Obwohl manche Gründung der ersten vereinsähnlichen Zusammenschlüsse bereits über 600 Jahre zurückliegt, waren diese lange Zeit vor allem der gesellschaftlichen „Elite“ vorbehalten. Erst mit der einsetzenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert bröckelte diese Norm und auch der Großteil der Gesellschaft erhielt zusehends Rechte, sich für einen bestimmten Zweck zu vereinigen. Egal ob auf gemeinnütziger, kultureller oder sportlicher Ebene. Gleichgesinnte und Menschen mit ähnlichen Interessen gehen ihrer Leidenschaft gerne gemeinsam in Gruppen nach. Und obwohl die Anzahl der Vereine in Deutschland stetig steigt, sind immer weniger Menschen Mitglieder.
Zeit also für uns FRIZZen, ein bisschen Licht ins Dunkel der abseitigen Vereinswelt zu bringen und die Hemmschwelle zu senken, selbst mal dort reinzuschnuppern. Dabei soll nicht unbedingt der x-te Fußball- oder Handballverein behandelt werden. Wir FRIZZen wollen erkunden, wie Randsportarten in e. V.s ausgeübt und praktiziert werden. Willkommen zur ersten Ausgabe des FRIZZschen Guides zur (ungewöhnlichen) Interessensverwirklichung …

© Till Benzin
Oscheff Wildboards
Mehr als Darts
Dass die FRIZZ-Belegschaft Darts-affin ist, wissen die fleißigen Magazinlesemeister seit dem legendären Battle der Redakteure (Ausgabe 1|24). Als die Idee für die neue Reihe aufkam, stellte sich die Frage, welche Darts-Mannschaften in der Gegend ansässig sind. Obwohl der Sport im TV, gerade zur Zeit der Weltmeisterschaft im Dezember und Januar, sich großer Beliebtheit erfreut, gehen doch die wenigsten Fans ihrer Leidenschaft auf Amateurebene nach. Uns FRIZZen eingeschlossen. Gott sei Dank, dass zwei Abikollegen den Sprung in den Verein gewagt haben, und mittlerweile bei den Oscheff Wildboars werfen. Gesagt, kontaktiert. Nach einem netten Chat mit dem Gruppenleiter der Wildboars, die übrigens als Abteilung im TSV Mainaschaff integriert sind, wurden wir zum Training eingeladen. „Ach übrigens, ein paar von uns spielen noch Mölkky. Immer mal wieder montags vor dem eigentlichen Darts-Training.“
Was zum Geier ist Mölkky?
Kurz gegoogelt. Sieht ähnlich aus wie Wikingerschach. Regelwerk? Ach, das lernen wir schon, wenn wir dort sind. Zugesagt. Location ist die ehemalige Darts-Basis der Wildboars. Als wir bei der Sporthalle am Eller in Mainaschaff ankommen, begrüßt uns die Splittergruppe der Wildboars, die gemeinsam Mölkky zockt, herzlich und integriert uns direkt ins Geschehen. Wir erhalten einen Crash-Kurs und dürfen direkt mitmachen. Die fleißigen Schlag-den-Raab-Konsumenten können zum nächsten Absatz springen. Alle anderen aufgemerkt. Zwei Teams werfen im Wechsel und anfänglich mit dreieinhalb Meter Abstand auf Holzklötzchen. Zu Beginn stehen diese zwölf bezifferten Klötze eng aneinander. Ähnlich wie die Kugeln beim Billard sollen diese getroffen und dabei voneinander getrennt werden. Um zu gewinnen, müssen als Team exakt 50 Punkte gesammelt werden. Schmeißt man einen einzelnen Klotz um, wird die Zahl darauf zu den Punkten addiert – trifft man Mehrere wird die Anzahl der umgeworfenen Stücke als Punkte dazugerechnet. Mölkky macht Laune. Ist aber gerade gegen Ende des Spiels doch auch anspruchsvoll. Überhaupt einen gezielten Klotz zu treffen, um auf die 50 Punkte zu kommen, stellt sich als große Herausforderung dar. Noch mehr Druck entsteht durch die Strike-Regel: Trifft ein Team in drei Durchgängen hintereinander keinen einzigen Klotz, hat es automatisch verloren.
„Wie seid ihr als Darts-Verein eigentlich zum Mölkky gekommen?“, kommt die Frage an den Leiter Dennis auf. „Ach, ein Mitglied hat das zur Weihnachtsfeier vor über einem Jahr mitgebracht und wenige Wochen später standen ein paar von uns in Erlangen bei der Deutschen Meisterschaft“, ist seine Antwort und lacht dabei. Und das trotz der kurzen Zeit gar nicht unerfolgreich – die Reise ging bis in die K.O.-Runde. „In zwei Wochen sind wir bei der deutschen Hallenmeisterschaft“, erklärt er weiter. „Deshalb auch das Indoor-Training. Mölkky wird eigentlich an der frischen Luft gespielt.“

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Oscheff Wildboards
Des Pudels Kern
Einige Runden Mölkky später – in denen wir FRIZZen auch die ein oder andere Niederlage durch Strike verursacht haben (ups) – geht die Reise in die historische Ortsmitte von Mainaschaff. Der Darts-Verein ist vor kurzer Zeit zum Trainieren und Austragen von Liga- sowie Pokalspielen in die Alte Schule umgezogen. Bei ein paar klassischen 501-Double-Out-Runden sprudelt die Vereinsgeschichte aus den Mitgliedern. Gemeinsam Sporteln ist eben kommunikativ: Die Idee hinter den Wildboars entstand vor fünf Jahren in einer WhatsApp-Gruppe. Seitdem haben sich etwa 50 Menschen angemeldet, aus denen sich vier Mannschaften entwickelten. Diese nehmen an drei Ligaabstufungen des Unterfränkischen-Dart-Verbandes – kurz UDV – teil. Training ist montags um 20 Uhr und mittwochs um 19 Uhr. On Board: ausgebildete Trainer, die den eleganten Wurf der Dartsenthusiasten verbessern. Neben dem Drang sich zu messen, stehen Spaß und gemeinsamer Austausch im Vordergrund. Das merken auch wir FRIZZen bei unserem Besuch und werden prompt eingeladen, dem Verein beizutreten, der einen Querschnitt der Gesellschaft darstellt – Frauen, Männer, Jugendliche und Rentner. Darts und Mölkky sind niedrigschwellige Sportarten für alle.

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Zusatzevents
Neben dem Ligabetrieb organisieren die Wildboars alljährlich Ortsmeisterschaften für Darts und Mölkky. In der Adventszeit steht zudem ein festliches Weihnachtsturnier auf dem Plan. Die Zusatztermine werden weiter im „Eller Pally“ ausgetragen.