BANDBESPRECHUNG 05|2016: RENO VEGA
Es ist schon eine äußerst kontroverse Angelegenheit: Da touren Reno Vega – die selbsternannte „biggest little Band in the World“ – mit Dog Eat Dog durch halb Europa, doch in ihrer Heimatstadt Aschaffenburg ist das Trio vielen nicht geläufig. Wie kann das angehen? 2011 hat sich die Combo im Kahlgrund gegründet und immerhin einige Gigs in der hiesigen Musikszene absolviert. Wie viel Wahrheitsgehalt der Mythos birgt, dass sich die Drei auf der Suche nach Bier, Kippen und Chips an der Esso-Tankstelle in Schöllkrippen kennenlernten, wissen vermutlich nicht mal sie selbst. Was jedoch nicht streitbar ist: Aus nebulösen Gründen sind sie wohl in einen Dialog übers Musizieren geraten und beschlossen, eine Band zu gründen. Nicht ihre erste, wohlgemerkt – denn jeder von ihnen war bereits zuvor in anderen musikalischen Projekten aktiv. Anfang 2016 brachten sie das in Eigenregie produzierte Debütalbum „Welcome to Scullcracking“ heraus und wurden, wie bereits erwähnt, als Toursupport gebucht. Die im Rahmen der Tour entstandenen Aufnahmen werden im Juli als Live-Album veröffentlicht.
Sänger und Gitarrist Leif Korbel – der die Musik mit seiner rauchigen, aus den Untiefen des Instrumentendschungels wabernden Gesangsstimme prägt – zu den Themen, mit denen sich Reno Vega auseinandersetzen: „Wir schreiben hauptsächlich Liebeslieder. Und weil Liebe so vielseitig ist, variiert das zwischen den Höhen und Tiefen des Lebens, besonders des Alltags, was dann situationsbezogen metaphorisch auf die Songrhythmik gepackt wird.“ Ein Musikwissenschaftler hätte es vermutlich nicht besser in Worte fassen können. Bassist Rainer Hartmann bricht es aufs Wesentliche herunter: „Die Texte werden größtenteils dem Sänger überlassen, weil der muss sie ja auch singen. Meistens kommt einer mit einer Idee in die Probe, die dann ausgearbeitet oder durch andere ergänzt wird.“ Ihren Stil bezeichnen die Mannen ganz bescheiden als „Rock halt“.
Den Bandnamen entlehnten die Musiker übrigens dem wilden Westen, wo sich die Städte Reno und Las Vegas als berüchtigte Stätten für Spiel, Shows und Schießereien etablierten. Wer weiß, vielleicht stehen Reno Vega ja eines Tages selbst auf den Bühnen der glitzernden Metropolen. Mit Temperaturen, wie sie in Nevada üblich sind, kennen sich die Jungs mittlerweile schon aus: „Am heißesten Tag 2015 – der heißeste Tag seit 25 Jahren – am frühen Abend bei zirka 40 Grad im Schatten und nur schlechter bis mäßiger Luftzirkulation auf einem Festival unter einer richtig tighten Lichtanlage mit mehreren 1.000 Watt eine Stunde lang Vollgas zu geben und das Publikum zu begeistern … Das war ein harter Trip!“, erzählt Drummer Martin Wiese.
Nächster Gig: From Dusk Till Dawn am Do., 28.5., 19.30 Uhr; Motorradclub, AB-Obernau