Eine auf vielen Ebenen schöne Nachricht: Der Herr D kommt mal wieder rum ins kleine, feine Städtchen! Und das Pflaster, das ihn hier erwartet, dürfte er schon relativ gut kennen.
Mit den Fantastischen Vier gehört er seit dem legendären Klimperkasten-Gig im Jahr 1992 bereits zur Aschaffenburger Musikhistorie – konnte man jüngst bei der grandiosen POP-AB-Ausstellung nochmals genüsslich Revue passieren lassen – und hat mit seinen Mitstreitern selbstverständlich auch schon mal die LINDE MH ARENA, damals noch Unterfrankenhalle genannt, in Grund und Boden gegroovt. Zuletzt haben die Fantas bei ihrer ausverkauften Stadiontournee über 250.000 Menschen glücklich gemacht. Ach, was erzählen wir euch hier, die Geschichte der Fantas mit allen Charterfolgen, Hallentourneen, Festivalabrissen und ihrer Bedeutung um die deutsche Musiklandschaft kennt ihr alle wahrscheinlich sowieso besser als wir.
Doch auch Solo hat Herr Dürr schon dicke Pflöcke in A’burg gerammt. Hier sei an die grandiose Headliner-Show auf dem Afrika-Karibik-Festival 2009 erinnert, als Thomas D mit seiner Band den knallvollen Volksfestplatz zum Ausflippen brachte. Was damals schon in Erinnerung blieb: Der Vollblutmusiker ist auch ohne die anderen drei Fantastischen auf der Bühne eine absolute Macht und obendrein ein durchweg mitreißender, authentischer Sympath. Ende Oktober beehrt er uns also erneut und kehrt zurück an den Ort, an dem die D-X-A’burg-Story damals begann: In den Roßmarkt. Im Gepäck hat er mit The KBCS ein paar Mitstreiter, mit denen er durchaus neue, aber mehr als hörenswerte Töne anschlägt.
Thomas D & The KBCS: Vintage-Sound trifft auf zeitlose Texte
Die Hamburger Band The KBCS, bestehend aus Nicolas Börger, Lars Coelln, Daniel Stritzke und Lucas Kochbeck, veröffentlichte im Jahr 2019 ihr Debütalbum „Pho Sessions Vol. 1“ mit reinen Instrumentals, die einen mit ihren warmen Vintage-Sounds und einer Attitüde irgendwo zwischen Jazz und Hip-Hop sofort mit akustischen Plüschhandschellen fesseln. Der Legende nach bekommt Thomas D dieses Album vom Klavierlehrer seines Sohnes empfohlen und packt sich die Platte auf die Ohren, während er auf seinem Hof in der Vulkaneifel einen Torbogen anstreicht. Ob der Torbogen danach besser aussah als davor, ist nicht überliefert. Wohl aber die Tatsache, dass er sofort in den Bann gezogen wurde von den trockenen Drums, dem erdigen Bass, den spacigen Keys und der souligen Gitarre, die von den norddeutschen Soundtüftlern ganz bewusst im analogen Klangbild erschaffen wurden. Eine sich sofort einstellende, tiefe Verbundenheit zu dem Gehörten lässt im Hip-Hop-Urgestein eine Idee reifen: Mit The KBCS als musikalische Brothers in Crime seine zahlreichen Texte in neue Gewänder zu kleiden. Gedacht, getan! Er lädt die talentierten Instrumentalisten in seine Eifel-Homebase „M.A.R.S.“ („Moderne Anstalt Rigoroser Spakker“) ein, wo er nicht nur zusammen mit seiner Familie und anderen Musikern lebt und arbeitet, sondern auch ein eigenes Tonstudio betreibt. Ein magischer Ort am Fuße eines erloschenen Vulkans, an dem die Kreativität wie heiße Lava fließt.
Es kommt, wie es kommen muss: Nicht nur der instrumentale, analoge Vibe von The KBCS matcht komplett mit den zeitlosen Texten von Thomas D, auch auf persönlicher Ebene harmoniert die Kombi ab dem ersten Ton. Das erste Ergebnis des neuen Traumpaares hört auf den Namen „M.A.R.S. Sessions I“, wurde komplett live aufgenommen, kommt ohne jegliche Programmierungen aus und kommt dabei heraus, wenn einer seine über Dekaden geschriebenen Songs und Texte neu interpretieren kann. Oder, wie es im Promo-Text so schön heißt: „Es entstehen immer wieder neue, liebevolle Symbiosen aus Texten, Instrumenten und Emotionen.“ Word!
© Julian Konrad; Media Est. 2023
Thomas D. & The KBCS
Nur zwei Schritte vom M.A.R.S. bis in den Roßmarkt
Auch wenn Ortskundige vielleicht widersprechen wollen, bedarf es vom M.A.R.S. bis in den Colos-Saal nur zwei logischer Schritte. Der Erste ist ein Mitschnitt des Materials in den Little Big Beat Studios von Little Konzett in Liechtenstein, der vor einem exklusiven Publikum live eingespielt und durchweg analog recorded wurde, um die besondere Attitüde des Sounds so authentisch wie möglich auf Tonträger zu bannen.
Und auch der zweite Schritt war abzusehen: Nach dem 21er-Debüt haben sich Thomas D & The KBCS wieder im hauseigenen Studio des Fanta-Frontmanns eingeschlossen, um den direkten Nachfolger „M.A.R.S. Sessions II“ zu zeugen und direkt auf die Welt zu bringen. Mit dem Unterschied, dass das organischgroovende Soundkleid des D-Solomaterials auf der Neuerscheinung gerne auch mal eine Spur rockiger daherkommt. Weiterentwicklung eben. Was unter dem Strich aber eben auch bleibt, und jetzt kommt ihr ins Spiel, ist mehr als genug Stoff für eine Liveexplosion auf der Bühne. Oder wie Thomas D selbst sagt: „Beim performen haben wir, insbesondere die Jungs der KBCS, festgestellt, dass es unglaublich Spaß macht, auf der Bühne so richtig abzugehen. Mit diesen zwei Platten können wir live jetzt so richtig Gas geben.“ Klingt schwer danach, dass es Ende Oktober im Roßmarkt ganz schön rund gehen dürfte. Und bezüglich der Vorzüge von Clubshows, die auch die größten und stadionerfahrensten Stars sehr zu schätzen wissen, sei nochmals kurz gesagt „Kleine Kessel kochen schneller!“ Das sich Thomas D diesbezüglich auf seine Aschaffenburger Fans verlassen kann, weiß er ja schließlich selbst schon seit spätestens 1992.