreativ-produktives Arbeiten?
Ruhe und Zeit. Im Laufe der Jahre ist es immer schwieriger für mich geworden, vom äußeren Trubel dieser schnelllebigen Zeit mit ihrer Informations- und Bilderflut in mein Inneres zu kommen. Diese – freiwillige – Isolation brauche ich. Und dann ein leckeres Frühstück, angenehme Musik, zum Beispiel Smooth Jazz aus Brasilien, viele verschiedene Stoffe zum Aussuchen, da ich keine Malfarben mische. Dann kann’s losgehen. Oder auch nicht. Denn wenn ich eines mit der Zeit gelernt habe: Es geht, wenn es geht. Trotz aller Technik lässt sich der kreative Moment nicht erzwingen. Und das ist gut so. Eine bereits begonnene Idee weiterzuführen, das fällt leichter.
Welcher Ort in Aschaffenburg ist ein Garant für Inspiration und weshalb?
Für mich gibt es keinen Garanten für Inspiration, denn das kann überall geschehen. Wo ich mich aber sehr wohl fühle, ist mein Lieblingsplatz im Schlossgarten. Unterhalb der Brücke, mit Blick auf den Main, das Schloss, die kleinen Eidechsen an der Mauer. Ein friedlicher Ort. Mittendrin, aber abseits der meist auf den oberen Wegen gehenden Besucher.
Welches Künstlerklischee lebst du?
Ich lebe mein Leben, ob es typische Künstlerklischees enthält? Ich glaube nicht.
Die Aschaffenburger Kunstszene ...
... ist vielfältig, wie die Kunst selbst. Es gibt hier viele kreative Menschen. Davon gehen wiederum viele an die Öffentlichkeit, andere arbeiten mehr für sich. Es gibt einige gute Plätze, um seine Arbeiten zeigen zu können, wenn man es denn schafft, „hinein“ zu kommen ... Aber auch für die Ausstellungsmacher ist das Auswählen keine leichte Aufgabe. Kunst „machen“ ist eine, sie auch präsentieren zu können eine andere Sache. Und nicht jeder hat (neben seiner künstlerischen Arbeit) das Talent, das selbst in die Hand zu nehmen. Von einer Vermarktung erst gar nicht zu sprechen. Aber wenn die Möglichkeit besteht, dann kommen die Aschaffenburger. Und schauen. Das finde ich – da ich Vergleiche zu anderen Städten habe – wirklich erwähnenswert. Danke an alle, die auch „kleine“ Kunst schätzen und mit ihrem Besuch Interesse zeigen. Das „Große“ ist immer auch im „Kleinen“. Das gilt für alles im Leben, man muss es nur sehen (wollen).
Geburtsort: Bamberg
Geburtsjahr: 1955
Wohnort: Aschaffenburg
Kunstart: Textilcollage
Künstlerischer Werdegang: überwiegend Autodidaktin
Aktuelle Schau: Kunst im Abtshof Hörstein vom 20.–22.10., Gruppenausstellung mit Aschaffenburger Künstlern in der Kunsthalle Jesuitenkirche im Dezember