Knackige Texte im Wettbewerbsmodus. Mal lustig, mal tiefgründig, mal politisch, mal emotional, mal grotesk. Und am Ende bestimmt das Publikum den Sieger. Poetry-Slams stehen für kultige Unterhaltung und bringen regelmäßig echte Stars hervor: Felix Lobrecht, Torsten Sträter, Hazel Brugger und viele mehr haben so erste Bühnenerfahrung gesammelt. Auch in Aschaffenburg haben Slams inzwischen eine lange Geschichte und erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit.
Seit diesem Jahr geht der renommierte Poetry-Slam im Stadttheater mit einem neuen Modus an den Start und wird auf drei Veranstaltungen aufgeteilt. Spannend! Was dahintersteckt, hat uns der Slammer und neue Moderator Loic Schubert verraten. Und dabei auch noch ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert.
FRIZZ Das Magazin: Hey Loic, wie und warum kamen die Änderungen beim Stadttheater-Slam zustande?
Loic Schubert: Als ich gehört habe, dass ein neuer Moderator für die Slams im Stadttheater gesucht wird, habe ich Kontakt aufgenommen und dabei schon neue Konzeptideen im Kopf. Denn es ist mir sehr wichtig, dass auch jungen Künstlern eine größere Bühne geboten wird und sie so gefördert werden. Als ich Jörg Fabig und Vanessa Prinz von meinen Ideen erzählt habe, fanden sie das gleich super. Und auch im Stadttheater wollte man bei den Poetry-Slams wieder zurück zu den Wurzeln und eine familiärere Atmosphäre schaffen. Aus diesem Grund gibt es nun einen Newcomer-Slam, bei dem junge oder unerfahrene Künstlerinnen und Künstler ihr Können zeigen sollen. Darüber hinaus dann noch eine Ausgabe, bei der gestandene Akteure auftreten, die zwar schon Erfahrung mitbringen, sich dennoch über jeden Auftritt freuen und trotz der Erfahrung immer noch aufgeregt sind. So schafft man meiner Meinung nach eine tolle Atmosphäre für alle Beteiligten.
Welche Vorteile ergeben sich für die Teilnehmer daraus?
Die Vorteile sind, dass sie die Möglichkeit bekommen, auf einer Bühne aufzutreten, die eigentlich nicht für „Neulinge“ offensteht. Die Bühne im Stadttheater hat eine ganz eigene „Autorität", alleine wenn man die Geschichte des Hauses im Kopf hat. Leider gibt es zu wenige Möglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler aller Art mit geringem Bekanntheitsgrad, auf den großen Bühnen Aschaffenburgs aufzutreten. Deswegen freue ich mich sehr, dass Jörg Fabig dieses neue Konzept gut findet und unterstützt.
Ein Poetry-Slam sollte eine gute Mischung haben zwischen ernsten und lustigen Themen.
Was macht einen guten Poetry-Slam für dich aus?
Ein Poetry-Slam sollte eine gute Mischung haben zwischen ernsten und lustigen Themen. Gerade beim Newcomer-Slam dieses Jahr hatten wir eine breite Palette an Gefühlen, die durch die Beiträge erzeugt wurden. Darüber hinaus darf es nicht allzu lange gehen. Die Besucher sollten die Möglichkeit haben, allen Texten genau folgen zu können. Treten zu viele Teilnehmer auf oder sind die Texte zu lang, kann Poetry-Slam nach hinten raus auch Mal recht mühsam werden.
Es gibt ein großes Angebot an Slams und die Anzahl steigt stetig. Besteht deiner Meinung nach die „Gefahr“ eines Überangebots?
Mittlerweile haben wir meines Wissens sieben oder acht Slams im Stadtgebiet Aschaffenburg. Einige davon sind nicht exklusiv für Aschaffenburger Teilnehmer. Ich glaube, da könnte schon noch mehr sein. Durch unser Angebot, mit wenig Erfahrung auch auf größeren Bühnen aufzutreten, fördern wir die Szene und vergrößern sie dadurch. Wir haben zum Beispiel gezielt Schulen angeschrieben und dort Teilnehmer gesucht, die ihre Schule im Stadttheater vertreten wollen. Mache Bildungseinrichtungen haben daraufhin auch Kurse zum Thema Poetry-Slam angeboten, auch in der vhs gab es solch einen Kurs. So wird Interesse für das Thema Poetry-Slam geweckt und die Szene vergrößert. Natürlich kann es vorkommen, dass ab und zu die Selben bei den hiesigen Slams auftreten, doch durch das neue Konzept hoffen wir, dass immer mehr Talente hinzukommen. Und so gibt es immer mal jemanden, der oder die aus dem Nichts zu kommen scheint und die Menge einfach umhaut. Zum Beispiel die Gewinnerin des Newcomer-Slams, die dort ihren ersten Auftritt hatte.
Es ist zwar nicht einfach, einen Text für einen Poetry-Slam zu schreiben, aber man braucht nur sich selbst und den Text.
Gibt es etwas, dass dich als Teil der Community so berührt hat, dass du davon noch deinen Enkeln erzählen wirst?
Einmal habe ich im Rahmen des Jazz 'n' Crime-Festivals einen sich reimenden Krimi geschrieben. Dieser Auftritt war etwas ganz Besonderes, auch weil ich dort ein Gedicht mit Jazz Begleitung aufführen konnte. Dafür bin ich dem Veranstalter Klaus Appel sehr dankbar.
Warum sind Slams eine derart gute Plattform für den Einstieg in ein erfolgreiches Künstlerdasein?
Ich glaube das liegt daran, dass man kein Equipment oder so etwas braucht. Es ist zwar nicht einfach, einen Text für einen Poetry Slam zu schreiben, aber man braucht nur sich selbst und den Text. Ich selbst bin auch deswegen zum Poetry Slam gekommen. Vorher hatte ich eine Band, es war aber schwierig immer Termine zum Proben zu finden, dann musste man die Instrumente zu den Konzerten mitnehmen und sowas. Da hat Poetry Slam schon weniger Hürden.
www.stadttheater-aschaffenburg.de
Der neue Modus beim Poetry-Slam im Stadttheater
Am 19.1. startete die 2024er-Reihe mit einem Newcomer-Slam. Am 16.5. findet die bereits renommierte Veranstaltung statt, bei der szenebekannte Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Bühne stehen. Ganz neu ist der Aschaffenburger Poetry-Slam am 7.6., bei dem die besten lokalen Wortkünstler an den Start gehen, die vorab in diversen Qualifikationsterminen in Kultureinrichtungen und Schulen ermittelt wurden. Und auch beim vergangenen Newcomer-Slam konnte sich ein Teilnehmer einen Platz für dieses Event sichern.