Die letzten 19 Monate ohne Nachtleben, volle Dancefloors und pumpende Beats vergingen ja wie im Flug. Nicht! Und genau so überraschend wie Mitte März 2020 von heute auf morgen alles dichtgemacht wurde, durften die Clubs jetzt auch wieder aus dem Koma in den Vollbetrieb wechseln.
Das ging wirklich flugs: Nachdem die Bar- und Clubbetreiber hierzulande bei allen Öffnungsstrategien und mittelfristigen Planungen in den vergangenen Monaten schlicht und ergreifend ausgespart wurden, hieß es neulich recht knapp (und vereinfacht) „Ach übrigens, ihr dürft übermorgen wieder komplett aufmachen, Freunde!“ Klar, das ist zuallererst einmal ein Riesengrund zur Freude und für einen sehr großen Teil unserer Gesellschaft ein mächtiger Schritt zurück zur Normalität. Sowohl für den Kopf, für das Herz und auch die Beine. Und doch ist das alles nicht so einfach und rosarot, wie sich das für die Entscheider vielleicht darstellt. Ein nicht unerheblicher Teil der Beschäftigten in der Gastro- und Clubszene hat der Branche aufgrund der politischen Perspektivlosigkeit den Rücken gekehrt, verderbliche Warenbestände müssen erst wieder neu beschafft und die gesamte Infrastruktur wieder hochgefahren werden. Verständlich also auch, dass nicht gleich am ersten Wochenende wieder alle Spots auf der nächtlichen Ausgehroute wieder geöffnet hatten.
Und doch: die Freude über die Rückkehr der Clubs überwiegt bei allen – Gästen, Betreibern und Personal. Wie die Stimmungslage aktuell im Detail aussieht, haben uns Misha Bender (Anna) und Tanja Eff (Tanzparadies) erzählt.
FRIZZ Das Magazin: Wie ist das Gefühl nach den ersten Partynächten in eurer Location? Sind die Gäste noch zurückhaltend oder doch eher „ausgehungert“ und dementsprechend von 0 auf 100?
Tanja Eff: Natürlich haben sich unsere Gäste sehr gefreut, dass wir wieder als Tanzlokal öffnen dürfen. Die Resonanz ist teilweise noch verhalten, da das ältere Publikum doch eher vorsichtig ist. Und dann aber auch wieder enorm überwältigend, wenn die Partymusik läuft und das Lokal gut gefüllt ist. Da entstanden unbeschreiblich schöne Gänsehautmomente! Die Stimmung war am Kochen und voller Freude.
Misha Bender: Wir sind total positiv überrascht. An den ersten Abenden war der Ansturm auf unseren Club groß. Wir hatten das Gefühl, es wäre nie was gewesen. Natürlich war auch mehr los, als noch vor Corona. Verständlicherweise sind die Leute ausgehungert und haben sich gefreut, nach einer so langen Zeit wieder in einem Club ohne Maske und Abstand feiern zu können. Das erste Wochenende war in der Tat von 0 auf 100! Jedoch benötigten unsere Gäste am Eingang leider viel Geduld. Durch die Kontrollen der Impfnachweise und das Einchecken mit der Luca App verzögerte sich der Einlass enorm.
Wie fühlt es sich für euch an, endlich wieder arbeiten zu dürfen/können? Mit was für Herausforderungen abseits der Corona-Regelungen habt ihr aktuell (noch) zu kämpfen?
Tanja Eff: Es ist für uns natürlich auch super, wieder arbeiten zu dürfen, wenn auch anstrengender, da viele neue Mitarbeiter eingearbeitet werden müssen. Es ist nicht mehr so leicht, neue Leute zu finden, das alte Stammpersonal hat zum größten Teil einen neuen Job.
Misha Bender: Für uns ist es natürlich großartig, wieder arbeiten zu dürfen. Händeschütteln, Menschen umarmen und mit ihnen ausgelassen feiern. Dafür sind wir ja da und das war leider die letzten 19 Monate nicht möglich. Natürlich standen auch wir vor großen Herausforderungen, denn die Wiedereröffnung war ja ziemlich spontan. Von heute auf morgen gab es das Go von der Landesregierung und dementsprechend mussten wir handeln, um am nächsten Tag schon am Start zu sein. Ein fast komplett neues Team musste eingearbeitet werden und wir mussten uns neu aufstellen. Das hat jedoch prima funktioniert und wir sind sehr stolz auf unser Team. Zudem mussten auch wir uns wieder daran gewöhnen, bis morgens 5 oder 6 Uhr im Club zu stehen, das ist nach einer so langen Zeit auch eine Herausforderung (lacht).
Wie nehmen die Gäste die geltenden Regelungen 2G/3G Plus an? Läuft das alles reibungslos?
Tanja Eff: Die geltenden Regeln werden gut angenommen. Die Leute sind echt froh über diese neue Freiheit. Es ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne. Es ist natürlich für uns mehr Aufwand, aber das nehmen wir gerne in Kauf, wenn wir so bis zur Besserung der allgemeinen Lage arbeiten können. Es holt die Gäste aus ihrem Alltag und gibt uns allen ein Stück Lebensqualität zurück.
Misha Bender: Wir sind begeistert von den Gästen, wie reibungslos es am Eingang abläuft. Sie halten ihre Impfdokumente und den Personalausweis ohne Aufforderung bereit und haben Verständnis für unsere Maßnahmen, die uns ja auferlegt wurden. Das funktioniert eigentlich reibungslos, da über 90% der Gäste bei uns geimpft waren. Nur selten hatten Gäste einen aktuellen PCR-Test vorgezeigt.