Den richtigen Ausgleich für den alltäglichen, beruflichen und familiären Trott zu finden, ist für viele eine große Herausforderung. Janina und Philipp aus Erlenbach-Mechenhard machen es vor und haben sich ihren eigenen Safespace in der Natur geschaffen – inklusive Selbstversorgungsgarten, illustrer Tierherde und einer ordentlichen Portion purer Idylle. FRIZZ Das Magazin war zu Besuch.
Erster Stopp: Homeoffice
Auch wenn es beim ersten Blick auf die Social-Media-Kanäle von Janina Bauer und Philipp Berninger so aussieht, lebt das junge Paar kein Aussteigerleben. Sie ist gelernte Modedesignerin und hauptberuflich beim jahrzehntelang etablierten Familienunternehmen creationbauer in Leidersbach tätig. Er wiederum ist Geschäftsführer der sich ebenfalls im Familienbesitz befindenden Hoch- und Tiefbaufirma Berninger. Ganz normale Jobs. Ganz normaler Alltag? Nicht wirklich. Janina und Philipp widmen sich im Großteil ihrer freien Zeit nämlich einem Herzensprojekt: der eigenen kleinen, wilden Farm. Sie schlägt sogar eine Brücke zwischen Hauptberuf und dem landstilistischen Lifestyle. Mit „Farm ums Herz“ designt und vertreibt Janina Slow-Fashion, die Hand in Hand mit dem einhergeht, was sie auf Instagram und Pinterest ihren Followern zeigt: Entschleunigung, Ruhe, Freiheit, Beständigkeit im eigenen Schaffen. Sowohl im offiziellen Sitz des Labels in Leidersbach als auch im eigenen kleinen Homeoffice-Designerstudio entwirft sie hochqualitative, zeitbeständige und schlichtweg schicke Mode mit Folklore- und Country-Nuancen.

© Till Benzin
Farm ums Herz
Beim ersten Halt unseres Besuchs im trauten Heim erklärt sie: Alles komplett Oeko-Tex-zertifiziert, 100% in der EU produziert, das Meiste davon Litauen. Ideen für Schnitt, Stoff und Farbe der Stücke sammelt sie auf Inspo-Reisen und Messebesuchen, wo sie im gleichen Zug Stoffmuster und -laschen sichtet. Danach gehen erste Entwurfzeichnungen mit genauen Maßen nach Litauen, ein Prototyp kommt zurück. Nach dem Feinschliff, dem sogenannten Fitting, beginnt die Produktion der halbjährigen Kollektionen, die sie ausschließlich nach Vorbestellung ordert. Das Geschäftsmodell von „Farm ums Herz“ konzentriert sich nämlich dabei vor allem auf B2B. Business to Business. Aktuell verkaufen die Spiegelbild Boutique in der Sandgasse und One Love in Bessenbach in der Region ihre Klamotten. Der ganze Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Piece im Laden dauert etwa ein Jahr. Seit der Gründung des Labels im Jahr 2021 steigt das Interesse an der nachhaltigen Marke stetig. „Man braucht aber einen langen Atem, um sich in der Modeindustrie zu etablieren. Man muss sich und die Marke individuell machen. Das Design passt zu unserer Farm.“ Authentizität ist das Stichwort und bei unserem Besuch in Mechenhard vermitteln Janina, Philipp und der tierische Farmbestand zu jedem Zeitpunkt das Gefühl der gelebten Ausgeglichenheit.
Hund, Huhn, Alpaka
Henne oder Ei? Label oder Farm? Durch Zufall entdeckten die beiden auf den Elterhöfen zwischen Aschaffenburg und Haibach Alpakas, die zusammen mit Hühnern gehalten wurden. Prompt stand der Entschluss fest, sich selbst anmutige Andentiere zuzulegen. 2019 war es soweit. Die ersten beiden Huacaya-Alpakas fanden ihren Weg nach Mechenhard, die gleichzeitig auch einen natürlichen Schutz für die Hühner darstellen. Alpakas gehen nämlich – neugierig wie sie sind – proaktiv auf Füchse und andere Feinde der Eierleger zu, weswegen diese oft in die Flucht geschlagen werden.

© Till Benzin
Farm ums Herz
Das Paar wollte ohnehin den eigenen Wunsch, seine Naturverbundenheit stärker auszuleben, endlich in die Tat umsetzen. „eBay-Kleinanzeigen“, antwortet Janina auf die Frage, wo man überhaupt ein Alpaka herbekomme und lacht. „Dort gibt es Züchter, bei denen man sich einfach welche kaufen kann.“
Auf dem seither immer weiterwachsenden, gepachteten Land ein wenig außerhalb der Gemeinde grasen inzwischen Willi, Ari, Frieda, Freddy und Nele. Allesamt gutmütige, pflegeleichte Hobbytiere. Daneben ein Stall voller schwedischer Blumenhühner, Seidenhühner, ein nahezu ganzjährig bestellter Gemüsegarten, Platz zum Holzmachen für den heimischen Ofen, ein Bauwagen zum Zurückziehen – ein kleines privates Paradies, das Janina und Philipp regelmäßig für Veranstaltungen auch anderen Personen zugänglich machen. Genauso wie sie ihre „The Litte Wild Farm“ auf Social-Media-Kanälen mittlerweile mehr als 3.300 Followern präsentieren, möchten sie die Leidenschaft, das Lebensgefühl, Achtsamkeit und Liebe zur Natur hautnah teilen. Es ist mehr als ein Modelabel, mehr als ein Stück Land. Es ist Inspiration, den einfachen Dingen im Leben mehr Raum zu geben.
Yoga & Wandern
Am 8.6. findet der nächste Yogakurs inmitten der neugierigen Alpaka-Herde statt. Unter Anleitung einer geschulten Yogalehrerin kann man sich hier körperlich und geistig neuen, entspannenden Herausforderungen stellen. Die tierische Atmosphäre bietet gleichzeitig ein ganz besonderes Erlebnis. Ebenso mit dabei: anschließender Kaffeeklatsch. Aber auch andere Veranstaltungsformate stehen regelmäßig im Terminkalender. So arbeiten Janina und Philipp mit Sven Noske aus Erlenbach – seines Zeichens ebenfalls Halter und zusätzlich Alpaka-Therapeut – zusammen und führen alte sowie junge Tierfreunde zusammen mit einer kleinen Herde zum Entspannen durch die umliegenden Weinberge. Die Tiere aus Südamerika besitzen eine faszinierende Ausstrahlung. Das wurde auch uns FRIZZen klar, als wir sie hautnah besuchen durften. Eine verständliche Faszination, die berechtigterweise zum Verweilen einlädt.
www.the-little-wild-farm.de, www.instagram.com/farm.ums.herz
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