© Fabienne Schleunung
Tim_Haendel
Tim Händel ist 25 Jahre alt und mit Leib und Seele Pflegefachkraft auf der Intensivstation. Von ihm erfährt FRIZZ, wieso er sich für diesen sozialen Beruf entschieden hat, wie die Ausbildung ablief und wie es danach weiter ging…
FRIZZ Das Magazin: Wann hast du angefangen, dich für diesen sozialen Beruf zu interessieren?
Tim Händel: Der Ursprung für das Soziale liegt bei meiner Mutter, die Erzieherin ist. Da war für mich eigentlich schon immer klar, dass ich auch etwas Soziales machen möchte. Den Entschluss fasste ich während meines Bundesfreiwilligendienstes im mobilen Pflegedienst der Caritas. Ich habe dort gemerkt, dass mir der Beruf liegt und Spaß macht. 2012 begann dann die Ausbildung im Klinikum Aschaffenburg.
Wie läuft denn die Ausbildung im Klinikum ab?
Die Ausbildung dort war super. Der Lehrplan setzt sich grob aus 50 Prozent Theorie und 50 Prozent Praxis zusammen. In der Schule wird alles anhand Anatomie, Physiologie, Pathologie und Krankheitslehre sowie auch hinsichtlich der Symptomatik und Therapiemöglichkeiten beleuchtet. Dabei werden wir sowohl von Ärzten als auch von Lehrkräften unterrichtet. Zu jedem Thema werden fachpraktische Übungen mit dem Praxisleiter gemacht. Nachdem zum Beispiel alles rund um Wunden unterrichtet wurde, macht man praktische Übungen, wie etwa einen richtigen Verbandswechsel bei unterschiedlichen Wundarten. Anschließend darf man auf Station eben jene Aufgaben übernehmen. Einer der großen Vorteile am Klinikum ist übrigens, dass die Schule und das Krankenhaus unter einem Dach sind. So konnte man bei praktischen Fragen die Dozenten immer schnell erreichen und umgekehrt hatten die Lehrkräfte einen guten Überblick, wo es an Theorie und Übung noch fehlt. Und das wiederum wurde in den Lehrplan integriert.
Und wie sah die Prüfungssituation während der Ausbildung aus? Wurdet ihr auf das Staatsexamen vorbereitet?
Das Staatsexamen besteht aus einem schriftlichen, mündlichen und praktischen Test. In jedem Ausbildungsjahr wurden praktische Prüfungen in den Lehrplan integriert. Das hatte den großen Vorteil, dass man Schritt für Schritt an die Situation des praktischen Staatsexamen-Teils geführt wurde. Dabei steigt die Verantwortung immer ein Stückchen mehr. Im ersten Jahr geht es zum Beispiel darum, wie man die richtige Behandlungsvorbereitung, -durchführung und –nachbereitung eines Patienten plant. Im dritten Jahr begleitet man Ärzte bei der Visite, legt Katheter oder Magensonden und führt Wundbehandlungen durch. Generell wurden wir von der Klinik sehr gut auf das Staatsexamen vorbereitet.
Vielen kommt direkt der Körperkontakt in den Sinn, wenn man an den Pflegeberuf denkt. Wie war das für dich?
Der mobile Pflegedienst hat mich darauf schon sehr gut vorbereitet. Wenn man da locker und professionell an die Sache herangeht und es einfach als das sieht, was es ist – nämlich einen Job – ist das keine große Sache. Für mich ist es nicht das Problem, einen Menschen zu pflegen oder zu waschen. Wenn ich die Zeit habe, mache ich es gerne – aber vor allem aus ethischen Gründen, um dem Menschen etwas Gutes zu tun.
Was war gut und was verbesserungsfähig?
Schade ist, dass man in der praktischen Prüfung des Staatsexamens nur eine Momentaufnahme bewertet. Die sechs Stunden haben wenig mit der pflegerischen Tätigkeit im Alltag zu tun. Wenn man über einen längeren Zeitraum her beobachtet werden würde, könnte man eine bessere Einschätzung bekommen, was die Auszubildenden so drauf haben. Generell war die Ausbildung am Klinikum aber eine sehr gute Wahl. Die Betreuung der Klassen von allen Dozenten war top. Und auch die zahlreichen Fachrichtungen der Klinik machen die Ausbildung sehr umfangreich und detailliert. Denn um überhaupt für das Staatsexamen zugelassen zu werden, musst du eine bestimmte Anzahl an Stunden in jeder Fachrichtung absolviert haben.
Wie ging es nach deinem Abschluss für dich weiter?
Das Klinikum hat eine 100-prozentige Übernahmegarantie, aber sowohl aus privaten Gründen als auch um beruflich noch ein anderes Haus kennenzulernen, entschied ich mich für eine Stelle als Krankenpfleger in der Intensivstation der Asklepios-Klinik in Seligenstadt. Denn seitdem ich im zweiten Ausbildungsjahr auf der neurologischen Intensivstation im Klinikum war, wusste ich, dass genau diese Tätigkeit mich erfüllt und mir am meisten Spaß macht.
Und wieso gerade die Intensivstation?
Aus meiner Sicht hat man dort mehr Therapiemöglichkeiten als auf einer Normalstation. Außerdem haben Pfleger dort ein höheres Ansehen und bekommen eine höhere Wertschätzung entgegengebracht. Natürlich beinhaltet der Job mehr Druck sowie mehr Verantwortung. Wenn du den Anruf von der Rettungsleitstelle bekommst, dass in 15 Minuten ein Patient eingeliefert wird, der gerade reanimiert wurde, weißt du, dass du im Umkreis von 30 Kilometer derjenige bist, der dem Menschen jetzt am meisten helfen kann – und das ist für mich ein ganz besonderes Gefühl.
Und der Abschluss ist ja noch nicht das Ende der Karriereleiter, stimmt’s?
Nein, da geht so einiges. Nachdem man das Staatsexamen zur Pflegefachkraft in der Tasche hat, gibt es gefühlt unendliche Möglichkeiten sich weiter- und fortzubilden. Neben kleineren Fortbildungen, wie zum Brandschutzbeauftragten kann man sich eben auch in den jeweiligen Fachrichtungen weiterbilden oder beispielsweise auch zum Wundmanager. Ich selbst habe erst kürzlich die Prüfung zum Praxiasanleiter bestanden. Ende des Jahres fange ich die zweijährige Fachweiterbildung zur Intensivmedizin und Anästhesie an. Vorteil dabei ist, dass man anschließend einen Abschluss hat, der dem Fachabitur entspricht.
Was muss man für diese Ausbildung mitbringen?
Empathie ist natürlich sehr wichtig. Aber grundsätzlich muss man nicht viel mitbringen, da man in der Ausbildung vom Klinkum alles Wichtige umfangreich lernt. Auch ethische Fragen werden diskutiert. Für mich war einfach ausschlaggebend, dass ich Menschen helfen und etwas zurückgeben möchte. Meine Arbeit sollte interaktiv mit Menschen sein und ich möchte an den Therapien mitwirken. Und genau das gibt mir mein Job als Pflegefachkraft.