Was beim letzten Mal geschah
Rückblick in den Mai. Nach einem ausgiebigen Pool-Billard-Abend zusammen mit den herzlichen Leuten des BC ’98 Obernau, bei dem das Fingerspitzengefühl der FRIZZen erneut auf dem Prüfstand war (FRIZZ 5|2025), begab sich die Redaktion auf die Suche nach einer Herausforderung für die Fußkoordination. Erstmal genug der zieltrefferorientierten Handbewegungen, her mit waschechter Bewegung. „Wie wär’s mit was Tänzerischem?“, ruft es aus den heiligen Hallen der Chefredaktion. Ein kalter Schauer fährt mir über den Rücken. Tanzen? Als waschechter Noob, was rhythmische Bewegungsabläufe angeht – der vermeintliche Coolness-Faktor war in der achten Klasse für den Standardkurs einfach zu hoch – könnte dieser Sport wohl zur ersten größeren Hürde werden. Sei’s drum. Ein echter FRIZZe gönnt sich Herausforderungen …

© Till Benzin
ABAILAR
Innerstädtischer Tango
Mit dem hüftschwungvollen Verein ABAILAR hat sich auch prompt ein Freiwilliger gefunden, der sich der FRIZZschen Körperklausigkeit annehmen möchte. Weil die Herausforderung nicht zu klein sein darf, wird bei der Premiere der hauseigenen Tanzkünste zugleich das Tangogetümmel gesucht. Die Vereinsführung verabredet sich mit der Foto- und Textredaktion bei der immer am zweiten Samstag im Monat stattfindenden Práctica. Hierbei handelt sich um einen offenen Übungsabend, bei dem blutige Anfänger aber auch fortgeschrittene Milonga-erprobte teilnehmen. Stets mit professioneller und pädagogischer Anleitung der liebevollen ABAILAR-Teammitglieder. Allen voran Ute Brand, die bei der Práctica die Schritte und Übungen genaustens erklärt. Ort des Geschehens ist das Ludwigstheater.
ABAILAR wird geboren
Aber bevor es hier zum eigentlichen Rhythmusvergnügen kommt, sprechen Ute Brand, Lisa Rüth, Michael Lehmann und Thomas Pötschick – allesamt wichtige leitende Persönlichkeiten im Verein – mit FRIZZ. Alles begann mit dem KOMMZ. Die Verantwortlichen des Festivals im Nilkheimer Park baten die späteren Gründungsmitglieder Michael und Thomas vor 15 Jahren einen Slot zu betanzen. Gesagt, getan. Tango war bis dato unterrepräsentiert in Aschaffenburg. Und prompt war der Wunsch geboren, einen eigenen Verein zu gründen: „Wir müssen was in Aschaffenburg anbieten.“ Nicht mal ein Jahr später, Anfang 2011, fand die erste Milonga unter dem Vereinsmantel ABAILAR statt. Und es hat sich selbstredend gelohnt. 24 Mitglieder sind es Stand Mai 2025. Viele Externe kommen zu den Vereinsabenden. ABAILAR genießt außerdem ein hohes Ansehen innerhalb des Stadtgeschehens. Öffentliche Events auf dem Theaterplatz in der alljährlichen Museumsnacht sind bereits seit 2012 fester Bestandteil des hauseigenen Veranstaltungskalenders.

ABAILAR
Spanisch für Anfänger
Im gleichen Zug gibt es einen Crashkurs in den Grundbegriffen. Tango stammt aus Argentinien und entwickelte sich als Männertanz unter den spanischen Auswanderern. Er wird in drei Rhythmuskategorien unterteilt: Tango, Vals und Milonga. Letzteres steht am Tag des FRIZZ-Besuchs auf dem Plan und ist in der Regel eine erdigere, bodenständigere Form des Tangos. „Man braucht dabei viel Knie.“ Fragezeichen füllen den Raum. Die ABAILAR-Crew lacht, und auf einmal werden die ersten Tanzschritte gezeigt, um das Erklärte zu verdeutlichen. Tango ist intuitiver, als man denkt. Auch für Anfänger. Generell kann man nach der zweiten oder dritten Übungsstunde schon einen vorsichtigen Schritt auf Veranstaltungen wagen. Vor allem als folgender Tanzpartner ist der Sprung ins kalte Wasser eher lau. Die Qualität des Führens im Einklang mit der Musik ist dagegen eine übungsintensivere Angelegenheit. In der Regel begleitet einen über vier Tänze ein Partner oder eine Partnerin. Danach gibt es eine Pause und man sucht sich über zustimmenden Blickkontakt – den sogenannten Cabeceo – jemand neues oder bereits bekannten. „Der erste Tango, den ich in meinem Leben getanzt habe, war bis heute der beste meines Lebens.“, erklärt Lisa Rüth, „ein paar Jahre später habe ich mit dem gleichen Partner getanzt und es war eine Katastrophe.“ Jeder Moment ist eine gänzlich neue Erfahrung und jeder unterschiedliche Tanzpartner macht den argentinischen Volkstanz zu einem individuellen Moment. Das wird im anschließenden Übungskreis deutlich.
Tango leichtgemacht
Die Teilnehmer stehen im Kreis. Zu einem Song werden grundlegende Schritte und Abfolgen mit verschiedenen Partnern geübt. Als kompletter Neuling gar nicht so einfach. Aber alle sind stets verständnisvoll und helfen gerne weiter. Der Dreiklang zwischen Führen, Folgen und der Musik trägt einen magischen Vibe in sich. Der Abend bringt eine Menge Spaß und Lehrmaterial über die eigene Körpersprache mit. Wer selbst mal einen Eindruck sammeln möchte, kann zur Práctica kommen. An jedem vierten Samstag im Monat begleitet außerdem ein DJ eine waschechte Milonga im Ludwigstheater. Während der Museumsnacht am 5.7., organisiert ABAILAR auch 2025 wieder eine Milonga auf dem Theaterplatz. Zum Start in die kälteren Monate performt Cuarteto Rotterdam am 27.9. ein Livekonzert mit Tanz – ebenfalls im Ludwigstheater.