Die Ausstellung im Schlossmuseum Aschaffenburg widmet sich Leben und Werk des Künstlers Siegfried Rischar, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Der Maler und Grafiker wurde 1924 in Aschaffenburg geboren und hinterließ der Kunstwelt ein reiches Erbe an vielschichtigen und faszinierenden Werken, welche die Entwicklung des Künstlers über verschiedene Epochen und Stilrichtungen hinweg dokumentieren. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten aus allen Schaffensphasen, darunter auch bislang unbekannte und überraschende Exponate.
Rischar verbrachte sein Leben damit, die menschliche Erfahrung in all ihren Facetten festzuhalten. Für sein Werk, das von Wachskreide über Bleistift bis hin zu farbigen Zeichnungen reicht, schöpfte er aus einem breiten Spektrum literarischer, mythologischer und musikalischer Anregungen und schuf fantastische Allegorien, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Dabei ist das Spiel mit Form und Farbe charakteristisch für seine frühe und mittlere Schaffensperiode. In seinen Werken gelingt es ihm, Harmonie und Spannung bildhaft darzustellen und im Grenz- und Übergangsbereich zwischen Landschaftsexpressionismus und abstraktem Expressionismus neue Wege zu beschreiten. Rischars Handschrift entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter und fand in seinem späteren Werk neue Ausdrucksformen. Im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung wurden seine Arbeiten farbiger, abstrakter und in ihrer Aussage ernster. Dabei setzte er sich sowohl mit persönlichen als auch mit politischen Motiven auseinander.
Sein Schaffen zeugt davon, dass er ein scharfer Beobachter und Kommentator seiner Umwelt war. In zarten Bleistiftzeichnungen porträtierte er einfühlsam die Menschen seiner Umgebung. In seinen großformatigen Ölgemälden, die in kräftigen, dunklen Farben und abstrakten Formen Krieg und Zerstörung thematisieren, drückt sich eine Stimmung der Anklage und Verzweiflung aus. Im Zentrum des Werkes von Siegfried Rischar steht der Mensch, eingebettet in das Spannungsfeld aus Umwelt, Kultur, Politik und Geschichte. Als Teil der Wirklichkeit, die er in seinen Bildern einfängt, ist Rischar mit den Menschen und ihren Geschichten „verstrickt“.
Er hat sich mit den Themen Gold und Geld in Goethes „Faust II“ intensiv auseinandergesetzt. Die Skizzen, Kohle – und Farbzeichnungen zu diesem Thema, die im Rahmen des Zyklus für die Frankfurter Bundesbank entstanden sind, gehen über eine bloße Textinterpretation hinaus und bieten eine tiefgehende bildnerische Auseinandersetzung mit der menschlichen Obsession von Macht und Reichtum. Bemerkenswert sind auch die Vorzeichnungen zu Rischars Buch „Selbstgestrickt“, das 1980 erschien. Sie zeigen Rischar bei der Arbeit, vertieft in sein persönliches Mantra „Verstrickt in mich selbst. Verstrickt in meine Verstrickungen. Verstrickt in die Verstrickungen der Anderen. Verstrickt in alle Verstrickungen der Welt“.
Die Schau bietet die Gelegenheit, sich auf eine fesselnde Reise durch das künstlerische Universum von Siegfried Rischar zu begeben und sein außergewöhnliches Werk zu entdecken.