Auch so kann perfekte Pflege funktionieren: Im Haus „Louise von Marillac“ finden Demenzkranke in einer ambulanten Wohngemeinschaft eine neue Heimat. Ein Portrait über ein ganz besonderes Konzept, sowohl für die Bewohner, wie auch für die Angehörigen und das Pflegepersonal.
Wenn man dem Haus „Louise von Marillac“ einen Besuch abstattet, sticht einem auf Anhieb so einiges ins Auge: Das moderne Gebäude mit der großzügigen und parkähnlich angelegten Außenfläche, die lichtdurchflutete Eingangszone mit Treppenhaus und Aufzug, der großzügige und gemütliche Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss mitsamt einladenden Sofaecken und der großen, offenen Küche sowie die liebevoll und individuell eingerichteten Zimmer der Bewohner, die sich über Erdgeschoss und das erste Stockwerk im barrierefreien Haus erstrecken. Passend zum Ambiente ist auch die gesamte Atmosphäre bemerkenswert, denn diese lässt sich mit Attributen wie familiär, ruhig und persönlich auf Anhieb wohl am besten umschreiben.

© Stefan Gregor
Das Haus Louise von Marillac in Kleinostheim
Was man wiederum absolut vergeblich sucht: Klassische, sterile Pflegeheim-Atmosphäre, vereinsamte Bewohner oder überfordertes und überlastetes Personal im Grenzbereich. Das außergewöhnliche Erfolgsrezept dieser ganz besonderen Pflegeeinrichtung basiert auf dem Grundgedanken, den demenzbetroffenen Bewohnern in einer neuen Organisationsform ein Leben in Würde und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Die Immobilie bietet eine Heimat für maximal zwölf Bewohner und wurde vom Träger der Sozialen Dienste in Kleinostheim, der Haus St. Vinzenz von Paul GmbH, erbaut. Der vor einigen Jahren von engagierten Mitbürgern gegründete „Gemeinsam statt einsam“ e. V. hat das gesamte Erdgeschoss und den ersten Stock des Hauses gemietet und das Konzept der angehörigengeführten Demenz-Wohngemeinschaft ins Leben gerufen. Dementsprechend ist der „Gemeinsam statt einsam“ e. V. auch nicht der Betreiber der Einrichtung, sondern vermietet die Appartements an die Bewohner weiter. Die oberste Instanz für das Alltagsgeschehen in der WG ist das entsprechende Angehörigengremium. Diese Konstellation ermöglicht es den Demenzkranken in einem häuslichen Umfeld mitsamt familiärer Atmosphäre eine neue Heimat mit maximaler Geborgenheit und eigener Privatsphäre zu finden. Zudem ist das Konzept vollends darauf ausgerichtet, dass Angehörige und Freunde den Kontakt zu den Bewohnern intensiv fortsetzen können und somit soziale Bande aufrechterhalten werden. Dies ist nur einer von zahlreichen Aspekten, die in der Betreuung und Pflege von Demenzkranken extrem wichtig sind.
Der fachliche Bereich der Pflege wird durch ein multiprofessionelles Team der Sozialstation abgedeckt, das rund um die Uhr im Haus ist und im Alltagsgeschehen vom Kreis der Angehörigen unterstützt wird. Denn deren Einbindung beschränkt sich nicht nur auf Besuche, sondern vielmehr gibt es ein System von täglichen Angehörigendiensten, um die Pflegekräfte zu unterstützen. So sind beispielsweise jeden Abend Familienmitglieder vor Ort, um beim Abendessen zur Hand zu gehen und mit den Bewohnern zu lesen, zu spielen oder zu singen. Auch saisonale Arbeitseinsätze rund um das Haus gehören zu den Aufgaben des Angehörigenteams, um das gemeinsame Miteinander der gesamten Einrichtung mit Leben zu füllen.

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Das Haus Louise von Marillac in Kleinostheim
Das Haus „Louise von Marillac“ ist also weit mehr als eine gewöhnliche Pflegeeinrichtung. Es ist ein Haus voller Leben, Humor, Würde und ein Ort, an dem Träger, Verein, Angehörige und Pflege an einem Strang ziehen, um den Bewohnern einen unbeschwerten Alltag bereiten zu können. Nicht verwunderlich also, dass die Einrichtung als Leuchtturmprojekt und Vorbild für ähnliche Konzepte bundesweit gilt.