© Till Benzin
Christoph Reichel-Dittes
Jeder von uns kennt ihn, diesen speziellen Aha-Moment. Im Job, in der Liebe, beim Hobby oder beim Finden der eigenen Passion. Bei Christoph Reichel-Dittes, Baujahr 1955, war es ein Trip nach London in jungen Jahren. Bei seinem Streifzug durch die Metropole landet er irgendwann im Hard-Rock-Cafè – und es hat umgehend Klick gemacht. Mit sich selbst schließt er den Pakt, irgendwann auch mal so etwas auf die Beine zu stellen.
Vor zehn Jahren war es dann soweit. Christoph, bis dato Geschäftsführer des familieneigenen Betriebs in der Pharmabranche, startet den kompletten Neuanfang und baut das leerstehende Gebäude eines ehemaligen Küchenstudios zum Liveclub um – die Geburtsstunde des Beavers. „Ich habe in meinem Leben so viele Leute getroffen, die immer davon sprachen, was sie in ihrem Leben noch alles Tolles auf die Beine stellen wollen – und nie haben sie auch nur ansatzweise irgendwas davon umgesetzt. So wollte und will ich nie sein“, erklärt er seinen Sprung ins kalte Wasser. Und der war für den leidenschaftlichen Musikfan ganz schön tief: „Ich hatte bis zur Eröffnung ja noch nicht wirklich was mit dem Gastro- geschweige denn Veranstalterbusiness zu tun. Da habe ich natürlich auch schon das ein oder andere Mal Lehrgeld bezahlt in den Anfangstagen“, gibt der Clubbetreiber zu.
Was das Beavers aber seit dem ersten Tag hatte, war dieses besondere Flair, das inzwischen Leute aus der Umgebung, dem Rhein-Main-Gebiet und sogar bis aus dem Stuttgarter Raum regelmäßig an den Miltenberger Ortsrand zieht. Denn Christophs zweite große Leidenschaft macht aus dem Liveclub ein waschechtes Rock ’n’ Roll-Museum: „Seit meinen Kindheitstagen sammele ich Memorabilien aus der Musikgeschichte der 1950er Jahre bis heute. Da ist inzwischen eine große Sammlung zusammengekommen“, erklärt der Chef. Was mittelschwer untertrieben ist, wenn man sich die nackten Zahlen anschaut: Mehr als 65.000 Vinyl-Alben, über 8.000 Konzertplakate, tausende Autogramme, Tickets und signierte Instrumente sowie Relikte von den Bühnen dieser Welt besitzt Reichel-Dittes und stellt diese im Beavers aus. Die Highlights sind neben einem signierten Programmheft der Beatles von 1964 ein vielfach unterschriebenes Originalplakat aus Woodstock sowie das Stones-Album „Beat Beat Beat“ in einer extrem raren Spezialedition.
So entwickelt sich ganz von alleine ein faszinierendes Ambiente, das übrigens nicht nur das Publikum zu schätzen weiß. Auch Künstler genießen die besondere Atmosphäre. So instruieren beispielsweise Namen wie der ehemalige Stones-Gitarrist Mick Taylor oder Ex-Genesis-Sänger Ray Wilson regelmäßig ihre Agenten, dass die nächste Tournee gefälligst auch durch den südlichen Untermain zu führen hat. Ein Umstand, der Christoph nicht zu Unrecht mit Stolz erfüllt. Inzwischen hat das Beavers sich mehr als etabliert, zwischen 150 und 200 Konzerte und Events finden dort jährlich statt.
Beim Programm wird darauf geachtet, möglichst viele Zielgruppen anzusprechen und sich nicht zu sehr in eine Richtung drängen zu lassen. Denn auch wenn Christoph im Herzen ein Rock ’n’ Roller ist, standen von Margot und Maria Hellwig bis zum Techno-DJ schon die unterschiedlichsten Künstler im Beavers auf der Bühne. Apropos Bühne. Zum Open-Air-Zweck baut Christoph selbige gerne mal an einem Wochenende im Sommer draußen auf. Zur großen Miltenberger Freiluft-Jubi-Sause 2017 haben sich übrigens die Hooters angesagt. Nur einer von vielen großen Namen im Beavers-Line-up dieses Jahr. Hau rein, Christoph!