Es sind diese Tage, an denen scheinbar die Zeit stillsteht, an denen man reflektiert und in unendlicher Trauer zurückschaut. Tage, an denen man in seinem Gedächtnis kramt und die alten Geschichten vorbeiziehen: Lachen, Diskussionen, Aufbauaktionen, Stadtfeste, Frohlocken, 8750, Grillplatz Stockstadt, Urinlabor im alten Krankenhaus, Montag-Morgen-Runden, Tennisgott, Brot & Spiele, FRIZZ …
Rainer Glaab ist nicht mehr da, er hat den Kampf gegen seine Krankheit verloren. Wir haben gehofft, geglaubt und versucht, ihm in unserer Hilflosigkeit ein bisschen Kraft zu geben. Wir haben gewünscht und gebangt, letztlich vergebens. Krebs ist ein Arschloch!
Rainer war Triebfeder, damals, als wir mit „8750“ den Sprung ins kalte Wasser wagten, als Idealisten und Träumer ein Stadtmagazin machen wollten für Gleichgesinnte, für die Jugend, für Idealisten und Träumer. Rainer war mittendrin, unermüdlich und nicht klein zu bekommen.
Und als wir feststellten, dass Idealismus alleine die Butter und das Brot nicht auf den Tisch bekommt, war Rainer einer der Ersten, der sich wagte und „all in“ ging. Zusammen mit wenigen anderen Verrückten stellte er „8750“ auf geschäftsfähige Beine, kämpfte in der Redaktion und im Vertrieb Monat für Monat um „sein“ Heft, nutzte seine vielfältigen und freundschaftlichen Beziehungen in die Politik und Gesellschaft, nur um sein Baby voranzutreiben.
Aus „8750“ wurde „FRIZZ“, dafür hat er zurückgesteckt, persönliche Opfer gebracht. Er hat mit uns gearbeitet, gefeiert, gelitten und seine ganze, vielfältige Persönlichkeit eingebracht. Krebs ist ein Arschloch!
Auch nachdem sich Rainer 2005 entschied, seine beruflichen Perspektiven bei seiner zweiten großen Leidenschaft, der politischen Arbeit in der SPD, voranzutreiben und seine Zelte in Aschaffenburg ab- und in München aufschlug, unterstützte er uns mit Rat und Tat weiter. Der Kontakt blieb eng und vertraut.
Ein Aschaffenburger FRIZZ wird man nicht, indem man dort arbeitet. Ein Aschaffenburger FRIZZ wird man, indem man das lebt, man sich diesem Idealismus verschreibt und bereit ist, diese Achterbahn mit allen Höhen und Tiefen voll auszukosten – dann ist man es für ewig. Derer gibt es nicht viele, Rainer Glaab war es immer! Krebs ist ein Arschloch!
Wären wir eine Fußballmannschaft, wäre Rainer unser „10er“ gewesen: treibend, überraschend, emotional, anführend. Und jetzt wird er uns fehlen, dieser kreative Chaot, unser Freund und Wegbegleiter. Zu unserer Trauer mischt sich tiefe Dankbarkeit und Stolz, dass Rainer ein großes Stück seines Lebenswegs mit uns gegangen ist. Wir werden nie vergessen, wie wichtig er für uns war und noch immer ist. Die „10“ bleibt bei Rainer!
Es sind diese Tage, an denen scheinbar die Zeit stillsteht, an denen man reflektiert und in unendlicher Trauer zurückschaut. Trotz dieser Trauer huscht hin und wieder auch ein kleines Lächeln über die Lippen. Denn wenn man reflektiert bleibt dieses übrig: Es war eine schöne, es war eine spannende Zeit, es waren witzige Episoden und es ist eine tiefe Freundschaft. Für immer.
Und nun? Abschied nehmen? So einfach ist es nicht – und das wollen wir auch nicht! Wir sagen nicht einfach Tschüss. Wir nehmen unseren „Glaab“ weiter mit und er wird Teil der FRIZZen bleiben. Er ist bei uns in jedem Heft, bei jeder Diskussion, bei jedem Stadtfest hinter der FRIZZ-Bühne. Immer!
Einen Nachruf zu verfassen ist auch für uns Schreibprofis das Fieseste, was man sich vorstellen kann. Vor allem, wenn es für einen von uns ist.