Mit einem Zitat aus Steven Spielbergs Kultfilm „Jurassic Park“ eröffnet das Stadttheater Aschaffenburg seine neue Spielzeit 2024/2025. Die Worte „Erkennen Sie denn nicht die Gefahr, die darin steckt?“ verweisen auf das Dilemma des wissenschaftlichen Fortschritts: Sollte der Mensch alles tun, wozu er in der Lage ist? Dieser Frage widmet sich das Stadttheater mit einer beeindruckenden Reihe multimedialer Inszenierungen.
Den Auftakt bildet Mary Shelleys „Frankenstein“ in einer Produktion des Theaters Schloss Maßbach am 21.1. Victor Frankenstein erschafft ein Monster aus unbelebter Materie. Die Handlung rückt in den Vordergrund, wie der Ehrgeiz eines Wissenschaftlers zur Schaffung des Unnatürlichen führt und welche moralischen und ethischen Konsequenzen daraus erwachsen.
Am 25.1. folgt Heinar Kipphardts „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ der BüchnerBühne Riedstadt. Im Mittelpunkt stehen die Untersuchungen der US-Atomenergiekommission gegen den Leiter des Manhattan-Projekts. Das Stück beleuchtet die politische und moralische Zwickmühle der Nutzung von Nuklearwaffen in Zeiten des Kalten Krieges sowie die Spannungen zwischen Wissenschaft, Politik und Ethik. Oppenheimer, der „Vater der Atombombe“, muss sich immer wieder der Frage stellen: Welche Verantwortung trägt der Wissenschaftler für die weitere Nutzung seiner Erkenntnisse?
Georg Büchners „Woyzeck“ wird am 12. & 13.2. vom Schauspiel Leipzig als weiteres Highlight auf die Aschaffenburger Bühne gebracht. Der Doktor der namensgebenden Hauptfigur behandelt seine Patienten als bloße Versuchskaninchen und spricht ihnen dadurch die Menschlichkeit ab. Unter anderem Woyzecks ohnehin schon angeknackste Psyche und Physis leiden sehr unter dem Drang des Doktors, krampfhaft revolutionäre medizinische Erkenntnisse zu entdecken aber gleichzeitig die Grenzen der Ethik sprengen.
© Felix Grünschloß
Leben des Galilei
Das Badische Staatstheater präsentiert am 14.5. Bertolt Brechts „Leben des Galilei“. Der Universalgelehrte beweist im 17. Jahrhundert, dass die Sonne im Mittelpunkt des planetaren Systems steht. Die Kirche betrachtet ihn fortan als Persona non grata und übt immensen Druck aus. Brecht stellt die Frage, wie ein Wissenschaftler sich entscheiden soll, wenn seine bahnbrechenden Erkenntnisse ihn in Lebensgefahr bringen. Mit der Mehrfachbesetzung Galileis wird der innere Zwiespalt zwischen dem eigenen Lebenswillen und einem gesellschaftlichen Bildungsauftrags in Szene gesetzt.
In einer realen Gegenwart, in der Pseudowissen und Wissenschaftsleugnung sich als Wolf im Schafspelz der Wissenschaft verkleiden, ist es entscheidend, diese erkennen und entlarven zu können. Das Theater setzt sich mit der diesjährigen Reihe bewusst gegen diese Formen der Desinformation ein und möchte zur Aufklärung beitragen.Begleitet durch eine Filmvorführung von Christopher Nolans siebenfach oscarprämierten „Oppenheimer“ am 22.5. im Casino Filmtheater und zahlreichen Diskussionsrunden, wird das Theater auf einer weiteren Metaebene zu einem Ort des Nachdenkens, der Debatte und einer intensiven gemeinsamen Reflexion.