Bei diesem Namen sei ein kurzer Ausflug in die Bibel erlaubt: „Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen.“
Für Aschaffenburg dürfen wir das seit einigen Monaten umschreiben: „Und Stefan mit seinem Team pflanzte zwischen City Galerie und Großmutterwiese einen Garten und setzte Menschen hinein, die für eine bessere Welt kämpfen und sie schufen ADAM mit allerlei gesunden, verlockenden Lebensmitteln und mehr.“
Tatsächlich war es die Idee von Stefan Kistner, der schon seit vielen Jahren an der Art und Weise, wie wir konsumieren und einkaufen, zweifelte. Aus dem Antrieb heraus, die Welt ein bisschen besser zu machen eröffnete er erst 2019 in der Würzburger Straße einen Unverpackt-Laden nach dem Shop-im-Shop-Prinzip in den Räumen der Bäckerei Wissel. Und weil die Besitzerin Eva mit Vornamen hieß, und das Unverpackte ja auch ein Stück weit für das Ursprüngliche steht, war schnell der Name „ADAM unverpackt“ für den Laden in der Bäckerei gefunden. Neben dem Verkauf von nachhaltigen, unverpackten Lebensmitteln nutzte Stefan diesen ersten Laden dazu, die Idee einer Genossenschaft bei den Kunden zu verbreiten und in vielen Gesprächen für seine Vision zu werben.
Das Interesse war da, und dann bekommt Stefan für seine Idee beim „Company Battle“ der Technischen Hochschule Aschaffenburg noch den Social Venture Award verliehen. Und als dann die ersten 150 Mitglieder Anteile an der Genossenschaft zeichneten, fiel der Startschuss für den Laden „ADAM FAIRkaufen“ in der Breslauer Straße. Mittlerweile haben sich schon über 200 Mitglieder der Genossenschaft angeschlossen.
Aber was ist denn nun so außergewöhnlich an „ADAM FAIRkaufen“? „Da ist zum einen der Nachhaltigkeitsgedanke“, erzählen Kirsten Rudolph, Larissa Gerlach, Kerstin Bouguet und Melina Lieb in der gemütliche Kaffee-Ecke des Ladens. Alle Produkte im Sortiment werden nach den folgenden Grundmaximen ausgewählt: Fair, regional, unverpackt und saisonal. Konkret bedeutet das: Der Laden verkauft faire, nachhaltige und umweltschonend erzeugte Produkte, die weitestgehend unverpackt oder sinnvoll verpackt sind und wann immer möglich, bei regionalen Produzenten eingekauft werden.

© ADAM FAIRkaufen
ADAM FAIRkaufen
Da finden sich Äpfel von den Streuobstwiesen der Region, das Gemüse stammt aus Großostheim, der Quinoa aus dem Odenwald und die Kichererbsen aus der Wetterau. Bananen gibt es auch – da wird es mit der Regionalität natürlich etwas schwierig. Tatsächlich sei die Sache mit den Bananen im Team auch lange diskutiert worden, sagt Larissa, die sich vor allem im Arbeitskreis Marketing engagiert. Letztlich habe der Wunsch der Kunden den Ausschlag gegeben, auch Bananen ins Sortiment zu nehmen. Auch Schokolade ist im Angebot, erzählt Marktleiterin Kirsten, die als einzige nicht ehrenamtlich für „ADAM FAIRkaufen“ arbeitet, sondern angestellt ist. Die Schokolade aus Ghana sei ein Musterbeispiel für die Fairness. Anders als bei anderen werde nämlich das Produkt von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade in Ghana hergestellt – so bleibe die Wertschöpfung vor Ort.
Das Mitreden-Können beim Sortiment ist für Kerstin auch einer der großen Vorteile der Genossenschaft. Mitglied der Genossenschaft wird man, in dem man Anteile kauft. Ein Anteil kostet pro Haushalt 150 Euro. Jedes Mitglied kann sich einbringen, jeder und jede weiß genau, woher die Lebensmittel und Drogerieprodukte kommen und wofür die Erzeuger stehen.
Außerdem könne man den Laden aktiv mitgestalten und vielfältig unterstützen: Im Arbeitskreis Marketing, bei Social-Media-Aktionen, bei der Lieferantenauswahl, im Verkauf oder bei der Planung und Umsetzung von Events und Workshops. Dieser Aspekt war coronabedingt in der Vergangenheit etwas ausgebremst, soll aber in diesem Jahr wieder Fahrt aufnehmen.
Geplant sind zum Beispiel Workshops in Kooperation mit der vhs, wie „Plastikfrei – sei dabei“ oder wie man Kosmetik oder Ostereierfarbe aus Naturmaterialien selbst herstellen kann. Auch eine Neuauflage des kleinen Laden-Weihnachtsmarkts mit Kunsthandwerkern aus der Region soll es geben und die erste Foto-Ausstellung in der kleinen Kaffee-Ecke hat schon begonnen. Dort gibt es zukünftig Kaffee-Spezialitäten, Stückchen und selbst Gebackenes. Auch ein Mittagstisch soll zukünftig angeboten werden.
Der Laden ist hell und gemütlich eingerichtet. Er ist geräumig und macht Lust auf Lebensmittel. Es gibt alles, was man zum täglichen Bedarf braucht: Nudeln, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Milch, Eier, Essig, Öl und vieles mehr, z. B. auch Kekse, Hafer- sowie Reismilch und sogar Gummibärchen. Und natürlich darf auch die riesige „Unverpackt“-Wand mit den fast 50 kleinen „Abfüll-Silos“, die in hellem gelb, blassem beige, in kräftigem braun, bis hin zu schrillem rot, orange und schwarz leuchten. „Das ist der große Vorteil vom Unverpackten und der freien Portionierbarkeit: Man kauft, was man braucht und schmeißt damit weniger weg!“, erklärt Larissa.
Wer keinen Behälter dabei hat, muss nicht unverrichteter Dinge wieder gehen. Das Team um Marktleiterin Kirsten hält Tüten oder Gläser in allen Variationen für die Kunden bereit. „Die, die zu uns kommen, sind begeistert und loben das Konzept und die Wohlfühlatmosphäre, die hier herrscht“, sagt sie und fügt hinzu: „Wir müssen aber noch weiter daran arbeiten, die Scheu bei potenziellen Kunden abzubauen. Auch vor den Preisen. Natürlich ist es hier nicht so günstig wie im Discounter. Durch die nicht ganz so optimale Lage haben wir wenig Laufkundschaft. Deshalb setzen wir viel auf Empfehlungen unserer zufriedenen Kunden. Und es werden immer mehr.“
Und was treibt die Genossinnen und Genossen an? Nichts Geringeres, als die Welt zu verändern durch ein nachhaltigeres Leben. Larissa bringt es auf den Punkt: „Die Gemeinschaft hier bei ADAM ist das Besondere – das ist unsere DNA. Wir lernen gemeinsam dazu. Wir haben alle die gleichen Ideale, für die wir brennen. Wir glauben an die Idee, dass wir die Welt ein bisschen besser machen können.“
Und Kerstin deutet ergänzend nur an den Wahlspruch, der prominent eingerahmt an der Wand der Kaffee-Ecke hängt: „Die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderer ihn retten wird.“