©Till Benzin
Ina Kreckel Alex Rauh
Neuer Monat, neues Geplänkel. Und eeeeeendlich hat die diesmal völlig nüchterne Losfee mal wieder einen weiblichen Part aus dem Zylinder gezaubert. Ladies ’n’ Gents, wir präsentieren euch voller Stolz die unfassbare Ina Kreckel! Seit fast zwei Dekaden steht das sympathische Stimmwunder nun schon an der Front der Best Canadians. Was bedeutet, dass sie kurz nach dem Kindergarten bei der Band angefangen haben muss. Nicht ganz so lange, aber auch schon weit über zehn Jahre, besingt ihr Gegenüber, Alex Rauh, das Mikro bei den Rock ’n’ Rollern von Lucille’s Lumbago. Richtig, das sind die mit den gelben Sakkos! Auch so eine Institution unserer heimischen Musiklandschaft. Und schon geht die Tür auf …
Ina: Hi, ich bin die Ina!
Alex: Alex! Aber ich glaube, wir müssten uns schon kennen!
I: Echt? Woher? Wo spielst du mit?
A: Lucille’s Lumbago.
I: Ah ja, jetzt, die kenn ich natürlich. Wir haben sogar schon mal zusammen gespielt, auf einem Faschingsball … das muss (überlegt lange) irgendwann vor 2005 gewesen sein.
A: Möglich, aber ich verbinde die Best Canadians mit etwas anderem. Und zwar … (überlegt auch lange) … äh …
I: Vielleicht von Suffel?
A: Genau! Da hingen immer die Plakate von euch!
I: Ja, für die haben wir schon oft gespielt auf Firmenfeiern und so.
A: Jetzt haben wir’s doch! Können wir jetzt wieder gehen?
I: Genau, schnell noch das Foto und ab! (alle lachen)
Das heißt, ihr kennt euch, obwohl ihr euch nicht wirklich kennt?
A: Ich kenne Ina tatsächlich hauptsächlich von Plakaten.
I: Ich muss auch zugeben, dass ich Alex auf der Straße nicht erkannt hätte.
Wir haben ja bis vor wenigen Jahren auch noch gedacht, dass Alex früher Polizist war. Da gab es nämlich einen Zivilpolizisten, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah.
A: Und du wirst lachen, ich wollte früher tatsächlich Polizist werden. Ich hätte, glaube ich, auch einen spitzenmäßigen Kripobeamten abgegeben. (lacht) Ich habe sogar einen Aufnahmetest gemacht.
I: Woran ist’s gescheitert?
A: An einem Formular, da haben die gemerkt, dass ich nicht lesen kann. (alle lachen) Nein, Quatsch. Ich sollte bestätigen, dass man zum Wohnortwechsel bereit ist. Das habe ich nicht unterschrieben, denn ich will hier ehrlich gesagt nicht weg.
I: Verstehe ich, denn ich könnte auch nicht so einfach von hier weg gehen. Für mich war schon immer klar, dass ich ein Aschaffenburger Heimscheißer bin. Kann ich das so sagen? Egal, jetzt hab ich’s gesagt.
Keine andere Ecke, wo ihr euch vorstellen könntet zu leben?
I: Nö.
A: Wenn überhaupt, dann Hamburg oder Mallorca.
I: Echt? Vielleicht für ein, zwei Wochen Urlaub, ja. Aber komplett? Würdest du da dann auch Musik machen?
A: Hm, das weiß ich nicht …
I (unterbricht ihn): Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?
A: Wollen wir ganz vorne anfangen?
I: Kommt drauf an, wie alt du bist … (alle lachen)
A: Erste musikalische Erfahrungen habe ich beim Gitarrenunterricht zu Grundschulzeiten gemacht. Mein erster Auftritt war in der sechsten Klasse, ganz alleine mit Gitarre vor der versammelten Aula. Da hab ich „Ein Bett im Kornfeld“ mit einem neuen Text vorgetragen. Kurz danach war ich ein paar Jahre bei den Aschaffenburger Stiftschorknaben. Die nächsten 15 Jahre hab ich dann Pause gemacht (lacht) und bin erst so mit circa 30 Jahren beim Karaokesingen auf Partys auf die Idee gekommen, in einer Band Musik zu machen. Also habe ich mir eine gesucht …
I: Wie hieß die?
A: Äh, ja, äh … Moment …
I: Ah, erwischt! (alle lachen)
A: Fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein. Kam auf jeden Fall aus Ringheim und hat alles von A–Z gespielt, ohne wirklich ein System zu haben. Wir haben uns dann darauf geeinigt, uns schwerpunktmäßig den 80ern zu widmen und da habe ich einen guten Keyboarder gesucht. Bei der Recherche bin ich auf Martin Hofmann (unter anderem damaliger Schlagzeuger bei Lucille’s Lumbago, Anm. d. Red.) gestoßen, der mir zwar als Keyboarder nicht helfen konnte, aber selbst einen Sänger gesucht hat. Der Rest ist Geschichte. Übrigens: Mein allererster Auftritt mit Lucille’s Lumbago war in der Commerzbank-Arena vor 34.000 Leuten beim Eröffnungsspiel der Frankfurt Galaxy!
I: Krass! Das läuft ab wie ein Film, gell?
A: Absolut. Am besten kann ich mich eigentlich an die Cheerleader erinnern …
I: War klar! (lacht)
A: Nicht so, wie du denkst. Weil die sich gegenseitig so in die Luft geschmissen haben, haben wir uns immer nur gedacht‚ lass die jetzt bitte nicht fallen, das wär so schade! (alle lachen)
I: Wie viele Gigs spielt ihr so im Jahr?
A: Im Durchschnitt so zehn bis fünfzehn.
I: Da liegen wir ja voll auf einer Wellenlänge. Reicht ja aber auch, oder?
A: Im Prinzip ja, wobei wir nächstes Jahr das Einzugsgebiet und somit auch die Anzahl ein Stück ausbauen wollen. Aber genug von mir. Jetzt du!
I: Ich mache inzwischen seit 20 Jahren Musik. Angefangen hat’s im Schulchor, obwohl die Lehrerin mir immer nur Dreier im Singen gegeben hat. Danach habe ich dann immer mal wieder mit meinem Bruder zusammen Musik gemacht, bis ich irgendwann über unseren Gitarristen Thorsten bei den Best Canadians vorsingen durfte. Und seitdem bin ich dabei, inzwischen auch schon seit über 18 Jahren. Parallel dazu war ich auch ein paar Jahre bei Soulfire, was toll war – schließlich habe ich da meinen Mann kennengelernt! (Timo Kreckel, Schlagzeuger und Inhaber der Modern Music School, Anm. d. Red.) Aber die Best Canadians sind einfach meine Heimat, die Band gibt es nun schon seit über 25 Jahren und eigentlich ist es fast so etwas wie ein eingeschworener Kegelclub. Wir haben einfach einen Megaspaß zusammen auf der Bühne und schaffen es, glaube ich, diesen Spaß aufs Publikum zu übertragen. Und das ist genau das, was ich persönlich brauche. Ich pfeife dir auch auf so superprofessionelle Herangehensweisen, mir ist das gute Gefühl viel, viel wichtiger. Geht mir auch mit Yacine Khorchi (Pianist, Anm. d. Red.) so, mit dem ich ja auch oft als Duo unterwegs bin.
A: Mit einem Pianisten hatte ich auch mal ein schönes Erlebnis. Ich war mal auf einer Tagung im Steigenberger Hotel in Frankfurt, bei der dieser abends an der Bar gespielt hat. Drei Whiskys später hab ich ihn gefragt, ob wir mal was zusammen machen wollen. Ich dachte ursprünglich nur an einen Song. Um halb Vier morgens waren wir dann fertig und hatten von Elton John bis Jerry Lee Lewis alles durchgespielt.
I: Du kannst alle Texte auswendig? Mach mich nicht schwach.
A: Sagen wir’s mal so: Die Leute denken es … (alle lachen)
I: Wir wurden mit den Canadians sogar schon mal nicht gebucht, weil sich der Veranstalter an unserem Notenständer gestört hat. Aber hey, da sind original Sound-Selection- und Voice-Aufkleber drauf, das Ding ist Kult, das bleibt stehen! Im Ernst: Du kannst ja eigentlich alles auswendig, aber so’n bisschen spicken muss ich manchmal doch …
Mit dem Gesang hat Ina Kreckel bereits im Schulchor begonnen. Zudem hat sie später Querflöte gelernt, bevor sie bei Peter Linhart Saxofonunterricht nahm. Nach den ersten Auftritten zusammen mit ihrem Bruder fand sie bei den Best Canadians ihre musikalische Heimat – und ist der Band bis heute treu. Zudem war sie mehrere Jahre die Frontfrau bei Soulfire und ist aktuell regelmäßig mit dem Pianisten Yacine Khorchi bei den unterschiedlichsten Anlässen zu hören.
Zu Schulzeiten bekam Alex Rauh eine klassische Gitarrenausbildung und sang im Aschaffenburger Stiftschor. Nach einer längeren Pause entdeckte er eher zufällig seine Leidenschaft für den Gesang wieder und landete relativ bald bei Lucille’s Lumbago, für die er mittlerweile seit zwölf Jahren auf der Bühne steht. Daneben betreibt er eine eigene Event- und Künstleragentur und kümmert sich unter anderem um die Belange des Kabarettisten und Musikers Andy Ost.