TSV Goldbach
Der Bayerische Untermain hat ein neues sportliches Aushängeschild! Die Basketballer des TV Goldbach sind nach der erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte in die 1. Regionalliga Südost aufgestiegen – die höchste Amateurspielklasse des Landes. Ein Riesengrund zum Feiern, doch ist dieser Aufstieg nur der vorläufige Höhepunkt einer geradezu märchenhaften Geschichte.
Denn die jüngst gefeierte Meisterschaft ist sage und schreibe die dritte in den letzten vier Jahren. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Foto der Goldbacher Korbjäger direkt neben dem Begriff „Durchmarsch“ im Brockhaus erscheinen wird. Aber Spaß beiseite, der Schritt in die 1. Regionalliga bedeutet für den Verein auch eine ganze Reihe an neuen Herausforderungen – sowohl auf als auch neben dem Court. Denn neben einer höheren Schlagzahl an Spielen und dem nochmals gestiegenen Niveau müssen zudem diverse Auflagen erfüllt werden, die dem Profisport in nichts nachstehen. Eine Herausforderung für alle Akteure, die aber mit Leidenschaft und Herzblut gemeistert werden wird, denn der TV Goldbach lebt und liebt den Basketball. Warum das so ist und warum die Korbjägerei einfach der schönste Sport der Welt ist, verrieten uns Point Guard Luan Pereira sowie der jüngst vom Spielfeld in den Trainerstab gewechselte Jérôme Schaefer.
Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 1. Regionalliga Südost! Damit seid ihr zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Jahre aufgestiegen – eine unfassbar tolle Bilanz. Wird direkt der nächste Aufstieg angepeilt – und wenn ja, wo soll denn die Reise noch hingehen?
Jérôme Schaefer: Ja klar, wenn alles nach Plan läuft, spielen wir in 2021 in der easyCredit Basketball Bundesliga! (lacht)
Okay, im Ernst: Wie schätzt ihr eure Chancen in der höchsten deutschen Amateurklasse ein und was ist euer Saisonziel?
Luan Pereira: Wir spielen, um zu gewinnen, egal in welcher Liga. Das war in den letzten zwei Jahren schon ein gutes Motto. Wie gut unsere Chancen sind, ist schwer einzuschätzen, da sich alle Mannschaften neu aufstellen und meistens verstärken. Denkt man an die letzte Saison zurück, haben wir in den beiden Pokalspielen gegen die kommenden Ligakonkurrenten Bamberg und Vilsbiburg sehr gut ausgesehen.
Apropos „Amateurklasse“: Eure Auswärtsspiele führen euch von Jena bis kurz vor die österreichische Grenze. Zudem unterliegt ihr in der neuen Liga ganz neuen Regelungen und Vorgaben, die schon sehr professionell daherkommen. Wie viel hat das wirklich noch mit dem Amateurstatus zu tun? Ist das noch Hobby oder schon eher Leistungssport?
J: Vom Aufwand her ist es auf alle Fälle Leistungssport (wir müssen drei- bis fünfmal in der Woche trainieren) und unsere Gegner kommen zum Teil aus professionell geführten Vereinen mit hauptamtlichen Trainern, Profispielern und hochambitionierten Nachwuchsspielern. Es ist einfach sensationell, dass wir als kleiner Verein mit sehr geringem Budget im Kreise dieser Clubs mitspielen.
Wo liegt eurer Meinung nach euer Erfolgsgeheimnis? Was macht euer Team so stark?
L: Unser Erfolgsgeheimnis liegt in der tollen Mischung aus verschiedenen Nationalitäten, die sich zwar alle unterscheiden, aber dennoch gemeinsame Werte verkörpern: Wille, Kampfgeist, Zusammenhalt. Wir haben immer gute Stimmung, halten zusammen und haben mit Jérôme und Matthew zwei super Coaches, die das vorleben.
Was gefällt euch ganz persönlich an eurer Mannschaft am besten – und wo seht ihr noch Entwicklungspotential?
J: Ganz klar der Teamgeist. Viele Teams waren in der letzten Saison talentierter und größer als wir, doch wir haben gezeigt, dass man es mit Teamgeist, Motivation und einem klaren Plan weit schaffen kann. In den letzten Jahren hatten wir einige erfahrene Spieler aus den eigenen Reihen, die nun kürzer treten wollen und in dieser Saison durch junge Talente aus dem Rhein-Main-Gebiet ersetzt werden. Das ist ein guter Schritt, doch wir wollen es mit intensiverer Jugendarbeit wieder schaffen, Talente aus der eigenen Jugend in die 1. Herrenmannschaft zu bringen.
Wie seid ihr zum Basketball gekommen und was fasziniert euch am meisten am Spiel?
L: Ich komme aus Campo Grande in Brasilien und habe bis ich 16 Jahre alt war Fußball gespielt. Am Wochenende habe ich immer mit meinem Bruder gespielt und irgendwann hat mich der Basketballvirus angesteckt. Basketball steht für mich für Geschwindigkeit, Athletik und Spannung bis zum Schluss.
Durch euer Schulkonzept „Basketballfieber“ tut ihr sehr viel dafür, dem potenziellen Nachwuchs Basketball als Sportart näherzubringen. Ab wie vielen Jahren ist der Einstieg in diese Sportart möglich und warum ist Basketball die perfekte Sportart für Kinder und Jugendliche?
J: Aus meiner Sicht ist der Einstieg im U10- bis U12-Alter perfekt. Vorher wäre Turnen, Leichtathletik oder Ballschule ideal. Ab der nächsten Saison können U10-Kinder auf niedrigere Körbe werfen, das gibt schneller Erfolgserlebnisse. Basketball ist ein dynamischer und fairer Sport. Man braucht große koordinative Fähigkeiten, um Techniken umsetzen zu können, Konzentration, um treffen zu können und man lernt durch den Mannschaftssport ganz wertvolle Soft Skills für das spätere Leben.
Wenn ihr drei Wünsche für die kommende Saison frei hättet, welche wären das?
L: Dass wir gesund bleiben, vorne mitspielen können und ganz viele Zuschauer zu unseren Spielen kommen.
J: Ich wünsche mir vor allem, dass die Region merkt, dass wir neben Fußball und Handball eine weitere hochattraktive Sportart haben und dass uns noch mehr Fans und Sponsoren unterstützen. Dazu eine junge und motivierte Mannschaft.
Besten Dank für eure Einblicke!