Reminder: Aschaffenburg ist seit jeher ein Schmelztiegel bunten Treibens: Livemusikstätten, die regelmäßig internationale Legenden beherbergen, Clubs, die Newcomer und alte Hasen ans Mischpult lassen, geschichtsträchtige Kunsthäuser, ambitionierte Theater(ensembles), prallgefüllte Festivalwochenenden, feuchtfröhliche Bars, kulinarische Vielfalt, Entfaltungsort von Sub- und Nebenkultur. Das Bayerische Nizza und sein unmittelbar umliegender Dunstkreis bauten sich einen relevanten Ruf als Magnet kulturellen Lebens auf.
Nichtsdestotrotz gerieten insbesondere die Nachwuchsveranstalter und kleineren Locations in jüngster Vergangenheit in einen unangenehm ziehenden Gegenwind. Der Livemusik-Szene in Kneipen wurde Anfang November 2023 ein kurzzeitiger aber massiver Riegel vorgeschoben – bis der Stadtrat sich nach Diskussion auf die Seite der Gaststättenbetreiber stellte und die Bedingungen zur Anmeldung und Genehmigung von Events zugunsten der Veranstalter lockerte. Auch weil viele Stimmen aus dem kulturschaffenden Bereich sich laut, bestimmt, aber gleichzeitig konstruktiv dazu äußerten und stark machten. Ein weiteres Beispiel ist die gefühlt ewig währende Debatte um die öffentlichen Events der KutterCrew aka SWEAT, die mit beispielsweise „Unten am Fluss“ und dem „Kuttergarten“ stetig neue Räume zur Entfaltung und Auslebung der Subkultur bietet. Doch damit in der Bevölkerung – aufgrund mit Lautstärke verbundener Events, die dennoch nie die Grenzen der Normen sprengen – zu polarisieren scheint.
© Stefan Gregor
Kulturrat Aschaffenburg
Gleichzeitig sind es unter anderem aber auch die „älteren Hasen“ der seit Jahrzehnten etablierten Veranstaltungsorte – beispielsweise Claus Berninger vom Colos-Saal, Axel Teuscher vom Hofgarten Kabarett und Iris Solbès vom KunstLANDing – die sich als Mitglieder des Kulturrats in gemeinsamer Sache mit auf die Seite eben dieser jungen Leute stellen. So kommen inzwischen insgesamt über 70 Kulturvertretende im KRAB zusammen, um gemeinsam das Kulturleben der Stadt Aschaffenburg zu bewahren und darüber hinaus gleichzeitig weiterzuentwickeln. Die Liste aller Mitglieder ist auf der neu erstellten Website einzusehen. Auch die FRIZZen sind dort selbstverständlich vertreten. Kunst-, Kulturschaffende, Kulturvermittelnde und kulturnahe Bürger möchten fördern, entwickeln und fordern eine transparente Gestaltung der demokratischen Prozesse im Rahmen von kulturpolitischen Entscheidungen. „Wir sind uns der gestalterischen Macht der Kultur bewusst. Kulturelle Vielfalt ist die Basis unserer Lebensqualität. Kultur stößt Diskurse in unserer Stadt an, kann beflügeln, streitbar sein. Sie bildet den Kitt, der unsere Gesellschaft angesichts aller Herausforderungen zusammenhält. Diese Funktion zu stärken, dafür übernehmen wir die Mitverantwortung, dafür setzen wir uns ein.“, so ein Auszug aus dem Selbstverständnis.
© Stefan Gregor
Kulturrat Aschaffenburg
Mehr Raum für Kultur #1 – Unter freiem Himmel
Als wichtige Premiere der Öffentlichkeitsarbeit des Kulturrats Aschaffenburg ist eine Podiumsdiskussion geplant, die als Finissage der „WE. ALL. TOGETHER. SWEAT Archives“-Ausstellung im KunstLANDing abgehalten wird. (s. Rubrik Kunst, FRIZZ Das Magazin, Ausgabe 0424). Hier sprechen und debattieren Peter Cahn (Intendant Landestheater Dinkelsbühl), Ralf Duggen (Festival für Straßenkunst Würzburg), Jörg Fabig (Leiter Kulturamt Aschaffenburg), Timo Geißel (SWEAT/KutterCrew) und Dirk Kleinerüschkamp (Referent für Bau- und Stadtentwicklung) über Potenziale in der Förderung aller Kulturbereiche innerhalb der gesamten Aschaffenburger Szene – mit Fokus auf die Umsetzungsmöglichkeiten im Freien aufgrund der nahenden Sommermonate.