© Till Benzin
Markus Kunkel & Andi Fries
Mit der neuen Paarung wähnten wir uns auf der Siegerstraße, da die beiden Kombattanten zwar jeweils sehr bekannt sind, wir uns aber trotzdem sicher waren, dass sie sich nicht wirklich gut kennen können – denn zwischen Andi Fries, Teil des kongenialen Brüderpaares franz ’n’ fries und gerüchteweise Drumdouble des YEAH!-Schlagzeugers Toni Hollywood, und Feel-Collins-Frontmann Markus Kunkel gibt es einfach zu wenig Schnittmengen. Dachten wir.
Mittwochnachmittag bei den FRIZZen, Andi ist schon da, trinkt ’n Käffchen und plaudert entspannt, als die Tür aufgeht. Markus kommt herein und das Gestrahle geht los.
FRIZZ Das Magazin: Die Frage, ob ihr euch kennt, können wir uns anscheinend sparen. Verratet wenigstens, woher!
Andi Fries: Ich glaube, seit der legendären Allstars-Nacht im Schloss – das ist mindestens zehn Jahre her.
Markus Kunkel: Ich denke, wir kennen uns viel länger …
A: Gestern habe ich übrigens mit Stefan geprobt!
M: Mit unserem?
A: Genau. Da geht es um eine reine Spaßband anlässlich unseres 50-jährigen Lebensjubiläums. Quasi die Planlosen Fuffzich …
M (wie aus dem Nichts): Jetzt weiß ich, woher wir uns kennen! Carolina!
A (äußerst vergnügt): Stimmt, da hab ich mal mitgespielt!
Es folgt eine Szene, wie wir sie im Rahmen der Couch-Termine schon oft erlebt haben. Beide Teilnehmer hauen sich die Namen von gemeinsamen Bekannten um die Ohren und lachen sich über die entsprechenden Anekdoten kaputt …
A: Das finde ich so schön an der Aschaffenburger Musikszene. Es ist alles sehr familiär. Eine schöne, starke und große Szene!
Warum meint ihr, ist sie so groß?
M: Ist sie das?
A: Definitiv! Ich denke mal, weil viele Kinder von Musikern wiederum viele Kinder gezeugt haben (alle lachen). Ich bin im Übrigen kinderlos (wieder lautes Gelächter) …
M: Dann gibt’s da noch zwei Institutionen. Zum einen den Colos-Saal, klar. Zum anderen aber auch die Future Music School. Ich weiß nicht, wieviel hundert oder tausend Leute der Lexel da schon erfolgreich durchgeschleust hat.
A: Lexel war auch mein Ausgangspunkt. Ich hab ihn über meinen Bruder kennengelernt und durfte ihn jedes Wochenende als Drum-Roadie begleiten. Dabei hab ich mir viel von ihm abgeguckt und im Endeffekt nie eine Unterrichtsstunde gehabt (lacht). Wer mir in dem Zusammenhang noch spontan einfällt, ist der Claus Hessler …
M: Mit Claus Hessler und Volker Stenger – kennst du den noch, Fantasy und so? – hab ich mal im HSG Hösbach zusammengespielt. Die ganzen grandiosen Mucker und ich kleines Licht mit meinem Keyboard mittendrin (lacht).
Unser beliebtes Spiel: Könntet ihr euch vorstellen, die Rollen zu tauschen? Markus, wie sieht’s aus, Gastspiel bei YEAH!?
M: Wie ist das, nur ein Gig im Jahr, richtig?
A: Genau. Im Endeffekt geht’s darum, einmal im Jahr so richtig die Sau rauszulassen.
M: Boah, da war ich erst einmal und das krankheitsbedingt sogar nüchtern. Das war ganz hart!
A: Ach komm, es gibt genug Leute, die da regelmäßig nüchtern hingehen und das trotzdem geil finden (alle lachen).
Und wie ist das mit dem Rollentausch bei dir, Andi?
A: Hm, also ich hab ja schon mal bei einer Tribute-Band gespielt. Damals bei Snakebite …
M: Echt, beim Charley? Wie geil!
A: Ja, mit Kopftuch und Riesendrumset!
M: Haha, da hätte ich fast mal als Keyboarder angefangen.
A: Warum ist das nix geworden?
M: Keine Ahnung, das ist schon so lange her. Vielleicht war ich ihm zu … (überlegt lange) … modern (großes Gelächter)!
A: Ach, das war schon eine schöne Zeit. Aber ich würde heute kein reines Tribute mehr machen wollen. Mir gefällt es schon sehr, ein bisschen breiter aufgestellt zu sein.
Inklusive des Jobs bei der Viktoria Aschaffenburg?
A: Jaja! Dazu kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Obwohl es schon immer ein Traum von mir und meinem Bruder war, Stadionsprecher zu sein. Wir haben damals immer den Stadionsprecher der Viktoria daheim auf dem Balkon gehört.
M: Kann ich mich auch noch dran erinnern. Ich war Nachwuchstorwart bei der Viktoria, inklusive Unterfranken-Auswahl. Kurz vor einem Sichtungslehrgang habe ich mich verletzt – das war’s dann mit der Fußballkarriere.
A: Ui, das ist bitter!
M: Wie kam das dann mit dem Stadionsprecher?
A: Ich muss klarstellen, dass ich hauptsächlich den Liveticker schreibe. Stadionsprecher ist in erster Linie mein Bruder. Der gute Holger Stenger (Vorstandsmitglied der Viktoria, Anm. d. Red.) hat uns zu einem „Casting“ eingeladen: Er stand im Anstoßkreis und ließ uns nacheinander was übers Mikrofon sagen, danach fiel sein knallhartes Urteil. Seitdem ist Eff-Jay Stadionsprecher und ich mache die Technik (alle lachen).
Erzählt mal was zu eurem Werdegang, bitte.
M: Zur Musik kam ich über meinen Vater, der hat die Kirchenorgel gespielt. Ich hatte dann Unterricht auf der elektronischen Heimorgel bei Wolfgang Schöttner. Zudem hab ich noch Trompete gelernt und mit meinem Vater zusammen bei Hochzeiten und so gespielt. Dann kam die erste Band, da haben wir eigene Stücke gemacht, aber wie hieß die noch? Ach ja, Fume! Über die Band Angel Heart bin ich zum Gesang gekommen. Mit der Band haben wir circa fünf Gigs gespielt, dann ist daraus Feel Collins hervorgegangen.
Andi?
A: Über meine Eltern und den Kirchenchor bin ich zuerst zur Wanderzupfmusik gekommen, weil Bruder Eff-Jay auch Gitarre gespielt hat. Irgendwann kam er dann mal mit einem Schlagzeug nach Hause, auf dem ich dann immer heimlich geübt habe. Natürlich hat er gemerkt, dass ich da immer dran saß, wenn er nicht da war. Da er zu dieser Zeit auch Chorleiter beim Aschaffenburger Jugendchor war, musste ich ab da dort Schlagzeug spielen und bin bis heute bei diesem Instrument geblieben. Und ich hab es nie bereut!
Unsere Quickies! Seht ihr euch als Perfektionisten?
M: Ich wär’s gerne, bräuchte dafür aber mehr Talent.
A: Bin ich definitiv nicht, obwohl ich darauf bedacht bin, dass ich mein Zeug kann.
Habt ihr ein Pre-Gig-Ritual?
M: Wir haben ein Bandritual, den klassischen Kreis.
A: Ein Hefe trinken. Bei YEAH! zudem noch Sprühluftschlangen warmschütteln und ein nüchternes Bandfoto schießen.
Die peinlichste Platte im heimischen Schrank?
A: Smokie.
M: Nina Hagen Band.
A: Alter, das ist doch nicht peinlich!
Andi Fries ist ein Teil von Aschaffenburgs musikalischstem Brüderpaar franz ’n’ fries und bedient dort das perkussive Schlagwerk ebenso wie das Mikrofon. Das Schlagzeugspielen hat er sich autodidaktisch beigebracht und war in Bands wie Canyon, Snakebite, Picture So, Back Today und den Beat G’s aktiv. Zusammen mit seinem Bruder Eff-Jay bildet er zu besonderen Anlässen den Kult-Background bei Boppin’B. Ebenso hält sich bis heute hartnäckig das Gerücht, dass er Teil der legendären Faschings-Chaos-Combo YEAH! sein soll.
Als Sprössling einer musikalischen Familie lernte Markus Kunkel neben der Trompete auch das Klavierspiel, was ihm erste Engagements als Keyboarder in Bands wie Fume und Angel Heart einbrachte. Durch letztere kam er zum Gesang und machte seine Stimme durch ein Gesangsstudium zu seinem Hauptinstrument. Seit der Gründung ist er Frontmann und treibende Kraft des Phil Collins- & Genesis-Tributes Feel Collins. Die Band zählt aufgrund ihrer Authentizität zu den Besten ihres Fachs und spielt zahlreiche Gigs bundesweit.