Black Friday
Es ist die Nacht vom 13. auf den 14.3., in der wir, DIE TABUTANTEN, überwiegend schweigend auf einer leeren Autobahn von einem Auftritt aus Norddeutschland zurückfahren. Wir hatten noch eine Sondergenehmigung für diesen Auftritt bekommen. Für die Betreiber, für die Ton- und Lichtleute und für die Caterer war klar, jetzt ist erst einmal Schluss für unbestimmte Zeit. Der Abend lief super, die Stimmung im Publikum war ausgelassen. Fast schien es, als wäre allen im Saal bewusst gewesen, diese Situation noch einmal besonders auskosten zu müssen. Für uns fühlte es sich fast so an, als wären wir so etwas wie das Orchester auf der Titanic.
Auf der Heimfahrt, in der Stille der Nacht ahnen wir: Das wird erst einmal der letzte Auftritt gewesen sein für eine lange Zeit. Wir sprechen auf dieser Fahrt fast nichts, hören dem leisen Motorengeräusch zu und schweigen in die Zukunft hinein.
In den letzten beiden Jahren ging es für uns, dem Duo DIE TABUTANTEN – Spontanes Schauspiel, so richtig rund: Ein Auftritt jagte den nächsten, vor allem unsere gesellschaftlich relevanten humorvollen Formate liefen „wie geschnitten Brot“. Wir brachten in Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum das „Improfy-your-Life-Konzept“ in die Herzen der Menschen.
Unsere Seele hat gelacht, es hat Freude gemacht und wir haben viele wundervolle Menschen kennengelernt – vor und hinter der Bühne. So wäre es nun auch weiter gegangen, der Terminkalender war voll. Wenn nicht …
Derzeit stehen sehr viele Menschen genau an einem solchen Punkt: individuell unterschiedlich, aber im Grunde vielleicht dann doch sehr ähnlich. Es lief gerade ganz gut, alles war in seinen geordneten Bahnen. Klar, Luft nach oben ist immer, aber im Prinzip … es hätte für viele einfach so weiter gehen können. Und wumms …
Für andere wiederum mag es vielleicht sogar richtig gut sein, dass jetzt was anders geworden ist, weil sie durch die Covid19-Situation merken, dass sie schon jahrelang Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun wollen. Manche hat es vor einem Burnout gerettet, manche schlittern jetzt erst hinein.
Wir, die Expertinnen für Improvisation auf der Bühne, müssen jetzt wie alle Menschen noch mehr als sonst auch im Leben improvisieren.
Improvisieren – wie geht das eigentlich?
Wie kann es überhaupt funktionieren, dass Schauspieler sich auf der Bühne treffen und live vor den Augen des Publikums – ohne sich abzusprechen – Szenen auf die Bühne bringen. Nach welchen Prinzipien funktioniert das? Das Spannende dabei: Genau diese Prinzipien sind jetzt noch mehr als zuvor in unser aller Leben gefragt …
Wir alle sind durch Covid19 aus unserer Komfortzone geworfen worden, die alten Routinen sind aufgebrochen. Für manche Menschen ist nichts mehr, wie es vorher war.
Wenn man als Improvisationstheaterschauspieler auf der Bühne merkt, dass man immer wieder die gleichen Geschichten und dieselben Charaktere spielt oder eine Szene auf der Stelle tritt, dann ist es wichtig, mutige Entscheidungen für die Szene zu treffen: also das „Gemütliche“ zu verlassen. Check. Das wurde für unseren Alltag im Moment ganz automatisch erledigt. Wir haben es nicht selbst bestimmt, das ist die Herausforderung dabei.
Und gerade jetzt werden extrem viele innovative Ideen entwickelt. Es gibt einen richtigen Schub an neuen Möglichkeiten, ein riesiges globales Brainstorming sozusagen. Quantensprünge!
Logischerweise versuchen wir uns händeringend in diesen Zeiten noch an Ritualen festzuhalten. Es ist die Suche nach wenigstens etwas Beständigkeit im Leben. Sehr viele Menschen haben während der Zeit des Lockdowns ein paar Kilos mehr auf die Rippen bekommen. Schließlich hält gutes Essen schon immer Leib und Seele zusammen.
Was man vom Improvisationstheater noch fürs Leben lernen kann
Damit Szenen auf der Bühne die Zuschauer auch berühren, muss die Schauspielerin in der Rolle selbst Gefühle zulassen. Diese momentane Authentizität wird in die Figur und die Szene gepackt und kann so das Publikum erreichen. Über diese Empfindungen hinweg zu gehen und sie zu ignorieren, würde eine Szene schal und oberflächlich werden lassen.
In dieser besonderen Lebenssituation im Moment ist es genauso wichtig, Gefühle zuzulassen. In jeder Krise werden Bewältigungsphasen mit den verschiedensten Gefühlen erlebt. Man kommt nur weiter, wenn man diese Gefühle annimmt, sie nicht zudeckt oder verdrängt. Vielleicht habt Ihr das auch erlebt: diese bunte Mischung aus Tränen, Wut und Lachanfällen?
Am Anfang einer Krise gehen viele Menschen erst einmal in einen Aktionismus-Modus. Das macht kurzfristig auch Sinn … die Leere scheint in diesem Moment noch nicht aushaltbar zu sein. Aber irgendwann kehrt Ruhe ein, so wie auch in einer guten Szene Ruhe einkehren muss, sonst wirkt sie hysterisch überdreht.
„Ja! Und …“ anstatt „Ja, aber …“
Eine der goldenen Improvisationsregeln lautet: „Ja! Und …“ anstatt „Ja, aber …“ Diese Regel war für uns Deutsche sicher schon vor Covid19 eine Herausforderung. Der innere Kritiker macht ja gerne mal neue Ideen zunichte, bevor sie überhaupt entstehen.
In den „Improfy-your-Life“-Workshops stecken in den Übungen zur „Ja! Und …“-Regel das meiste Veränderungspotenzial: Menschen, die jahrelang in „Ja, aber …“-Strukturen festgesteckt haben teils ohne es selbst zu bemerken, können spielerisch mit Leichtigkeit entdecken, wie viel mehr entstehen kann, wenn man „Ja! Und …“ zulässt.
Und genau darin liegt nun die Herausforderung für uns alle: „Ja! Und …“ zu sagen, wenn das Leben etwas bringt, was wir jetzt und zu diesem Zeitpunkt so nicht gewählt hätten. Die Chance liegt darin, dem Neuen etwas Eigenes hinzuzufügen. Also, los geht’s!
DIE TABUTANTEN
- Spontanes Schauspiel (Simone Schmitt & Christine G. Holzer)
- Shows, Theaterabende, Kongressbegleitung, Tagungspointierung, Veranstaltung von Festivals („Goldener Boskop“ & „So Ham“-Yogafestival) & Moderation
- „Improfy-your-Life“-Seminare für alle und für Unternehmen (z. B. „Den inneren Kritiker in die Hängematte legen“)
- Beratung, Coaching & Supervision/Einzel, Paare & Gruppen
- Online- & Offline-Vorträge zu psychologischen Themen
- Achtsamkeitstraining und Yoga
Facebook: tabutanten, Instagram: tabutanten
Simone Schmitt
- Dipl. Psychologin
- Schauspielerin für Improvisiertes Theater & Spontanes Schauspiel
- Seminarleiterin „Improfy-your-Life“ u.a.
- Beratung, Coaching und Supervision
Christine Holzer
- Dipl. Soz.-Päd.
- Schauspielerin für Improvisiertes Theater & Spontanes Schauspiel
- Seminarleiterin „Improfy-your-Life“ u.a.
- Beratung, Coaching
- Yoga
www.improfy-your-life.de, www.erfahrungsraum.net, www.christine-holzer.com