Was beim letzten Mal geschah
Die FRIZZen sind zwar noch lange nicht auf dem Level von Robin Hood, aber die Black Eagles – die Bogenschießabteilung des St. Sebastianus Schützenvereins in Schweinheim – präsentierten trotzdem voller Stolz, wie sie ihre Abteilung mit Hingabe, Spaß am Sport und Erfolgen auf internationalen Meisterschaften immer weiter voranbringen.
Es war einmal ein Kuchen
Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Studenten des Middlebury College die hervorragenden Auftrieb- und Flugeigenschaften der Kuchenblechplatten der regionalen Frisbie Pie Company – eine Kuchenbäckerei, die auch den Campus der Studis belieferte. Später sicherte sich die Spielzeugfirma Wham-O die Namensrechte für Frisbee an ihrer aus Kunststoff produzierten Flugscheibe – in Anlehnung an die beliebte Unibetätigung. Der amerikanische Ursprung spiegelt sich auch in der Spielweise von Ultimate Frisbee wider. Diese Disziplin betreibt auch ABflug – Ultimate Aschaffenburg als Untergruppe des BSC Schweinheim. So sind schon bei der Erklärung Parallelen zu American Football erkennbar.
© Till Benzin
Vereinsmeiereihe: ABflug
Pull, Cut, Offense & Defense
Sieben Spielende stehen sich auf einem 100-Meter-langen Spielfeld in ihren Endzonen gegenüber. Die anwerfende Mannschaft beginnt mit dem ersten Wurf ins Leere – dem Pull. Dort, wo die Scheibe landet oder vom anderen Team gefangen wird, startet die Offensive dieses Teams. Jetzt heißt es laufintensive Manndeckung, kluge Raffinessen beim Öffnen der Spielwege, zielsicheres Werfen der Scheibe und Antizipieren der Flugbahn. Fängt jemand die Disc, muss dieser stehen bleiben und von diesem Punkt die nächste Person bedienen. Um einen Punkt zu erzielen, muss die Scheibe in der Endzone gefangen werden. Ein Spiel läuft 90 Minuten und das Runde muss wahrhaftig auch hier ins Eckige. Zwei Euro ins Phrasenschwein. Aber wie kam der Sport überhaupt nach Schweinheim?
Die wilden 80er
Wie so vieles aus der US-amerikanischen Freizeit- und Popkultur schwappte auch das Frisbee-Spiel in den 80er-Jahren nach Deutschland und Europa. Vorzugsweise wurde es auch hier an Unis im Rahmen des Hochschulsports etabliert. Die eigenverantwortliche Regeleinhaltung, die ohne Schiedsrichter in friedlicher Diplomatie der gegenüberstehenden Teams resultiert, baut die Brücke zur pädagogischen Wertigkeit des Sports an Bildungseinrichtungen. Mittlerweile wird Ulimate Frisbee auch vermehrt an Schulen eingesetzt, um genau dieses „Spirit oft he Game“ – die Fairness als Grundpfeiler der Sportart – im Mindset der Kinder zu verankern. Auch Michi und Benni – die Verantwortlichen, die der Redaktion beim Besuch Rede und Antwort stehen – haben den Sport an der TH Aschaffenburg entdeckt und betreiben ihn noch heute passioniert. Abseits des wöchentlichen Trainings in Schweinheim spielen sie noch mit anderen Teams, einfach aus Spaß an der Freude und wegen über die Jahre gemachte Bekanntschaften. Michi und seine Frau Jenny fahren regelmäßig zum Frisbee-Training der Frankfurter Eintracht und Benni wirft auf Turnieren gerne mit Berlinern zusammen.
© Till Benzin
Vereinsmeiereihe: ABflug
ABflug
Nichtsdestotrotz ist ABflug – Ultimate Aschaffenburg ihr Baby. 2011 haben sie sich als lose Gruppe zusammengeschlossen und sind 2015 dem BSC Schweinheim beigetreten. Dieser bot ihnen mit dem eigentlichen Fokus auf Fußball die perfekten Platzbedingungen und gab ihnen sofort das Gefühl, ein Teil der Familie zu sein. Mittlerweile gibt es 25 Mitglieder in der Frisbee-Abteilung, von denen etwa 50 Prozent sehr regelmäßig mittrainieren – und dieses Training ist anstrengender als gedacht. Die Größe des Feldes bringt gleichzeitig eine Menge Laufeinheiten während des Spiels mit sich. Zumal beim Ultimate Frisbee vorwiegend mit Personendeckung gespielt wird. Gleichzeitig schulen diese Voraussetzungen die taktische Denkweise: Wie entkommt man der Personendeckung, um sich den Werfern anzubieten? Gegensätzlich muss ein Auge stets auf möglichen Laufwegen des gegnerischen Spielers liegen. Das Besondere: Ultimate ist so körperkontaktlos wie Basketball. Wird dennoch mutmaßlich gefoult, klären das die Betroffenen unter sich. Einigt man sich auf ein Foul, geht die Scheibe an die Person, die gefoult wurde. Herrschen Differenzen, geht sie zurück an den vorherigen Werfer. Fairness ist das A und O. Vor dem eigentlichen Spiel wärmen sich ABflieger gemeinsam auf, dehnen sich und verinnerlichen ihre Skills anhand von durchdachten Pass- und Wurfübungen. Auch hier sind die Parallelen zum Fußballtraining klar und deutlich.
Was macht den Verein besonders?
Auf diese Frage antwortet Benni pragmatisch: „Wir bieten Ultimate Frisbee an“, und lacht auf. Tatsächlich existiert in Aschaffenburg kein zweiter Sportartvertreter, wenn man Angebote der TH ausschließt. „Außerdem ist es eine Mixed-Sportart auf Team-Ebene. Das gibt es nicht oft, dass man mit seiner Partnerin zusammen in einer Sportart zusammen auflaufen kann“, erklärt Michi. „Wir sind ein kleines kollegiales Team und jeder kann montags um 19.30 Uhr einfach mal zum Schnuppern beim Training vorbeikommen.“ Die Erfahrung und das FRIZZschen Schnuppern hat gezeigt, dass ein Interesse an Bewegung eine gute Grundvoraussetzung ist. Alles andere kommt mit Zeit und Übung. Auch die Kondition. Eventuell …
