Will jemand wissen, was manchmal das wirklich Coole am Lebenszustand „Vater-Sein“ ist? Die anderen Mütter auf den Elternabenden? Keineswegs. Zu chauvi und 90er-mäßig. Oder nur ein ganz kleines bisschen cool. Carrera-Bahn spielen können bis es dunkel wird, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen? Hhm. Ja, vielleicht. Dass deine Kinder ab und an glauben, du könntest Unglaubliches leisten und bist der beste Typ der Stadt? Auf jeden Fall. Es ist ein kurzes Fenster in dem das beide Kinder zeitgleich und felsenfest glauben. Befürchte ich mal wieder. Aber ich bin gerade mittendrin. Zumindest punktuell. Also äh … in manchen Augenblicken.
Woran ich das festmache? Kürzlich waren sie sogar der festen Überzeugung, ich könnte das „Perfekte Dinner“ gewinnen. Also ohne jeden Zweifel. Sagen sie. Ich selbst habe dieses Format schon mehrere Jahre nicht mehr geschaut. Sie waren aber bei Oma und Opa, und da wird gerne ausgiebig geglotzt. „Schlagernacht“ mit Ben Zucker, „Let’s Dance“. Und jetzt eben das „Perfekte Dinner“. Sie kamen zurück und taten lauthals kund: Wenn ich da mal nur teilnehmen würde, dann kann es nur einen Sieger geben: nämlich mich. Das hat mich einigermaßen gerührt und überrascht. Und bringt mich deshalb zu einem anderen anknüpfenden Thema. Denn im Alltag oder besser in der konkreten Situation des Abendessens bekomme ich oft genug nicht unbedingt das Gefühl vermittelt, dass gleich einer der beiden eine Zehn hinterm Rücken hervorholt.
Die Zehn ist, glaube ich, immer noch die Höchstnote beim „Perfekten Dinner“. Die Zehn wird mir vielleicht von ihnen bei Burger, Wraps und Pizza serviert. Aber nur, wenn ich sie mache wie immer. Wehe, ich mache die Burger mit Lammhack oder den Wrap mit Rindfleisch. Dann ist entweder gleich großes Gespucke angesagt oder ich kann mich stante pede auf eine doppelte Mahlzeit auf meinem Teller einstellen. Rülps! Note drei. Weg ist der Pokal. Burger, Wrap, Pizza. Freitags Burger, am Samstag Wrap. In der nächsten Woche Wechsel. Freitag Wrap, am Samstag Burger. Mit dieser Kombo kommen wir geschätzt an 40 Wochenenden gut durch die Abende. Im Sommer kommt noch Pizza dazu. Machen wir am Wochenende mal was anderes, ist das Getöse groß. „Warum gibt es keine Wraps?“ oder „Warum erst morgen Burger?“. Beim Wochenend-Einkauf kann ich mittlerweile auf Autopilot schalten. Auch gut!
Aber es reicht anscheinend, um ihnen den Glauben zu vermitteln, ich könne das „Perfekte Dinner“ gewinnen. Den Rest, den ich so koche, beurteilen sie nämlich sehr schwankend. Mal so, mal so. Mal ist Risotto „Yeah, super!“ mal „Bäh, ekelhaft“. Mal ruft Hanni „Ich liebe Frankfurter Schnitzel“, dann sind wir wieder dankbar, wenn Bruno das Essen nach dem ersten Bissen nicht wieder sofort auf den Teller legt. Einmal vorgekaut! Hanni hasst Tomatensoße, Bruno will nur Fisch „mit ohne Haut“. Die Schnittmenge ist gering. Aber gut: Burger, Wrap, Pizza. Anyway. Beim „Perfekten Dinner“ kann nur einer gewinnen: ich! Ich vermute ja, mit keinem dieser drei Gerichte hätte ich große Chancen die Show abzuräumen. Dabei will ich von mir behaupten, dass ich gar kein so schlechter Koch bin. Allein, sie lassen sich halt nur begrenzt drauf ein. Oder sie sind eine sehr wankelmütige Kundschaft.
Doch in den wundersamsten Augenblicken scheinen sie ganz tief an mich zu glauben. Am Esstisch kritisch wie ein Tester vom „Gault Millau“, nach außen voller Überzeugung und einem Vertrauen wie Jogi Löw in Mario Götze im WM-Finale 2014. „Also Papa, geh raus und zeig der Welt, dass Du besser als Tim Mälzer bist!“ Verflixt. Das „Perfekte Dinner“. 1.500 Euro Preisgeld. Für Burger, Wrap oder Pizza! Es klingt unglaublich. Aber bitte, vielleicht sollte ich es einfach mal versuchen. Oder ich mache einfach Fisch „mit ohne Haut“! Einen Versuch wäre es wert.
Bruno und ich hören: Spaceman Spiff „Endlich nichts“ (Grand Hotel Van Cleef)