
© Frau Anika
Florian Brettschneider
Wir beginnen mit einer Rückblende: Anfang der 2000er besuchen die Eltern mit ihrem damals sechsjährigen Sohnemann Florian den Tag der offenen Tür der Musikschule Obernburg. Florian ist begeistert und will unbedingt Schlagzeug lernen, was die Eltern ihm aus Angst um ihre Nachbarn und die eigenen Nerven erfolgreich ausreden können. Bei der Gitarre wird man handelseinig, wenngleich Florian in diesem Moment noch nicht wirklich restlos happy ist.
Im Nachhinein gesehen war dieser Tag für alle Beteiligten doch ein großer Glücksfall: Die Eltern leben noch und Florian ist heute einer der besten Instrumentalisten der Region. Wenn nicht sogar des Landes, wenn man sich die Liste der nationalen und internationalen Wettbewerbe anschaut, die der heute gerade einmal 21-Jährige im Laufe der Jahre für sich entscheiden konnte: Neben mehrfachen ersten Preisen im Teenageralter auf Bundesebene bei Jugend musiziert oder dem internationalen Wettbewerb Balatonakali konnte Flo als erster deutscher Gitarrist überhaupt den ersten Preis in der höchsten Altersklasse beim hochkarätig besetzten internationalen Andres Segovia-Gitarrenwettbewerb einfahren.
Sein handwerkliches Können hat er der fundierten klassischen Ausbildung zu verdanken, die er die ersten acht Jahre bei Anja Walther in Sulzbach, danach bei Frank Wittstock in Obernburg absolvierte. Die unglaubliche Virtuosität brachte ihn dann auch bereits im Alter von
16 Jahren als Jungstudent an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt.
Schon sehr früh entwickelte er seinen eigenen Stil und durchbrach dabei auch die engen Grenzen der Klassik. Jazz hat es ihm dabei in sämtlichen Spielarten sehr angetan, aber auch die Popmusik fasziniert ihn immer mehr: „Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit investiert, um zu erkunden, wie gute Musik grundsätzlich funktioniert. Dazu gehört dann auch, zum Beispiel durch Pop komplett durchzusteigen. Was nicht ohne ist!“ erzählt uns Flo Brettschneider.
Dass er die Mechanismen des Geschäfts erfolgreich verinnerlicht hat, zeigt die Tatsache, dass Flo aktuell sowohl solo als auch als Teil verschiedenster Ensembles rund 140 Termine pro Jahr spielt. Dabei steht er sowohl mit regionalen Größen wie Dimi Rompos auf der Bühne wie auch mit Jazzlegende Giora Feidmann.
Und die Zukunft? „Wir arbeiten gerade mit Das Kollektiv an der ersten Single-Veröffentlichung. Darüber hinaus habe ich das Loopen für mich entdeckt. Mit eigenen Set-up aus Gitarre, Bass, Keys und einer Loopstation will ich demnächst House-Mucke live in die Clubs bringen!“ Genregrenzen sind halt doch nur dazu da, sie zu durchbrechen.