Diese Ausstellung präsentiert einen faszinierenden Einblick in das facettenreiche Werk von Ernst Ludwig Kirchner, einem der bedeutendsten deutschen Expressionisten des 20. Jahrhunderts. Die gezeigten Werke schlagen eine Brücke zwischen seinen beiden zentralen Lebensstationen: Deutschland und der Schweiz, seinem Geburtsort und seinem Todesort. Neben Leihgaben aus dem Kirchner Museum Davos, einem modernen Bauwerk, das die künstlerische Intention des Expressionisten perfekt aufgreift, werden auch erstmals Webarbeiten nach Entwürfen Kirchners gezeigt.
Das Kirchnerhaus Museum Aschaffenburg, mit seinem denkmalgerecht sanierten Geburtshaus des Künstlers, fungiert als eindrucksvolle Kulisse für diese einzigartige Zusammenstellung. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick über Kirchners künstlerische Entwicklung, beginnend mit seiner Zeit bei der Künstlergruppe „Brücke“ in Dresden über die Berliner Jahre bis hin zu Kirchners Schaffen in Davos, wo er sich in den 1920ern einem persönlichen, flächigeren Stil zuwandte und sein Spätwerk schuf.
Besonders beeindruckend sind die Werke aus der Zeit nach 1915, als Kirchner durch die Schrecken des Ersten Weltkrieges und dessen Auswirkungen auf seine körperliche und mentale Gesundheit in eine existenzielle Krise stürzte. Seine Suche nach Heilung führte ihn nach Davos, wo sich sein künstlerisches Schaffen neu definierte. Die Ausstellung zeigt Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus dieser Phase des Umbruchs unter dem Thema „Mensch und Landschaft in den Schweizer Bergen“. In der Schweiz verbrachte er neun Jahre, bis er Deutschland wieder besuchte und fand auch in dem Alpenland seinen Tod. Kirchners Leben nach seiner Auswanderung war bewegt, nachdem er seine Lähmungserscheinungen, von denen er glaubte, dass sie seine Karriere ruinieren würden, überwand, hatte er mit Medikamentenabhängigkeit zu kämpfen. Auch erfuhr er seiner Meinung nach unzureichend Anerkennung in der deutschen Kunstwelt. Trotz alledem, und wahrscheinlich auch wegen alldem, setzte sein Schaffen in Davos neue Maßstäbe.
Ein Highlight der Ausstellung sind die selten gezeigten Webarbeiten, die erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Diese kunstvollen Werke nach Kirchners Entwürfen spiegeln die Farbenpracht und die Motive der Schweizer Alpenlandschaft wider und offenbaren die tiefe Verbindung des Künstlers zu seiner neuen Umgebung.
Das Zusammenspiel zwischen dem Kirchner Museum Davos und dem Kirchnerhaus Museum Aschaffenburg ermöglicht es, Kirchners Schaffen in unterschiedlichen räumlichen Dimensionen zu erleben und den Lebensweg des Ausnahmekünstlers nachzeichnen. Eine umfängliche Werkschau seines Schaffens in Davos, obgleich hunderte seiner Arbeiten den Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Die Qualität der Originale, die in dieser Ausstellung präsentiert werden, unterstreicht den künstlerischen Reichtum und die Vielseitigkeit von Ernst Ludwig Kirchner einmal mehr auf eindrucksvolle Art und Weise. Kunstliebhaber und Kenner werden gleichermaßen von dieser einzigartigen kulturellen Zusammenführung begeistert sein.