Das deutschsprachige Enfant terrible der Gegenwartsliteratur, Christian Kracht, polarisiert mit einem neuen Roman, der eine intellektualisierte Version einer Geistergeschichte aus den 30ern ist. Trotzdem kann man den neuen Kracht bedingungslos empfehlen – schließlich ist es nicht nur seine Sprache, sondern auch, mittlerweile ein Trademark Krachts, das Szenario einer verdrehten Realität und Geschichtsveränderung, die den Reiz seiner Romane ausmacht. In seinem neuen Buch „Die Toten“ führt er mitten hinein in die Jahre der Weimarer Republik, als die Kultur der Moderne, besonders die Kinokultur, ihre magische Hochzeit erlebte. In Berlin versucht ein Schweizer Filmregisseur den UFA-Tycoon Hugenberg zur Finanzierung eines Gruselfilms zu überreden, genauer gesagt: in Japan. Das überschneidet sich mit den Plänen im dortigen Kaiserreich, mit denen man dem entstehenden Hollywood-Imperium Paroli bieten will. Ein Roman, der das Geheimnis des Films als Kunstwerk der Moderne feiert, die Sehnsucht großer Künstler nach Erlösung und die Erinnerung als Quelle des Ichs. Wer den Werdegang des einstigen Popliteraten mitgehen möchte, bekommt eine kluge Konstruktion waghalsiger Szenarien. Ein Buch, gleichermaßen für Sub- und Hochkultur-Interessierte. Vor allem aber ein Buch, über das man lange noch im Nachklang sprechen kann.