Damit einher geht die Frage: Was verändert den Menschen, was verändert die Welt drumherum und welche Folgen haben diese Prozesse? Schon der Auftakt am 11.10. mit George Orwells „1984“ zeigt, wie existenziell diese Frage in der Literatur diskutiert wird: Winston Smith beginnt eigenständig zu denken – in einer Welt totaler Überwachung ein lebensgefährliches Verbrechen. Doch gerade diese innere Wandlung eröffnet die Möglichkeit zu Freiheit und Selbstbestimmung. Unmittelbar danach führt Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ am 14.10. durch die dunkle Seite der Selbstoptimierung. Während Dorian Gray jungbleibt, altert sein Porträt für ihn – ein Sinnbild für Narzissmus.
Transformation betrifft aber nicht nur das Individuum, sondern auch den menschlichen Körper im Angesicht von Krankheit. Die Ausstellung Ästhetik der Heilung vom 28.9. bis 12.10. zeigt im Theaterfoyer, wie künstlerisch verdichtete Schnittpräparate Heilungsprozesse sichtbar machen. Den Höhepunkt bildet das Theaterkonzert des Collegium Musicum am letzten Ausstellunsgtag, in dem Joachim F. W. Schneiders „Hymnus“ diese Bilder in Musik verwandelt – eine ästhetische Übersetzung medizinischer Transformation.
© Marian Lenhard
Thomas Jung
Wie sehr Körper und Psyche untrennbar miteinander verbunden sind, macht Georg Büchners „Woyzeck“ am 4. und 5.3. deutlich. Die Titelfigur wird Opfer medizinischer Experimente, die ihn physisch und seelisch zugrunde richten. In dem fragmenatrischen Schauspiel, das bereits Teil der vergangenen „Theater setzt Themen“-Reihe war, zeigt sich Wandlung nicht als Befreiung, sondern als destruktiver Prozess, der den Menschen seiner Würde beraubt. Einen Gegenpunkt dazu setzt das Musical „La Cage aux Folles“ am 11.3., das mit schillernder Leichtigkeit für Akzeptanz und Selbstannahme wirbt: Wer sich selbst treu bleibt, verwandelt nicht nur das eigene Leben, sondern auch das der Menschen um sich herum.
„Jekyll & Hyde“ zeigt am 14.1., wie fatal der Versuch ist, Gut und Böse künstlich voneinander zu trennen und dass Selbstverwandlung nicht immer funktioniert. Die Spaltung des Menschen in ein moralisch reines Ich und ein dunkles Alter Ego führt unausweichlich in den Abgrund. In diesem Scheitern steckt eine Warnung, dass wahre Transformation nur dort gelingt, wo Schwächen und Stärken gleichermaßen angenommen werden.
© Rolf Arnold
Woyzeck
Alexandre Dumas’ „Der Graf von Monte Christo“ erzählt am 30.1. von Edmond Dantès, der als geheimnisvoller Graf zurückkehrt, um seine Umgebung mit kaltblütiger Intelligenz zu lenken und schließlich ins Verderben zu stürzen und wie Transformation als Instrument von Macht, Rache und sozialer Umwälzung erscheint.
Bis ins Frühjahr 2026 entsteht ein Panorama der Verwandlungen: vom inneren Aufbruch über körperliche Prozesse bis hin zu gesellschaftlichen Umbrüchen. Begleitet wird die Reihe von Vorträgen und Gesprächen, die das Thema vertiefen.
www.stadttheater-aschaffenburg.de
Termine
- 28.9.–12.10.: Ästhetik der Heilung (Ausstellung)
- Do., 9.10., 20 Uhr: The House of Trouble
- Sa., 11.10., 19.30 Uhr: 1984
- So., 12.10., 18 Uhr: Theaterkonzert Collegium Musicum mit der Uraufführung von Joachim F. W. Schneiders „Hymnus“
- Di., 14.10., 19.30 Uhr: Das Bildnis des Dorian Gray
- Sa., 10.1., 15 Uhr: Die Feuerzangenbowle
- Mi., 14.1.2026, 19.30 Uhr: Jekyll & Hyde
- Fr., 30.1.2026, 19.30 Uhr: Der Graf von Monte Christo
- Di., 4. & Mi., 5.3.2026, 19.30 Uhr: Woyzeck
- Mi., 11.3.2026, 19.30 Uhr: La Cage aux Folles
- Mi., 20. & Do., 21.5.2026, 19.30 Uhr: Der große Gatsby
