Wolfgang Mattheuer und Markus Matthias Krüger – zwei Leipziger Künstler, die eine Generation voneinander trennt und die dennoch Vieles verbindet. Mattheuer, einer der großen deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts, war Maler, Grafiker und Bildhauer und gehört zu den zentralen Vertretern der Leipziger Schule.
Er erlebte als junger Soldat den Zweiten Weltkrieg und anschließend die Spaltung der Nation zur DDR-Zeit, zu deren Ende er von der Stasi als Staatsfeind eingestuft wurde. In seinen an die neue Sachlichkeit angelehnten Werken verarbeitete er seine davon beeinflussten Eindrücke und Ansichten. Seine Rolle des Kritikers mit scharfer Beobachtungsgabe spiegelt sich auch in seinen Gemälden wieder. Übergeordnet beschäftigten ihn, nachdem er sich von der utopischen Illusion eines perfekten Sozialismus befreite, die Unzulänglichkeiten dessen. Denn auch in der DDR gab es Raubbau auf allen Ebenen: an Natur, Ideen und Menschen. Inhaltlich thematisierte er deshalb vor allem seit den 1970ern die Zersiedelung der Landschaft und die Folgen dessen, was sich in seinen von Allegorien und Metaphern durchzogenen Werken niederschlägt. Seine Landschaftsbilder sind emotional aufgeladen, voller Sehnsucht und Träume und zeigen zugleich aus Beobachtung resultierende dunkle Vorahnungen. Hier avancieren die Landschaften zu Trägern, die mit mannigfaltigen Bedeutungen aufgeladen werden, von der Meinung des Künstlers über Gegenwartseindrücke und Gesellschaftskritik bis hin zu Zukunftsvisionen.

Wolfgang Mattheuer, Verlorene Mitte, 1982, Öl auf Hartfaser, 100 x 125 cm, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig
Verlorene Mitte
Landschaftsmaler Markus Matthias Krüger setzt in altmeisterlicher Manier mit genialer Bildästhetik eine ähnliche Thematik um. Auf den ersten Blick sind es idyllische Szenen, doch der Schein trügt. Die Landschaften mit Feldern und Häusern sind menschenleer, gespenstische, düstere Eindrücke schwingen mit. Eine Vielzahl seiner Gemälde zeigt auch explizit Naturkatastrophen wie etwa Wald- und Hausbrände. In einer seiner Werkreihen setzt sich der Künstler mit dem Element Wasser und dessen Zerstörungskraft in der modernen Welt auseinander – Überschwemmungen und Überflutungen. Seine Bilder konfrontieren mit der Realität, ohne zu werten und forcieren dadurch eine eigene Auseinandersetzung, die den Betrachter häufig bedrückt zurücklässt. Das Zusammenspiel von Idyll und unheimlicher Melancholie ist fesselnd und zugleich irritierend. Dabei weisen Krügers Werke stets eine absolut durchdachte Komposition auf, die Elemente sind in mathematisch-geometrischer Perspektive durchkonstruiert. Durch diese Inszenierung im magisch-hyperrealistischen Stil eignet sich Krüger die Natur auf unnachahmliche Weise an, weshalb er zurecht als Reformer der zeitgenössischen Landschaftsmalerei bezeichnet werden kann.
Die Ausstellung „Unter blauen Himmeln“ ist unter anderem ein Beitrag zu den Aschaffenburger und Unterfränkischen Kulturtagen, die dieses Jahr unter dem Motto „kunst > kultur < klima“ stehen und vom 30.6. bis 10.7. stattfinden. Die hier gezeigten Werke dieser beiden außergewöhnlichen Künstler ebnen den Weg für die bedeutsame Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und dem Spannungsfeld Mensch, Natur und Ökologie.
Aktueller denn je, wenn man an die Flutkatastrophe, die Deutschland im letzten Sommer traf, zurückdenkt.