BANDBESPRECHUNG 6|2011: JENNIFER WASHINGTON
Pünktlich zum Sommeranfang ertönen wieder Offbeats und positive Vibrations aus den Autoboxen. Die Stimmung ist relaxter und der obligatorische Reggae-Sommersoundtrack für viele unverzichtbar. Wie schön ist es also, dass Aschaffenburg mit Jennifer Washington eine Vollblutkünstlerin beheimatet, die aus der lokalen (Reggae-)Musikszene nicht mehr wegzudenken ist.
Viele kennen die sympathische 25-jährige noch aus Sky-Juice-Zeiten, als die innovative Band Mitte der Nullerjahre zusammen mit den befreundeten Firewheel Sound System für einen kleinen Reggae-Hype in der Stadt sorgte. Nach der Auflösung der Formation 2008, begann sich das charmante „Sunnygirl“ neu zu orientieren, war an diversen Projekten beteiligt, singt heute als Leadstimme für die Aschaffenburger Motown-Kapelle Heatwave oder tritt mit befreundeten nationalen Musikern wie beispielsweise Martin Zobel als Backgroundsängerin auf.
Im Juli erscheint ihre erste EP „Ready!“ unter eigenem Namen. Stolz und strahlend erzählt sie vom Aufnahmeprozess und offenbart für Ex-Sky-Juice-Fans, dass es auch drei Nummern aus dieser Zeit auf die Acht-Track-CD geschafft haben. Da sich die unterschiedlichsten Musiker (Ex-Sky-Juice-Musiker, Pow Pow Soundsystem, Fireman-Crew) an den sogenannten „Riddimis“ (=Instrumental) beteiligt haben, ist das Klangspektrum durchaus breiter, als bei traditionellen Roots-Künstlern.
Viel wichtiger als die Diskussion um das Genre sind Washington die Texte. Auch als Reggae-Gelegenheitshörer sollte man schließlich wissen, dass trotz der positiven Grundstimmung sozialkritische Themen im Vordergrund stehen. „Klar singe ich auch von Liebe und persönlichen Erfahrungen“, sagt sie. „Aber im Reggae geht es vor allem auch darum, über Missstände aufzuklären, von Ungerechtigkeiten zu singen oder auch mal Themen der Weltpolitik in Frage zu stellen!“ Washington positioniert sich außerdem ganz klar gegen die nach wie vor im modernen Reggae vorherrschende Homophobie. „Ich bin katholisch aufgewachsen, trotzdem stehe ich Religionen stets kritisch gegenüber. Ich bin eine dunkelhäutige selbstbewusste Frau, die etwas zu sagen hat! Ich bin jemand, der Kritik an der Konsumgesellschaft übt und für Nächstenliebe eintritt, denn manchmal fehlt es in Deutschland auch an einer gewissen Direktheit, die Dinge anzusprechen.“ Sie lächelt. „Außerdem spreche ich fließend ironisch!“
Hier steht eine junge Künstlerin in den Startlöchern, die großartige Musik macht. Man darf genauer hinhören, wenn die von Ganjaman aus Berlin gemasterte CD im Juli erscheint. Bis dahin Autoverdeck auf, positiv bleiben und mit dem ersten Track „Let’s Make A Sign“ einstimmen!