Theken[tabu] #2: Florian Wenzel

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Theken[tabu] #2

Florian Wenzel, Jahrgang 1987, ist im Aschaffenburger Kinopolis Assistent der Betriebsleitung und zuständig für den Bereich Marketing. Nach dem Abi 2007 fing er dort als Jobber an und startete die klassische Kinokarriere: Vom Popcorn- und später Ticketverkauf bis zur Teamleitung. Er studierte Sozio­logie und Germanistik auf Lehramt in Würzburg. Sein erster Vollzeitjob war im Vertrieb einer großen Autovermietung, bevor er in seine jetzige Stelle ins Kinopolis zurückkehrte. Nebenbei macht Flo gerade seine Weiterbildung zum Marketingfachwirt.

FRIZZ Das Magazin: Schon mitbekommen? ­Neben der GroKo-Diskussion versetzt die Meldung, dass Melanie Müller eine zweite Nasen-­OP hatte, das Volk in Aufruhr.

Florian (lacht sich kaputt): Ehrlich? Das sind die Themen, die die Welt bewegen!

Aber hallo! Großer Aufmacher in der Bild-dir-deine-Meinung-Abteilung!

Ich habe letztens einen interessanten Artikel vom USA-Korrespondenten des Spiegels ge­lesen. Der hat berichtet, was die Menschen in den Staaten bewegt: Nordkorea oder Iran. Über unsere Regierung oder unser Land macht sich da drüben keiner einen Kopf. Wenn wir selber dann anfangen, über die Nase von Melanie Müller zu diskutieren, sagt das ja schon viel über unsere Gesellschaft aus …

Ich finde es ja viel schlimmer, dass du Melanie Müller überhaupt kennst.

(lacht) Tja. Die war ja mal im Dschungel.

Hab ich dich jetzt als heimlichen Dschungelcamp-Fan entlarvt?

Naja, es ist jetzt nicht so, dass ich darauf hin­fiebere. Aber es ist schön, bei Sachen mitreden zu können. Und irgendwo stehe ich allein schon von Berufswegen den Themen Entertainment und Unterhaltung nahe und da sollte man halt auch mitbekommen, was die Leute so interessiert.

Das würde sich doch dann …

Ich weiß, was du fragen willst. Wir hatten mal eine Über­tragung und das lief erstaunlich gut!

Okay, wir kommen in den Tabubereich, das dürfen wir nicht weiter vertiefen. Aber interessant ist doch die Tatsache, dass sehr viele gebildete Menschen Dschungelfans sind.

Ja, stimmt. Intellektuelle schauen das gerne, weil sie sich darüber echauffieren wollen. Also angeblich … (lacht) Sind wir mal ehrlich: Der Dschungel wird Deutschland zwei Wochen lang mehr bewegen als die Regierungsbildung.

Und das hilft dann so Leuten wie Melanie Müller, die dadurch zwei, drei weitere Jahre …

… ihr Leben finanzieren können, klar. Hast du jetzt noch mehr Schlagzeilen dieser Güte für mich in petto?

Keine Angst, mit Gossip sind wir durch. Was sagst du zur ­aktuellen Bundesliga-Situation?

Du liebe Zeit, da kenn ich mich gar nicht aus! Weder offiziell noch inoffiziell.

Super! Dann sag doch mal, wer dieses Jahr absteigt.

(lacht sich wieder kaputt) Hm, dann mal nach dem Ausschlussprinzip. Bayern München und Borussia Dortmund werden es schon mal nicht sein.

Immerhin kennst du die schon mal.

Ja, dann wird’s aber dünn …

(und dann haut er eine Mannschaft als potenziellen Abstiegskandidaten raus, deren Nennung an dieser Stelle dem Kinopolis wohl merklich Besucher kosten könnte. Von daher verzichten wir an dieser Stelle auf die Niederschrift …)

Okay, du hast wirklich keine Ahnung von Fußball! (alle ­lachen) Lass uns lieber mal unverfänglich bleiben. Wo ging dein letzter Urlaub hin?

In die USA, genauer gesagt Florida. Ich bin ein großer Fan ­dieses Landes. Das war schon das vierte Mal, dass wir drüben waren und zudem habe ich meinen 30. Geburtstag dort verbracht. Cooles Land, entspannte Leute und eine offene Gesellschaft. Das nächste Mal wollen wir nach Kalifornien.

Dein Traumland?

Jo.

Könntest du dir vorstellen, dort zu leben?

Mein Freund und ich sind inzwischen tatsächlich so weit, dass wir uns das vorstellen können, sofern sich das mal ergeben würde. Das ist natürlich alles nicht so einfach, Thema Einbürgerung und Job und so. Aber grundsätzlich: Ja!

Anderes Thema: In Berlin sind gerade Sneakers gelauncht worden, die mit dem Stoff …

… der U-Bahn-Sitze verarbeitet sind. BVG, gell?

Sag bloß, du hast davon gehört? Warum?

Zum einen, weil die Kampagne dazu von Jung von Matt ist und ich diese ziemlich cool finde. Und dann natürlich die Idee dahinter, dass du mit deinem Schuh dein U-Bahn-Ticket für ein ganzes Jahr bereits gelöst hast. Abgefahren! Die Leute haben ja, glaube ich, vor den Läden campiert. Krass.

Bist du ein Modefreak?

Naja, nicht wirklich. Ich finde die Idee einfach so cool. Irgendein Typ setzt sich hin und tüftelt diese Idee aus. Was für ein genialer Typ muss das sein? Sehr spannend!

Stehst du auf coole und abgefahrene Ideen?

Auf jeden Fall! Ideen sind ja das, was uns alle antreibt. Und natürlich träume ich auch davon, einmal die eine bahnbrechende Idee zu haben.

Arbeitest du konkret daran?

Ich nehme mir manchmal vor, es aufzuschreiben, wenn ich ­eine gute Idee zu irgendwas habe. Nur mache ich das nicht.

Warum nicht?

(überlegt) Kann ich dir so nicht beantworten. Mir fehlt wahrscheinlich einfach die Idee, wo ich’s hinschreiben soll … (lacht)

Ganz ehrlich? Ich dachte, mit der Sneakers-Story hätte ich brandneue Nischen-Topnews, von der hier noch keiner was gehört hat. Und dann treffe ich mit dir den wahrscheinlich einzigen Aschaffenburger, der das Detail aufm Schirm hat. Das macht mich fertig! (lacht)

Ich bin halt interessiert. Dazu vielleicht mal was Grundsätzliches: Es gibt ganz viele Menschen, die sich sehr, sehr schnell eine Meinung bilden. Zu solchen Menschen will ich nicht gehören. Ich finde, man sollte sich nur eine Meinung bilden zu einem Thema, über das man auch Bescheid weiß. Und wenn ich nichts weiß, kann und sollte ich nicht mitreden. Es regt mich unfassbar auf, dass sich Menschen Meinungen bilden, ohne über das Thema Bescheid zu wissen. Daher schaue ich, dass ich zu vielen Themen und Bereichen wenigstens ein bisschen was weiß. Außer Fußball halt. (lacht)

Gibt es irgendeine andere Sportart, bei der du dich auskennst?

(schaut uns mit großen Augen an) …

… okay, dann nicht! (alle lachen)