© Till Benzin
Monkey Cage
Was vor einer übersichtlichen Anzahl an Jahren noch als Szenesportart galt und sich gewissermaßen als Spin-off der Höhenkletterei entwickelt hat, steht aktuell direkt vor dem Schritt zur Breitensportart: das Bouldern. Qua Definition handelt es sich dabei um das Klettern in geringer Höhe, für das keine Seilsicherung notwendig ist – was in der freien Natur beispielsweise an Felsblöcken praktiziert wird. Neben einer perfekten Trainingsergänzung für höhenaffine Kletterer bietet das Bouldern aber auch für den Ottonormalbewegungsfreund eine ganze Reihe an unschlagbaren Vorteilen.
Der Einstieg erfordert keine speziellen Vorkenntnisse und basiert auf intuitiven Bewegungsabläufen, es trainiert Ausdauer, Kraft und Koordination, beschert sehr schnell Erfolgserlebnisse und … macht einfach monstermäßig viel Spaß! Kein Wunder, dass sich Boulderzentren einer rasant wachsenden Beliebtheit erfreuen. Sehr früh vom Virus der Kletterei infiziert waren auch Kai Brand und Leandro Diels, die beide in Kleinostheim aufwuchsen und seit Jugendtagen befreundet sind. Dass beide auf einer Wellenlänge liegen, lässt sich nicht nur durch eine gemeinsame sportliche Vergangenheit im Handball ableiten, sondern auch durch die ursprüngliche Berufswahl: Beide machten eine Ausbildung zum Speditionskaufmann im Rhein-Main-Gebiet und trafen sich in der Berufsschule wieder. Spätestens seit dieser Zeit sind sie unzertrennlich, was auch an ihrer größten geteilten Leidenschaft liegt, der vertikalen Fortbewegung – in- und outdoor, mit oder ohne Sicherung.
Die gemeinsame Besteigung des Großvenedigers zählt dabei ebenso zu den persönlichen Highlights wie eine zweiwöchige Tour durch die norwegische Wildnis. Oder eben regelmäßige Besuche in den Kletterzentren der Nation. Was allerdings in den letzten zwölf Monaten abging, ist im Gegensatz zum Bouldern an sich allein schon aufgrund der Zeitschiene nahezu schwindelerregend: Der Projektmanager (Leandro, seines Zeichens mit einem Online-Start-up sein Macher-Gen unter Beweis stellend) erzählt dem Produktmanager (Kai, die Nase vom Nine-to-Five-Leben inzwischen gut gefüllt) im Rahmen eines Pre-Weihnachtsbierchens 2015 seine Idee einer Boulderhalle – gefühlte zwei Minuten später ist Monkey Cage beschlossene Sache. Bereits eine Woche später lagen Grobkonzept sowie die ersten Zahlen auf dem Tisch. Was zu diesem Zeitpunkt schon klar war: der Standort. Aschaffenburg oder gar nix, lautet die Devise.
Es folgten Businessplan, Detailarbeiten an der Konzeption und die Finanzierung. Gerade einmal acht Monate nach dem nächtlichen „Hand drauf!“ in irgendeiner Aschaffenburger Kneipe wurde es am 1.9.2016 ernst – Stichwort Baubeginn. In der Mainaschaffer Straße wurden eine ehemalige Kleiderfabrik und ein ehemaliges Fitnessstudio mittels Durchbruch zu einer großen Halle verwandelt. Ende November öffnete der Affenkäfig seine Pforten. Während sich Kai, ausgestattet mit einer Klettertrainerlizenz, als sportlicher Leiter um die tagtäglichen Aktivitäten rund um die weitläufigen Kletterwände kümmert, hat Leandro mit dem Schwerpunkt auf kaufmännischen Belangen die Zahlen und Fakten im Griff. Mehr als 20 Personen umfasst die Crew – und das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Das Duo hat noch einige Pläne: In Koop mit dem DAV soll eine Boulderjugend aufgebaut werden, des Weiteren ist die Ausrichtung des King-Louis-Cups, einem eigenen Bouldercup für den Bayerischen Untermain, schon eingetaktet.