Der Mörder ist kein Unbekannter: Tom, renommierter Kunstmaler, harpuniert seine Frau Charlotte, denkt er doch, ein Einbrecher hätte sich Zutritt zum Haus verschafft. Dem Schock folgt der Entschluss, in die Toskana zu fliehen – dazu hat nicht zuletzt auch René, bester Freund und praktischerweise Anwalt, geraten. Doch die wahre Hölle hätte nicht hinter schwedischen Gardinen begonnen, sondern offenbart sich erst in der Abgeschiedenheit der italienischen Idylle – entpuppt sich der engste Vertraute doch als größter Feind …
Über 500 Seiten. Ein echter Schmöker, der viel will, auch durchaus Potenzial aufzuweisen hat, aber leider wenig kann. Die Zeichnung der Figuren äußerst flach und klischeebeladen, in jeglicher Hinsicht peinsam überspitzt und – wann immer möglich – heillos übertrieben. Extrem reich, extrem glücklich, dazu dauerverliebt. Puffbrause, Oberflächlichkeiten, Affären. Perfektionismus von Hamburg bis in die Toskana. Da wird man des Lesens müde. Herr, schmeiß eine Prise Realität vom Himmel! Identifikation mit Handelnden? Keine Chance. Dazu noch ein zweiter, recht belangloser Handlungsstrang um den Italo-Dorfgendarm Neri. Allein die Verfrachtung in die Toskana erscheint wie Kalkül: Zieht bekanntermaßen Leserschaft, wenn ein bisschen Bella Italia mitmischt. Leider bleibt die einzigartige Landschaft genauso blass wie die Charaktere an sich. Und so ist es mit Fortschreiten der Handlung leider ziemlich belanglos, ob der Plot gerade in Hamburg oder in Italien dümpelt. Ziemlich konstruiert und zusammengeflickt ist es ja sowieso. Richtig peinlich wird es spätestens dann, als Tom den Weg zurück nach Hamburg findet. Da wird die Abstiegsdose so richtig geöffnet. Gosse, sei gegrüßt! Der Fall von der Spitze der Gesellschaft hinunter zum Fußabstreifer ebendieser ist dermaßen übertrieben, dass – Achtung, Floskel! – weniger mehr gewesen wäre.
Leider kann auch die Schreibe so gar nichts retten: Dümmliche Dialoge, unrealistische Wortketten, die oft zum Fremdschämen einladen. Fesselnd geschrieben? Gähn. Müdes Gewälze über Seite 500 hinaus – bei der Frau Thiesler anscheinend selbst beschlossen hat, nun besser zu einem Ende zu gelangen. Es folgt Aberzählung in Rekordtempo, zack, Mord, tot, noch mal tot, fertig. Und der Leser bleibt zurück – ermattet und sich ärgernd, nicht bereits viel früher aufgegeben zu haben.