Ein wahrlich märchenhafter Plot: Sérieuse, die 17-jährige Tochter des Grafen Neville, trägt sich mit dem Gedanken, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Doch das will sie nicht selbst verrichten: Ihr Vater soll ihr Mörder sein – schließlich wurde ihm sowieso von einer Hellseherin prophezeit, dass er in Kürze einen Menschen töten wird. Fortan versucht der Spross seinen adeligen Vater davon zu überzeugen, dass sie doch sein perfektes Opfer sei …
Und wenn sie nicht gestorben sind: Nothomb nimmt sich in ihrem neuesten Werk der bezaubernden Welt der Märchen an, platziert verarmte Adelige, wahrsagende Hexen und junge Irrende in ihrem Plot, gibt einen unruhestiftenden Auftrag hinzu, verquirlt das Ganze zu einer Romanmasse und setzt ihren Lesern 112 Seiten vor. Pfiffiger Einfall. Leider hinkt die Umsetzung an einer maßgeblichen Stelle – erlaubt sein muss schließlich die Frage, welcher Vater wirklich in Erwägung ziehen würde, seine Tochter zu töten. Richtig. Wohl keiner. Und so hangelt sich der Leser Absatz für Absatz voran, ohne jene hämmernde Frage vertreiben zu können, bis sich nach gut hundert Seiten getriebenen Fußes alles dahingehend zum Guten wendet, dass nicht Sérieuse die Tote ist (wer hätte es gedacht…), sondern ein ganz anderer (und natürlich völlig unliebsamer) Partygast aus dem Leben scheidet. Happy End, Punkt, Ende, aus.
Für Nothomb-Fans vielleicht ein Schmankerl, ob andere es durch „Töte mich“ werden, ist allerdings fraglich.