© Thomas Minnich
Bike Park Eller
Ein alter, abgebrochener Spaten steht als Symbol für die anspruchsvollen Krater-Trails, die vor kurzem in Mainaschaff offiziell eröffnet wurden. Denn ebendieser rostige Spaten mit dem gesplitterten Rest eines Stils war das einzige Werkzeug, mit dem der Kleinostheimer Jordan Hugo anfänglich an seiner Vision eines amtlichen Trailparks arbeiten konnte. Jede freie Minute nutzte der 21-jährige Herzblutbiker, um im alten Bombenkrater mit seinem (noch) überschaubaren Werkzeugbestand zu graben, zu definieren, zu planen, zu gestalten und zu bauen.
September 2016: Jordan hatte gerade seine Ausbildung bei der Firma Race Worx begonnen, einer beliebten Anlaufstelle für anspruchsvolle und qualitätsbewusste Biker. Und genauso wie sein Engagement beim Krater-Trail ist auch die Wahl seines Arbeitsplatzes nur konsequent und nachvollziehbar, wenn man sich Jordans bisherigen Lebenslauf anschaut: Seitdem Jordan denken kann, hat er zweirädrige Fortbewegungsmittel unter seinem Allerwertesten. Im zarten Alter von zweieinhalb Jahren (!) bekam er sein erstes Motorrad (!) geschenkt, mit fünf fuhr er sein erstes Motocrossrennen. Zu diesem Zeitpunkt bestimmte die Crossfahrerei längst sein Leben, aus dem Hobby war für den ehrgeizigen Nachwuchscrack eine Berufung geworden. „15 Jahre lang habe ich nichts anderes gemacht, Motocross war der Fixpunkt. Und das 24/7“, erzählt er uns im Gespräch.
Während andere Jungs in seinem Alter sich die Knie auf dem Bolzplatz blutig spielten oder wackelige Baumhäuser bauten, war Jordan Werksfahrer bei Kawasaki und bei internationalen Wettkämpfen am Start. Aus privaten Gründen verabschiedete er sich im Alter von 17 Jahren allerdings vom Motocross und fuhr Ende 2014 sein letztes Rennen. Die folgenden zwei Jahre sollten dann auch eher der unspannende Teil seiner sportlichen Vita werden: Pause.
2016 jedoch tauscht Jordan Motor gegen Pedale, tritt seinen Job bei Race Worx an und fährt auch wieder Rennen – nur eben mit Mountainbikes statt mit Motorrädern. Downhillstrecken und Trails haben es ihm angetan, daher treibt es ihn auch immer wieder zum ehemaligen Bombenkrater in Mainaschaff.
Entstehung der Krater-Trails
Das trichterförmige Gelände war früher eine Motocrossstrecke, lange bevor es vor circa zehn Jahren die ersten Radfahrer für sich entdeckten. Die Strecke wurde an die neuen Bedürfnisse angepasst und um das Jahr 2010 herum vom Radsportverein Mainaschaff als zusätzliches Angebot für alle, denen Asphalt zu langweilig ist, bewirtschaftet. Das ging ungefähr drei Jahre lang gut, bis sich die entsprechende Downhill-Gruppe des Vereins nach und nach auflöste und der Krater mit einer letzten großen Aufräumaktion durch den RSV Vorwärts 06 Mainaschaff außer Betrieb genommen wurde.
Von da an lag die Bikerstrecke brach – bis im September Jordan Hugo mit seinem abgebrochenen Spaten um die Ecke kam. Anfänglich lediglich geduldet begann er, sich um die Strecke zu kümmern. Im Dezember des gleichen Jahres stellte er die erste Anfrage an den Radsportverein, ob dieser sich eine Belebung unter seiner Schirmherrschaft vorstellen könnte. Eine erste Absage konnte das Engagement von Jordan und seinen inzwischen hinzugestoßenen Fahrerkollegen nicht mehr stoppen. Einer dieser Mitstreiter, Paul Kunkel, stellte im Spätsommer 2017 den erneuten Kontakt zum Verein her und es ergab sich die Möglichkeit, das Konzept der Krater-Trails den Vorständen Franz Staudt und Robert Eichelsbacher in einem Gespräch vorzustellen. Diese erkannten die nachhaltige Basis der Idee und waren vom Sinn und Zweck der bisher geleisteten Arbeit begeistert – wenngleich aufgrund des Ergebnisses der ersten Bewirtschaftungsphase Anfang der Dekade Restzweifel blieben. Jedoch stellte der Verein seinerseits das Projekt dem Bürgermeister vor und dieser hob den finalen Daumen.
Eröffnung, Gegenwart & Zukunft
Danach ging alles sehr schnell: Am 22.4. dieses Jahres feierten die Krater-Trails ihre offizielle Eröffnung. Als gleichnamige Untergruppe des Radsportvereins kümmern sich Jordan Hugo und ein fester Kern aus fünf bis sechs weiteren Bahnmeistern um inzwischen 30 regelmäßige Fahrer und eine wachsende Anzahl von interessierten Gästen, die sich auf insgesamt sieben Trail-Strecken austoben können: Neben zwei Enduro Trails warten die sprunglastige „Flow Line“, die leichtere „Blue Angel Line“, die anspruchsvollere „Red Devil Line“, die „Air Jordan Line“ inklusive drei Maxi-Sprüngen sowie die „Dirt-Line“ mit steilen Kickern auf die actionhungrigen Biker.
Ein sogenannter Pump-Track rundet das vorläufige Angebot ab. Da der Trailpark von Bikern für Biker gebaut wurde, ist der Fahrspaß für jedermann garantiert. Sogar ein eifriger Nachwuchscrosser mit Windeln und Laufrad hatte auf dem Pump-Track schon seinen Spaß. „Bei den Planungen und beim Bau standen Nachhaltigkeit und gegenseitige Rücksichtnahme für uns immer an erster Stelle. Die Trails kreuzen sich nicht und die Nutzer eines angrenzenden Wanderweges werden durch ein Schleusensystem für die Biker vor Gefahren geschützt. Und selbstverständlich gilt auf den gesamten Strecken Helmpflicht“, klärt uns Jordan über die sicherheitsrelevanten Details auf.
Darüber hinaus gilt das Prinzip „No Dig, No Ride!“ – Eigeninitiative der Nutzer bei der Instandhaltung der Strecke gilt also nicht nur als gern gesehenes Goodie, sondern als grundsätzliche Ehrensache. Mit dem aktuellen Status quo sind die Cracks vom Eller übrigens noch lange nicht zufrieden: Die Planungen für eine „Black Line“, die sich an die Profis richten wird, laufen aktuell auf Hochtouren und sollen im kommenden Winter umgesetzt werden. Zudem will das Team die Infrastruktur für den Aufenthaltsbereich verbessern und weitere Ideen in die Konzeptionsphase bringen. Langweilig wird’s wohl nicht im Krater. Was so ein alter Spaten alles auslösen kann …
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