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FDG
Das FDG wurde unter die Top 20 beim deutschen Schulpreis 2019 nominiert. Nun muss es sich einer strengen Prüfung unterziehen und zeigen, was es so zu bieten hat. FRIZZ das Magazin hat die Bildungsstätte besucht und ist überzeugt … so einiges! Was muss eine Schule eigentlich machen, um als besondere, gute oder gar coole bezeichnet zu werden? Jeder hat andere Ansprüche: die Schüler, die Eltern, die Lehrer, der Direktor, das Ministerium – von jedem kommt noch ein Wunsch obendrauf. Da ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu bewahren. Messen kann man sich aber im Wettbewerb um die beste deutsche Schule 2019, denn hier werden strenge Kriterien vorgegeben. Wenn man dann unter die Top 20 der besten deutschen Schulen 2019 nominiert wird, muss diese doch irgendwas verdammt richtig machen …
Eine Lehranstalt aus Aschaffenburg hat es nun geschafft, unter die 20 besten zu kommen – das Friedrich-Dessauer-Gymnasium (FDG). Und das heißt schon was! Denn Real-, Grund- sowie Förderschulen oder deutsche Schulen im Ausland – jeder darf sich bewerben. Eine Jury bestehend aus Praktikern und Bildungswissenschaftlern besucht jetzt nach und nach die Nominierten und überzeugt sich persönlich von der Qualität der jeweiligen Bildungsinstitute. Im März werden dann die TOP 15 bekannt gegeben, die im Juni in Berlin bei der Preisverleihung geladen sind. Dort überreicht Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis für den ersten Platz. Für das FDG ist es spannend und für uns heißt es: Daumendrücken für das Aschaffenburger Gymnasium!
Große Schule – noch größeres Engagement
Die Nominierung wundert nicht, wenn man sich die Bemühungen der Schule genauer anschaut. Unter dem Leitbild „Dynamische Schule der Vielfalt“ versuchen Direktor Michael Lummel und seine Lehrerschaft die Schule weiterzuentwickeln, zu verbessern – und zwar ganz im Sinne der hier lernenden Schüler. Die knapp 200 Angebote für den Nachmittag, über 30 Schulmannschaften und 30 bis 40 Förderkurse zeigen ganz deutlich – diese Schule lebt ihr Motto. Ganz klar: Hier sollen Schüler nicht nur unter Zwang lernen, sondern bestmöglich gefördert und in ihren Talenten unterstützt werden: Beispielsweise in Form von sportlichen Aktivitäten, künstlerischen Begabungen oder naturwissenschaftlich-technischen Ambitionen. Das Bildungsinstitut ist auch sehr bedacht, dass die Schüler auf ihrem Lernniveau gleichauf bleiben und bei Problemen und Schwierigkeiten durch Förderkurse und Intensivierungen geholfen bekommen. „Bevor das Kind in den Brunnen fällt, versuchen wir zu verhindern, dass es überhaupt soweit kommt“, erklärt Michael Lummel. Mit diesem Engagement konnte sogar die Abitur-Durchfallquote in den letzten sechs Jahren von 14 auf nur einen reduziert werden! „Das ist natürlich immer noch zu viel“, betont der Direktor. Die Förderung der FDGler steht also auch bei ihm an erster Stelle.
Prüfungssituation PARADOX: Jetzt muss sich die Schule beweisen
Und wie kam es jetzt zur Nominierung für den deutschen Schulpreis 2019? Die Idee stammt ursprünglich von Matthias Weiland, Seminarlehrer in Biologie und Chemie. Und warum auch nicht, die Schule hat schließlich einiges zu bieten! Doch die Kriterien der Jury sind streng und haarklein festgelegt. Bei diesem Wettbewerb unterzieht sich diesmal die Schule einer Prüfung. Das FDG muss zeigen, dass es nicht auf der Stelle stehen bleibt, sondern sich hinsichtlich der „Qualitätskriterien“ weiterentwickelt. Und das… so ist FRIZZ überzeugt… macht sie wirklich gut. Blicken wir mal auf das beachtliche Nachmittagsangebot, denn es gibt zahlreiche AGs und Sportmannschaften: Bigband und Orchester, Zoo-AG (die sich um die Aquarien und Terrarien kümmert), Mode & Textildesign, Comic & Graffiti, Foto & Film, Roboterkurs, Bienen-AG, Judo, Schwimmen, Lauftreff ... (wir könnten hier ewig viele Beispiele aufzählen). „Das Tolle ist, dass die Ideen von den Lehrern kommen“, so Lummel. Beispielsweise setzte sich die Biologie- und Chemielehrerin Gabriele Heidenfelder ein, Schüler mit naturwissenschaftlicher Begabung zu fördern und bei Jugend Forscht anzumelden. Und das hat sich gelohnt, denn so wurde das FDG zur „Jugend Forscht Schule 2017“. Und seit dem Beginn der Teilnahme an diesem Wettbewerb gewinnt das Aschaffenburger Gymnasium nun circa 20 Prozent aller Jugend-Forscht-Preise in Unterfranken. „Wir schauen uns unentwegt um, wo die Schüler ihre Interessen und Begabungen haben und überlegen uns, wie wir diese am besten fördern können. Ziel ist es, dass die Kinder sich gerne engagieren, um schließlich auch viel ins Berufsleben mitnehmen zu können“, erklärt der Schulleiter. Auch mithilfe der empirischen Forschung versucht die Lehranstalt immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, auf welche Weise man Schüler am besten zum Lernen animiert, sie fördert und unterstützt. Ein wirklich ungewöhnliches und cooles Beispiel ist die Ergometer-Klasse. Ein Pilotprojekt, welches bereits hohes Medienaufsehen erregt und die Kids begeistert. Fünf dieser Geräte stehen dabei hinten im Klassenraum. Jeder Schüler sitzt 45 Minuten am Tag darauf und strampelt munter in angenehmen Tempo während des Unterrichts. Ein Pult ist natürlich auch auf dem Fitnessgerät befestigt, sodass das Mitschreiben und Mitmachen am Unterricht gewährleistet ist. „Natürlich gab es am Anfang erst einmal Skepsis von allen Seiten, auch von mir. Nachdem ich jedoch mit Dr. Jorde von der Sportuni Wien gesprochen habe, der diese Idee erforscht und in seiner Doktorarbeit entwickelt hat, war ich überzeugt“, beschreibt der Direktor. Das Ergometer-Training während des Unterrichts bewies während der Studie des Wissenschaftlers positive Auswirkungen: Die Blutwerte der Kinder verbesserten sich, sie waren allgemein gesünder, das Sozialverhalten wirkte sich positiv aus und die Konzentrationsfähigkeit war besser. So startete das FDG als erste Schule in Deutschland dieses Pilotprojekt und lässt es auch solange weiterlaufen, wie Kinder für die Ergometer-Klasse der fünften Jahrgangsstufe angemeldet werden.
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FDG_Direktor_Lummel
Die Unterrichtsqualität wird natürlich auch unter die Lupe genommen. Weiterhin wird ein Blick auf die Leistung geworfen, beispielsweise Absenkung der Durchfallquote oder auch Leistungen in Wettbewerbsangelegenheiten. Ganz klar: Die Schüler des FDGs sahnen mit ihren zahlreichen Auszeichnungen („Jugend Forscht Schule 2017“, deutscher Umweltpreis, Goldmedaille in Mathematik-Olympiade, 3. Platz in der Kopfrechnen-Weltmeisterschaft) ordentlich ab. Einen weiteren Schwerpunkt legt die Jury auf den Umgang mit Vielfalt. Und auch das ist ein großes Thema für das Friedrich-Dessauer-Gymnasium. Denn hier gehen über 60 Nationen auf die Schule. „Das ist eines der schönsten Dinge bei uns am FDG. Es klappt einfach untereinander. Es ist für jeden hier selbstverständlich, dass es gut funktioniert.“ Angesichts dessen ist es eine umso erfreulichere Entwicklung, dass die Durchfallquote sichtbar gesenkt wurde. „Wenn man Schüler hat, die anfangs Schwierigkeiten haben, aber man ihnen am Ende doch zum bestandenen Abitur gratulieren kann, ist das einer der schönsten Momente – auch für mich persönlich. Da ist man dann richtig stolz“, erklärt der ehemalige Lehrer. Neben den Kriterien Schulklima und Schulleben sind auch außerschulische Partner in der Bewertung enthalten. Auch wieder ein Pluspunkt für das Aschaffenburger Gymnasium: Denn die Schule hat über 80 Partner in Form von Unternehmen, Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen für Projekte, Besichtigungen und Einblicke in verschiedene Berufe. Beispielsweise die „Junior-Ingenieur-Akademie“ – die ist für interessierte und begabte Schüler im naturwissenschaftlich-technologischen Bereich. Hier besichtigt man zum Beispiel das Luft und Raumfahrtzentrum der Uni Würzburg und lernt, wie man Satelliten programmiert. Grundfinanziert ist das Projekt mit 10.000 Euro von der deutschen Telekomstiftung. „Solche tollen Angebote wären von uns als Schule finanziell nicht leistbar. Aber dank unserer Partner können wir den Schülern somit coole Einblicke in verschiedene Berufsfelder mitgeben“, beschreibt Lummel. Der letzte Punkt auf der Liste der Jury ist die Verantwortung. „Für uns bedeutet das, dass die Schule nicht am Schüler vollzogen wird, sondern der Schüler integriert wird.“ Beispielsweise werden Schülersprecher regelmäßig bei Entscheidungen miteinbezogen, dürfen ihre Vorschläge miteinbringen und sich zu Neuerungen äußern. Schüler übernehmen aber auch anderweitig Verantwortung wie etwa in der Bienen-AG. Dort werden die schuleigenen Bienenvölker versorgt und erforscht. Auch die Zoo-AG kümmert sich um die Pflege der zahlreichen Terrarien und Aquarien. Ältere Schüler können beispielsweise auch „Lesementoren“ für Schüler aus der 5. Klasse werden, die eine Leseschwäche haben. Verantwortung wird also in den unterschiedlichsten Bereichen an der Schule übermittelt.
Verdient unter den TOP 20
Allgemein gesprochen: Das FDG hat definitiv einiges zu bieten. Diese Ansicht teilt natürlich auch der Schulleiter: „Diese Komplexität wie Schüler individuell gefördert werden … welche verschiedenen Stellschrauben wir haben, um Schüler zu faszinieren – das gibt es sonst kaum. Das wird hoffentlich die Jury beeindrucken.“ Auf die Frage, warum es gerade das Friedrich-Dessauer-Gymnasium verdient hat, mindestens unter die Top 5 zu kommen, zögert Michael Lummel mit seiner Antwort nicht: „Ich denke, dass wir zusammen mit unseren Schülern Außergewöhnliches leisten. Wir haben große Erfolge in den Zielen, die wir uns setzen – gehen Wege, die ungewöhnlich oder einmalig sind – und die Ergebnisse und Reaktionen der Schüler geben uns dabei recht.“ Mit seinem umfangreichen Angebot und dem Engagement der Lehrer schafft es das Gymnasium, eine vielfältige Schülerschaft zu begeistern und zu begleiten. Am FDG können sich Schüler entfalten und entwickeln. Wenn das mal keine besonders coole Schule ist, in der im Übrigen auch einige FRIZZen schon vor langer Zeit ihr Unwesen getrieben haben.
Warum ist das FDG die coolste Schule?
O-Töne der Schüler
Isabel, 11 Jahre: Weil man hier viel Neues lernen kann. Zum Beispiel Französisch oder Latein schon ab der 6. Klasse.
Benjamin, 15 Jahre: Für das Badminton haben wir einen externen Trainer bekommen, der super gut ist! Einfach top organisiert. Einfach geil!
Katelin, 11 Jahre: Ich finde das FDG einfach toll! Dank der vielen AGs kann man hier so viel machen, zum Beispiel Instrumente lernen oder in die Mode-AG gehen.